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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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zeugung von jenen Lieblingsideen losgesagt, und sie wieder ausführen wird,
wo und sobald man kann.

In einer solchen Nachgiebigkeit lüge aber auch das gerade Gegentheil
von dem, womit uns der heilige Eid auf erprobte constitutionelle Formen
erfüllen soll, des Gefühles von neu aufblühender Kraft, in ihr läge das Ge-
ständniß der Schwäche. Die Dynastie und ihre Organe waren bis zur Stunde
nicht Herren, am allerwenigsten, wie man meinte, unbedingte Herren in Tirol.
Es herrschte daselbst der Klerus, die Bischöfe und ihre Priester, die Mönche
und ihre Betschwestern, was sie wollten geschah. Die Negierung mußte sich
erst ihrer Gunst versichern, versprechen zu walten nach ihrem Sinn oder sie
schalten zu lassen, um im Frieden Ruhe und Gehorsam, im Kriege Schützen¬
hilfe und Pflege der verwundeten und kranken Soldaten zu gewinnen. Hul¬
digte man nicht den Launen der Jsisdieuer vom kleinsten Opfer bis zur Ber¬
gendung von Millionen, womit sie sich selbst, ihre Tempeldiener und Sippen
bereicherten, so drohten sie mit dem Zorn der Gläubigen. Diese Mißwirth-
schaft. dies Verhältniß, das auf ein Haar demjenigen ähnelt, worin man
Mexico oder Peru bei seiner Entdeckung fand, soll nun selbst jetzt noch fort¬
gesetzt werden, wo der vernünftige, wenn auch viel kleinere Theil des Volkes
(und wo wäre dieser nicht klein gegen die Schaar des Pöbels?) ihrer herzlich
satt ist und nach Civilisation und Befreiung von diesem Sklavenjoche verlangt.
Scheint es nicht, als ob die Camanlla, die im 19. Jahrhundert noch mit der
Politik des 16. auszureichen wähnt, dem tiroler Volke den Rath Hamlets
gäbe: Kek tuos to ir ruiner^, -- to i>. nurmsr^, Mi

Der Prinz mag edel, gut, hochherzig sein, jeder Zoll ein Fürst, sromM,
wie es Fürsten selten sin-d, nur eines ist er leider nicht, ein Feind der Pfaf¬
fenherrschaft, und dies ist es, was Tirol Noth thut.




Die Streirkräste der Vereinigten Staaten.

Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten ist in vollem Gange-
Beide Theile rüsten mit Macht, und wenn wir den Berichten der Tagesblätter
glauben dürfen, so werden sich ungeheure Heere gegenüberstehen und uner¬
hörte Blutströme fließen. Man darf nicht mehr zweifeln, daß es dem Nor-


zeugung von jenen Lieblingsideen losgesagt, und sie wieder ausführen wird,
wo und sobald man kann.

In einer solchen Nachgiebigkeit lüge aber auch das gerade Gegentheil
von dem, womit uns der heilige Eid auf erprobte constitutionelle Formen
erfüllen soll, des Gefühles von neu aufblühender Kraft, in ihr läge das Ge-
ständniß der Schwäche. Die Dynastie und ihre Organe waren bis zur Stunde
nicht Herren, am allerwenigsten, wie man meinte, unbedingte Herren in Tirol.
Es herrschte daselbst der Klerus, die Bischöfe und ihre Priester, die Mönche
und ihre Betschwestern, was sie wollten geschah. Die Negierung mußte sich
erst ihrer Gunst versichern, versprechen zu walten nach ihrem Sinn oder sie
schalten zu lassen, um im Frieden Ruhe und Gehorsam, im Kriege Schützen¬
hilfe und Pflege der verwundeten und kranken Soldaten zu gewinnen. Hul¬
digte man nicht den Launen der Jsisdieuer vom kleinsten Opfer bis zur Ber¬
gendung von Millionen, womit sie sich selbst, ihre Tempeldiener und Sippen
bereicherten, so drohten sie mit dem Zorn der Gläubigen. Diese Mißwirth-
schaft. dies Verhältniß, das auf ein Haar demjenigen ähnelt, worin man
Mexico oder Peru bei seiner Entdeckung fand, soll nun selbst jetzt noch fort¬
gesetzt werden, wo der vernünftige, wenn auch viel kleinere Theil des Volkes
(und wo wäre dieser nicht klein gegen die Schaar des Pöbels?) ihrer herzlich
satt ist und nach Civilisation und Befreiung von diesem Sklavenjoche verlangt.
Scheint es nicht, als ob die Camanlla, die im 19. Jahrhundert noch mit der
Politik des 16. auszureichen wähnt, dem tiroler Volke den Rath Hamlets
gäbe: Kek tuos to ir ruiner^, — to i>. nurmsr^, Mi

