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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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Papst. 1348 kaufte der Papst Stadt und Gebiet Avignon; Papst Julius der
Zweite erwarb sAnfang des 16. Jahrhunderts) das Fürstenthum Pontecorvo
und sein Vorgänger Alexander Borgia erhielt von Konig Ferdinand von Neapel
das Herzogthum Benevent. Vom Frieden zu Tolentino von 1797 an und
den folgenden Ereignissen bis zur Rückkehr des Papstes nach Rom am 24. Mai
1814 stand, freilich der Bestand des Kirchenstaats oft und mehr als je in Frage,
auf welche Ereignisse, da sie bekannt genug sind, wir hier weiter nicht ein¬
Fe.' gehen. '^




Georg Friedrich Händel von Friedrich Chrysnnder.
Zweiter Band.

Ueber den ersten Band ist gleich nach dessen Erscheinen ausführlich be¬
richtet worden. Der nun vorliegende zweite umfaßt den Zeitraum 1720--40,
zwanzig Jahre bei der italienischen Oper in London. Ein dritter soll noch im
Laufe dieses Jahres mit der Darstellung der großen oratorischen Thätigkeit
Handels das Werk beschließen.

Die zur richtigen Würdigung des Buches nothwendigen allgemeinen
Gesichtspunkte haben wir in jenem ersten Bericht festzustellen gesucht, und des
Verfassers außerordentliche Befähigung für die Musikgeschichte überhaupt, wie
lpeciell für den vorliegenden Gegenstand nachgewiesen. Der zweite Band be¬
weist, daß seine Kräfte mit den Schwierigkeiten wachsen. Die in demselben
abgehandelte Periode ist bis jetzt die unklarste in Hündels Leben gewesen, nur
die allgemeinsten Umrisse waren bekannt, und über seine Schicksale waren nur
vereinzelte Nachrichten und Anekdoten im Umlauf. Von seiner ausgedehnten
'Kunstthätigkeit während dieser Zeit wußte man in weiteren Kreisen wenig
wehr, als daß sie besonders die Oper umfaßte. Man pflegte diese rein als
Vorstufe zu seinen Oratorien anzusehen, und als die letzteren mehr oder we¬
niger der Vergessenheit anheimfielen, war es ganz natürlich, daß seine Oper
vollständig ins Dunkel zurücktrat, um so mehr, da man ihr eine in sich ab¬
geschlossene Kunstbedeutung nie zuerkannt hatte.

Die erste Biographie Handels von Mainwaring 1760 hat, abgesehen da-
"on. daß sie als erste Beschreibung des Lebens eines Tonkünstlers überhaupt


Gen.zbotm I, 1661. 63

Papst. 1348 kaufte der Papst Stadt und Gebiet Avignon; Papst Julius der
Zweite erwarb sAnfang des 16. Jahrhunderts) das Fürstenthum Pontecorvo
und sein Vorgänger Alexander Borgia erhielt von Konig Ferdinand von Neapel
das Herzogthum Benevent. Vom Frieden zu Tolentino von 1797 an und
den folgenden Ereignissen bis zur Rückkehr des Papstes nach Rom am 24. Mai
1814 stand, freilich der Bestand des Kirchenstaats oft und mehr als je in Frage,
auf welche Ereignisse, da sie bekannt genug sind, wir hier weiter nicht ein¬
Fe.' gehen. '^




Georg Friedrich Händel von Friedrich Chrysnnder.
Zweiter Band.

Ueber den ersten Band ist gleich nach dessen Erscheinen ausführlich be¬
richtet worden. Der nun vorliegende zweite umfaßt den Zeitraum 1720—40,
zwanzig Jahre bei der italienischen Oper in London. Ein dritter soll noch im
Laufe dieses Jahres mit der Darstellung der großen oratorischen Thätigkeit
Handels das Werk beschließen.

