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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.

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übrige Deutschland erschwere ihm dahinzielendcs Handeln durch sein Mißtrauen,
sicher weit mehr Berechtigung. Glauben wir statt zu zweifeln, geben wir uns
hin, statt zu mäkeln, und es wird sich durch die Wechselwirkung zwischen der
Nation und der mächtigsten ihrer Regierungen eine Schwung- und Schlagkraft
entwickeln, mit welcher gerüstet, wir in Bezug auf unsre Interessen in Trans-
albiugicn mit viel größerer Begründung das zuversichtliche Wort des italie¬
nischen Patrioten nachsprechen können: "Wir wollen Herr sein in unserm Hause,
mögen die Allmächtigen der Erde es wollen oder nicht wollen!"




Das Ende der Bombonenherrschast in Neapel.*)

"Don Liborio" -- so fragte im Juni dieses Jahres den eben zum Mi¬
nister des Innern ernannten altliberalen Advocaten Romano einer seiner
ehemaligen Clienten, "wen werden Sie jetzt verrathen, den König oder Gari-
valdi?" -- "Aber," antwortete Romano, "ich bin ja jetzt constitutioneller Mi¬
nister!"

Diese Unterhaltung fand im Cafe d'Europa statt, dem am Zusammen¬
stoß der Toledo- und Chiajastraße dem Largo ti Palazzo gegenüber so herr¬
lich gelegenen Caffeehause, dem stets brodelnden Heerde der politischen Um¬
triebe Neapels, seit diese nicht mehr das Dunkel der Verborgenheit zu suchen
brauchen. Liborio Romano hatte ebenda noch vor wenigen Wochen eine
Collecte sür Garibaldi in Circulation gesetzt, auf welcher außer dein seinigen
noch die Namen mehrer seiner späteren Kollegen im Cabinet des constitutio-
nellen Königs verzeichnet standen.

Ein lautes Gelächter von den Marmortischen rings umher erschallte auf
diese verlegenen Worte des alten Verschwörers, welcher, theils um sich der
unangenehmen Lage zu entledigen, theils wohl auch um über seines Herzens



") Mittheilungen eines preußischen Diplomaten, die wir als Gegenstück zu den enthu¬
siastischen Beschreibungen geben, welche uns bisher von dem 7, September in Neapel, na¬
mentlich von den englischen Blättern, geliefert wurden. Die hier und da durchscheinende po¬
D. Red. litische Ansicht ist selbstverständlich nicht die unsere.

übrige Deutschland erschwere ihm dahinzielendcs Handeln durch sein Mißtrauen,
sicher weit mehr Berechtigung. Glauben wir statt zu zweifeln, geben wir uns
hin, statt zu mäkeln, und es wird sich durch die Wechselwirkung zwischen der
Nation und der mächtigsten ihrer Regierungen eine Schwung- und Schlagkraft
entwickeln, mit welcher gerüstet, wir in Bezug auf unsre Interessen in Trans-
albiugicn mit viel größerer Begründung das zuversichtliche Wort des italie¬
nischen Patrioten nachsprechen können: „Wir wollen Herr sein in unserm Hause,
mögen die Allmächtigen der Erde es wollen oder nicht wollen!"




Das Ende der Bombonenherrschast in Neapel.*)

„Don Liborio" — so fragte im Juni dieses Jahres den eben zum Mi¬
nister des Innern ernannten altliberalen Advocaten Romano einer seiner
ehemaligen Clienten, „wen werden Sie jetzt verrathen, den König oder Gari-
valdi?" — „Aber," antwortete Romano, „ich bin ja jetzt constitutioneller Mi¬
nister!"

Diese Unterhaltung fand im Cafe d'Europa statt, dem am Zusammen¬
stoß der Toledo- und Chiajastraße dem Largo ti Palazzo gegenüber so herr¬
lich gelegenen Caffeehause, dem stets brodelnden Heerde der politischen Um¬
triebe Neapels, seit diese nicht mehr das Dunkel der Verborgenheit zu suchen
brauchen. Liborio Romano hatte ebenda noch vor wenigen Wochen eine
Collecte sür Garibaldi in Circulation gesetzt, auf welcher außer dein seinigen
noch die Namen mehrer seiner späteren Kollegen im Cabinet des constitutio-
nellen Königs verzeichnet standen.

Ein lautes Gelächter von den Marmortischen rings umher erschallte auf
diese verlegenen Worte des alten Verschwörers, welcher, theils um sich der
unangenehmen Lage zu entledigen, theils wohl auch um über seines Herzens



") Mittheilungen eines preußischen Diplomaten, die wir als Gegenstück zu den enthu¬
siastischen Beschreibungen geben, welche uns bisher von dem 7, September in Neapel, na¬
mentlich von den englischen Blättern, geliefert wurden. Die hier und da durchscheinende po¬
D. Red. litische Ansicht ist selbstverständlich nicht die unsere.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_110347/35>, abgerufen am 15.01.2025.