Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.Bilder aus der deutscheu Vergangenheit. Pfeffersäcke und Krippenreiter um 1660. Der große Krieg war beendet, statt der Bagagewagen fuhren wieder Dieser privilegirte Stand hatte vor Beginn des Krieges grade in un¬ Grenzboten III. 1S60, 1
Bilder aus der deutscheu Vergangenheit. Pfeffersäcke und Krippenreiter um 1660. Der große Krieg war beendet, statt der Bagagewagen fuhren wieder Dieser privilegirte Stand hatte vor Beginn des Krieges grade in un¬ Grenzboten III. 1S60, 1
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Bilder aus der deutscheu Vergangenheit.
Pfeffersäcke und Krippenreiter um 1660.
Der große Krieg war beendet, statt der Bagagewagen fuhren wieder
Frachtgüter auf den alten Straßen, die Grundherren flickten an ihren ver¬
dorbenen Hofgebäuden und ließen die ausgemusterten Reitcrpferde an die
Pflüge spannen. Unermeßlich waren die Schäden, welche der Krieg dem
Wohlstand, dem Selbstgefühl, der Sittlichkeit des lebenden Geschlechtes bei¬
gebracht hatte. Am längsten hatte an ihnen der Bauer zu leiden, am leb¬
haftesten empfand sie der Bürger, am seltsamsten offenbarten sie sich am
niedern deutschen Adel.
Dieser privilegirte Stand hatte vor Beginn des Krieges grade in un¬
holdem Uebergange gelebt, er war auf dem Wege einige Traditionen des
Mittelalters zu vergessen. Aus den raublustigen Junkern vom Stegreif waren
trunkliebende händelsüchtige Grundbesitzer geworden. Noch zogen häufig ihre
Söhne der Kriegstrommel nach, und schon vor 1618 ist eine häufige Klage,
daß die Junker vom Adel bei den Heeren überall bevorzugt werden, und wie
schwer es für einen tüchtigen Mann aus dem Bolle sei. von der Pike herauf-
zu kommen. Schon vor 1618 reisten die Erben der reichen und anspruchsvollen
Häuser nach Frankreich hinüber, dort Sprache. Bildung, das Kriegshandwerk
zu erlernen. Nicht nur in Paris, auch in andern großen Städten Frankreichs
waren sie zahlreicher, als etwa jetzt müßige Russen und Engländer, sie suchten
es den Franzosen in Liederlichkeit und Duellen gleichzuthun, und waren als
ungeschickte Nachahmer des fremden Brauches schon damals berüchtigt. Lebten
doch selbst mehre der westlichen deutschen Höfe schon vor 1618 in so großer
Abhängigkeit von französischer Sitte, daß ihnen das Französische bereits
die elegante Sprache für Rede und Schrift geworden war. So im Hofstaat
des unglücklichen Friedrichs von der Pfalz, des Wmtertonigs von Böhmen.
Unterdeß vegetirte die große Masse des Landadels in der Heimath unter Ge¬
lagen und Processen im Ganzen unter dem Fluch der Verkümmerung, welchem
Grenzboten III. 1S60, 1
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