Die zur richtigen Würdigung des Buches nothwendigen allgemeinen
Gesichtspunkte haben wir in jenem ersten Bericht festzustellen gesucht, und des
Verfassers außerordentliche Befähigung für die Musikgeschichte überhaupt, wie
lpeciell für den vorliegenden Gegenstand nachgewiesen. Der zweite Band be¬
weist, daß seine Kräfte mit den Schwierigkeiten wachsen. Die in demselben
abgehandelte Periode ist bis jetzt die unklarste in Hündels Leben gewesen, nur
die allgemeinsten Umrisse waren bekannt, und über seine Schicksale waren nur
vereinzelte Nachrichten und Anekdoten im Umlauf. Von seiner ausgedehnten
'Kunstthätigkeit während dieser Zeit wußte man in weiteren Kreisen wenig
wehr, als daß sie besonders die Oper umfaßte. Man pflegte diese rein als
Vorstufe zu seinen Oratorien anzusehen, und als die letzteren mehr oder we¬
niger der Vergessenheit anheimfielen, war es ganz natürlich, daß seine Oper
vollständig ins Dunkel zurücktrat, um so mehr, da man ihr eine in sich ab¬
geschlossene Kunstbedeutung nie zuerkannt hatte.

Die erste Biographie Handels von Mainwaring 1760 hat, abgesehen da-
"on. daß sie als erste Beschreibung des Lebens eines Tonkünstlers überhaupt


Gen.zbotm I, 1661. 63
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[0507] Papst. 1348 kaufte der Papst Stadt und Gebiet Avignon; Papst Julius der Zweite erwarb sAnfang des 16. Jahrhunderts) das Fürstenthum Pontecorvo und sein Vorgänger Alexander Borgia erhielt von Konig Ferdinand von Neapel das Herzogthum Benevent. Vom Frieden zu Tolentino von 1797 an und den folgenden Ereignissen bis zur Rückkehr des Papstes nach Rom am 24. Mai 1814 stand, freilich der Bestand des Kirchenstaats oft und mehr als je in Frage, auf welche Ereignisse, da sie bekannt genug sind, wir hier weiter nicht ein¬ Fe.' gehen. '^ Georg Friedrich Händel von Friedrich Chrysnnder. Zweiter Band. Ueber den ersten Band ist gleich nach dessen Erscheinen ausführlich be¬ richtet worden. Der nun vorliegende zweite umfaßt den Zeitraum 1720—40, zwanzig Jahre bei der italienischen Oper in London. Ein dritter soll noch im Laufe dieses Jahres mit der Darstellung der großen oratorischen Thätigkeit Handels das Werk beschließen. Die zur richtigen Würdigung des Buches nothwendigen allgemeinen Gesichtspunkte haben wir in jenem ersten Bericht festzustellen gesucht, und des Verfassers außerordentliche Befähigung für die Musikgeschichte überhaupt, wie lpeciell für den vorliegenden Gegenstand nachgewiesen. Der zweite Band be¬ weist, daß seine Kräfte mit den Schwierigkeiten wachsen. Die in demselben abgehandelte Periode ist bis jetzt die unklarste in Hündels Leben gewesen, nur die allgemeinsten Umrisse waren bekannt, und über seine Schicksale waren nur vereinzelte Nachrichten und Anekdoten im Umlauf. Von seiner ausgedehnten 'Kunstthätigkeit während dieser Zeit wußte man in weiteren Kreisen wenig wehr, als daß sie besonders die Oper umfaßte. Man pflegte diese rein als Vorstufe zu seinen Oratorien anzusehen, und als die letzteren mehr oder we¬ niger der Vergessenheit anheimfielen, war es ganz natürlich, daß seine Oper vollständig ins Dunkel zurücktrat, um so mehr, da man ihr eine in sich ab¬ geschlossene Kunstbedeutung nie zuerkannt hatte. Die erste Biographie Handels von Mainwaring 1760 hat, abgesehen da- "on. daß sie als erste Beschreibung des Lebens eines Tonkünstlers überhaupt Gen.zbotm I, 1661. 63

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/507>, abgerufen am 15.01.2025.