Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.tes Gnaden"..sind. Die Treue der Unterthanen geht nicht aus einem abstracten Die Kirche hat nicht selten darüber geklagt, daß die politischen Parteien sich in Literatur. Zur plattdeutschen Sprache und deren neue Literaturbcwegung. Von Ueber Theater und Musik. Historisch kritische Studien von Alfr ed Freihe rr Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Jerlag von F, L. Herbist -- Druck von C. E. Elbert u, Leipzig- tes Gnaden"..sind. Die Treue der Unterthanen geht nicht aus einem abstracten Die Kirche hat nicht selten darüber geklagt, daß die politischen Parteien sich in Literatur. Zur plattdeutschen Sprache und deren neue Literaturbcwegung. Von Ueber Theater und Musik. Historisch kritische Studien von Alfr ed Freihe rr Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Jerlag von F, L. Herbist — Druck von C. E. Elbert u, Leipzig- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110258"/> <p xml:id="ID_1362" prev="#ID_1361"> tes Gnaden"..sind. Die Treue der Unterthanen geht nicht aus einem abstracten<lb/> Dogma, sondern aus den natürlichen Gewohnheiten der Liebe und Ehrfurcht hervor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1363"> Die Kirche hat nicht selten darüber geklagt, daß die politischen Parteien sich in<lb/> ihr Gebiet eindrängen, und gewiß sind diese Klagen vollständig zu rechtfertigen. Aber<lb/> ist der entgegengesetzte Wunsch nicht ebenso gerecht? Sollte es für beide Theile,<lb/> Kirche und Publikum, nicht ersprießlicher sein, wenn sich ihrerseits die Kirche um<lb/> die Politik gar nicht kümmern wollte? „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", steht<lb/> geschrieben; und in der Anwendung: die Angelegenheiten der Staaten, ihre Entwick¬<lb/> lung und Zerstörung, haben mit dem Katechismus nichts zu schaffen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_1364"> Zur plattdeutschen Sprache und deren neue Literaturbcwegung. Von<lb/> H. Eschen Hagen. — Berlin, Schotte. — Ein im Ganzen gemäßigtes und sach¬<lb/> verständiges Urtheil. Die leidenschaftlichen Vorfechter des Plattdeutschen drücken sich<lb/> zuweilen so aus, als wollten sie ihren Dialect als gleichberechtigt auch für die<lb/> Schriftsprache neben das Hochdeutsche hinstellen; da doch das Plattdeutsche nicht un¬<lb/> sere Entwicklung durchgemacht, keinen Goethe und Schiller gehabt hat. Viele von<lb/> den modernen sentimentalen plattdeutschen Gedichten klingen wie aus dem Hoch¬<lb/> deutschen übersetzt. Für gewisse Zweige der Literatur dagegen eignet es sich vor¬<lb/> züglich, da es noch ganz seine sinnliche Frische besitzt, während unser Hochdeutsch<lb/> noch immer Spuren davon trägt, daß es zunächst von den Predigern und Ma¬<lb/> gistern cultivirt wurde. — Zu Urtheil kommen wir mit dem Verfasser nicht<lb/> immer überein; wir würden z. B. Fritz Reuter eine relativ höhere Stellung an¬<lb/> weisen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1365"> Ueber Theater und Musik. Historisch kritische Studien von Alfr ed Freihe rr<lb/> v. Wolzogen. — Berlin, Trewendt. — Aus verschiedenen Zeitschriften, namentlich<lb/> der Allg. Z. wieder abgedruckt. Manches darunter (z. B. Adelheid Günther, Na-<lb/> dcjda Bagdanoff und das moderne Ballet) kann wol nur ein vorübergehendes In¬<lb/> teresse in Anspruch nehmen; dagegen sind die allgemeinen Bilder der deutschen, fran¬<lb/> zösischen und englischen Bühne sehr lesenswert!); im Einzelnen mag das Urtheil<lb/> differiren, im Allgemeinen begegnet man dem Urtheil eines erfahrenen Kenners. Die<lb/> übrigen Aufsätze beschäftigen sich meist, und zwar polemisch, mit der sogenannten Zu¬<lb/> kunftsmusik, im Ganzen in der Richtung, die früher auch von den Grenzboten ver¬<lb/> treten wurde. Das principielle Interesse an diesen Fragen hat sich seitdem abge¬<lb/> stumpft: factisch hat sich Richard Wagner auf allen deutschen Theatern einen Platz<lb/> neben Meyerbeer erobert, den er auch vollkommen verdient. Wenn etwas besseres<lb/> an die Stelle tritt, werden auch diese Erscheinungen weichen; bis dahin wird man<lb/> die künstlerisch edlere Richtung des Einen neben dem größeren Talent des Andern<lb/> wol gelten lassen. ,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.<lb/> Jerlag von F, L. Herbist — Druck von C. E. Elbert u, Leipzig-</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
tes Gnaden"..sind. Die Treue der Unterthanen geht nicht aus einem abstracten
Dogma, sondern aus den natürlichen Gewohnheiten der Liebe und Ehrfurcht hervor.