Der Prinz mag edel, gut, hochherzig sein, jeder Zoll ein Fürst, sromM,
wie es Fürsten selten sin-d, nur eines ist er leider nicht, ein Feind der Pfaf¬
fenherrschaft, und dies ist es, was Tirol Noth thut.




Die Streirkräste der Vereinigten Staaten.

Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten ist in vollem Gange-
Beide Theile rüsten mit Macht, und wenn wir den Berichten der Tagesblätter
glauben dürfen, so werden sich ungeheure Heere gegenüberstehen und uner¬
hörte Blutströme fließen. Man darf nicht mehr zweifeln, daß es dem Nor-


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[0346] zeugung von jenen Lieblingsideen losgesagt, und sie wieder ausführen wird, wo und sobald man kann. In einer solchen Nachgiebigkeit lüge aber auch das gerade Gegentheil von dem, womit uns der heilige Eid auf erprobte constitutionelle Formen erfüllen soll, des Gefühles von neu aufblühender Kraft, in ihr läge das Ge- ständniß der Schwäche. Die Dynastie und ihre Organe waren bis zur Stunde nicht Herren, am allerwenigsten, wie man meinte, unbedingte Herren in Tirol. Es herrschte daselbst der Klerus, die Bischöfe und ihre Priester, die Mönche und ihre Betschwestern, was sie wollten geschah. Die Negierung mußte sich erst ihrer Gunst versichern, versprechen zu walten nach ihrem Sinn oder sie schalten zu lassen, um im Frieden Ruhe und Gehorsam, im Kriege Schützen¬ hilfe und Pflege der verwundeten und kranken Soldaten zu gewinnen. Hul¬ digte man nicht den Launen der Jsisdieuer vom kleinsten Opfer bis zur Ber¬ gendung von Millionen, womit sie sich selbst, ihre Tempeldiener und Sippen bereicherten, so drohten sie mit dem Zorn der Gläubigen. Diese Mißwirth- schaft. dies Verhältniß, das auf ein Haar demjenigen ähnelt, worin man Mexico oder Peru bei seiner Entdeckung fand, soll nun selbst jetzt noch fort¬ gesetzt werden, wo der vernünftige, wenn auch viel kleinere Theil des Volkes (und wo wäre dieser nicht klein gegen die Schaar des Pöbels?) ihrer herzlich satt ist und nach Civilisation und Befreiung von diesem Sklavenjoche verlangt. Scheint es nicht, als ob die Camanlla, die im 19. Jahrhundert noch mit der Politik des 16. auszureichen wähnt, dem tiroler Volke den Rath Hamlets gäbe: Kek tuos to ir ruiner^, — to i>. nurmsr^, Mi Der Prinz mag edel, gut, hochherzig sein, jeder Zoll ein Fürst, sromM, wie es Fürsten selten sin-d, nur eines ist er leider nicht, ein Feind der Pfaf¬ fenherrschaft, und dies ist es, was Tirol Noth thut. Die Streirkräste der Vereinigten Staaten. Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten ist in vollem Gange- Beide Theile rüsten mit Macht, und wenn wir den Berichten der Tagesblätter glauben dürfen, so werden sich ungeheure Heere gegenüberstehen und uner¬ hörte Blutströme fließen. Man darf nicht mehr zweifeln, daß es dem Nor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/346>, abgerufen am 28.06.2024.