Die Kirche hat nicht selten darüber geklagt, daß die politischen Parteien sich in
ihr Gebiet eindrängen, und gewiß sind diese Klagen vollständig zu rechtfertigen. Aber
ist der entgegengesetzte Wunsch nicht ebenso gerecht? Sollte es für beide Theile,
Kirche und Publikum, nicht ersprießlicher sein, wenn sich ihrerseits die Kirche um
die Politik gar nicht kümmern wollte? „Mein Reich ist nicht von dieser Welt", steht
geschrieben; und in der Anwendung: die Angelegenheiten der Staaten, ihre Entwick¬
lung und Zerstörung, haben mit dem Katechismus nichts zu schaffen. —
Literatur.
Zur plattdeutschen Sprache und deren neue Literaturbcwegung. Von
H. Eschen Hagen. — Berlin, Schotte. — Ein im Ganzen gemäßigtes und sach¬
verständiges Urtheil. Die leidenschaftlichen Vorfechter des Plattdeutschen drücken sich
zuweilen so aus, als wollten sie ihren Dialect als gleichberechtigt auch für die
Schriftsprache neben das Hochdeutsche hinstellen; da doch das Plattdeutsche nicht un¬
sere Entwicklung durchgemacht, keinen Goethe und Schiller gehabt hat. Viele von
den modernen sentimentalen plattdeutschen Gedichten klingen wie aus dem Hoch¬
deutschen übersetzt. Für gewisse Zweige der Literatur dagegen eignet es sich vor¬
züglich, da es noch ganz seine sinnliche Frische besitzt, während unser Hochdeutsch
noch immer Spuren davon trägt, daß es zunächst von den Predigern und Ma¬
gistern cultivirt wurde. — Zu Urtheil kommen wir mit dem Verfasser nicht
immer überein; wir würden z. B. Fritz Reuter eine relativ höhere Stellung an¬
weisen. —
Ueber Theater und Musik. Historisch kritische Studien von Alfr ed Freihe rr
v. Wolzogen. — Berlin, Trewendt. — Aus verschiedenen Zeitschriften, namentlich
der Allg. Z. wieder abgedruckt. Manches darunter (z. B. Adelheid Günther, Na-
dcjda Bagdanoff und das moderne Ballet) kann wol nur ein vorübergehendes In¬
teresse in Anspruch nehmen; dagegen sind die allgemeinen Bilder der deutschen, fran¬
zösischen und englischen Bühne sehr lesenswert!); im Einzelnen mag das Urtheil
differiren, im Allgemeinen begegnet man dem Urtheil eines erfahrenen Kenners. Die
übrigen Aufsätze beschäftigen sich meist, und zwar polemisch, mit der sogenannten Zu¬
kunftsmusik, im Ganzen in der Richtung, die früher auch von den Grenzboten ver¬
treten wurde. Das principielle Interesse an diesen Fragen hat sich seitdem abge¬
stumpft: factisch hat sich Richard Wagner auf allen deutschen Theatern einen Platz
neben Meyerbeer erobert, den er auch vollkommen verdient. Wenn etwas besseres
an die Stelle tritt, werden auch diese Erscheinungen weichen; bis dahin wird man
die künstlerisch edlere Richtung des Einen neben dem größeren Talent des Andern
wol gelten lassen. ,
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Jerlag von F, L. Herbist — Druck von C. E. Elbert u, Leipzig-
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