Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.Gottsched und Friedrich der Große. Schon einmal ist in d, Bl, auf eine Zeitschrift hingewiesen wurden, die in In sehnlicher Erwartung der neulich von Ihnen erbetenen Nachricht, von dem Gottsched und Friedrich der Große. Schon einmal ist in d, Bl, auf eine Zeitschrift hingewiesen wurden, die in In sehnlicher Erwartung der neulich von Ihnen erbetenen Nachricht, von dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109130"/> </div> <div n="1"> <head> Gottsched und Friedrich der Große.</head><lb/> <p xml:id="ID_1169"> Schon einmal ist in d, Bl, auf eine Zeitschrift hingewiesen wurden, die in<lb/> Deutschland lange nicht so bekannt ist, als hiezu sein verdiente: die Preußischen<lb/> Provinzial-Blütter (seit 1857 redigirt von Dr, X, v, Hasenkamp, früher von<lb/> Prof. E, A, Hagen, Verfasser der „Norika" u. s, w,). Die altpreußischen Provinzen<lb/> haben sich theils durch ihre Jsolirung, theils durch ihre geschichtliche Entwickelung<lb/> eine so entschieden ausgesprochene Individualität bewahrt, wie wenig andere deutsche<lb/> Landschaften; überdies dürfen sie schon als äußerste Vorposten deutscher Cultur die<lb/> Theilnahme Deutschlands beanspruchen. Für ihre eigenthümlichen Zustände ist dus<lb/> genannte Blatt ein vortreffliches Organ, das über Gegenwart und Vergangenheit<lb/> von Ost- und Westpreußen einen wahren Schah von anregender Belehrung bietet.<lb/> Eine Reihe auch in Deutschland wohlbekannter Namen mag zeigen, daß die Redac¬<lb/> tion bedeutende Kräfte zu gewinnen verstanden hat. Die letzten Jahrgänge enthalten<lb/> Beitrüge von Schubert, Joh. Voigt, Gr. Voigt, Giesebrecht, Rvscnkrantz, Joh. Ja-<lb/> kobi u. A. Von besonderem Interesse sind anch die naturhistorischen Mittheilungen.<lb/> Wir entlehnen einem der letzten Hefte folgenden höchst interessanten auch von Danzel<lb/> noch nicht veröffentlichen Brief Gottscheds, über ein Gespräch mit Friedrich dem<lb/> Großen, das sechs Tage vor der Schlacht bei Roßbach Statt fand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1170" next="#ID_1171"> In sehnlicher Erwartung der neulich von Ihnen erbetenen Nachricht, von dem<lb/> wahren Zustande meines lieben Vaterlandes, muß ich Ihnen so bald als möglich<lb/> berichten, was mir von Ihrem preußischen Lklomon für Ehre wicderscchren ist. Als<lb/> einen Vortrab dcßelben muß ich Ihnen melden, daß des Printzen von Preußen Kö¬<lb/> nigliche Hoheit vor etwa 14 Tagen hier ankahmen. Die Universität schickte Abgeordnete,<lb/> Ihn zu bewillkommen. Dieser erkundigt sich sogleich nach mir und meiner Freundin.<lb/> Man läst mir es melden, und ich halte es für eine Schuldigkeit, Ihm sogleich auf¬<lb/> zuwarten. Er last mich, so bald der Prinz Moritz- von DessM von Ihm gehet,<lb/> vor sich und unterredcte sich aufs gnädigste eine halbe Stunde lang mit mir: Doch<lb/> das war nichts. Verwichen Sonnabend halb 12 Uhr kommt der König selbst, mit<lb/> etlichen Kegimsntorn und 2 Lattalion von seiner großen Potsdammer Garde, neu<lb/> rseroutiret und aufs kostbarste montiret, hier an. Da machen unsere Leipziger<lb/> große Augen. Es war in der That ein unvergleichlicher Anblick; theils was die<lb/> sxtraschönen und großen Leute, theils was ihre monwr betrift, die blau mit silber¬<lb/> nen Schleifen und Achselbändern und OrAn^s Westen und Beinkleidern ist; die<lb/> Hütte aber groß, mit ausgehackten silbernen xoiut ä' espagne. Die Univsrsitaot<lb/> schickte abcrmahl 4 xrotossores zu Ihm, Ihn zu bewillkommen. Ein Jurist führet<lb/> das Wort. Er fraget Sie allerley, die swäig, betreffend, zumahl die Historio und<lb/> ?uno8oxln<z, aber er fraget gleichfals nach mir und meiner Frauen. Man lust<lb/> mich solches wißen, da ich eben zu Tische bin: Aber siehe den Augenblick etwa<lb/> um 1 Uhr ist ein Bote da, der mich zum Könige fordert, und zwar nach 3 Uhr.<lb/> Ich muß in die 1'aeultg.et gehen einen neuen vocanum zu wählen. Als ich da<lb/> bin, kommt umb halb 3 Uhr abcrmahl ein königlicher Bedinter, und dringet auf<lb/> meine Ankunft; weil der König, der mich doch erst umb 4 Uhr bestellet hatte, scho"</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0408]
Gottsched und Friedrich der Große.
Schon einmal ist in d, Bl, auf eine Zeitschrift hingewiesen wurden, die in
Deutschland lange nicht so bekannt ist, als hiezu sein verdiente: die Preußischen
Provinzial-Blütter (seit 1857 redigirt von Dr, X, v, Hasenkamp, früher von
Prof. E, A, Hagen, Verfasser der „Norika" u. s, w,). Die altpreußischen Provinzen
haben sich theils durch ihre Jsolirung, theils durch ihre geschichtliche Entwickelung
eine so entschieden ausgesprochene Individualität bewahrt, wie wenig andere deutsche
Landschaften; überdies dürfen sie schon als äußerste Vorposten deutscher Cultur die
Theilnahme Deutschlands beanspruchen. Für ihre eigenthümlichen Zustände ist dus
genannte Blatt ein vortreffliches Organ, das über Gegenwart und Vergangenheit
von Ost- und Westpreußen einen wahren Schah von anregender Belehrung bietet.
Eine Reihe auch in Deutschland wohlbekannter Namen mag zeigen, daß die Redac¬
tion bedeutende Kräfte zu gewinnen verstanden hat. Die letzten Jahrgänge enthalten
Beitrüge von Schubert, Joh. Voigt, Gr. Voigt, Giesebrecht, Rvscnkrantz, Joh. Ja-
kobi u. A. Von besonderem Interesse sind anch die naturhistorischen Mittheilungen.
Wir entlehnen einem der letzten Hefte folgenden höchst interessanten auch von Danzel
noch nicht veröffentlichen Brief Gottscheds, über ein Gespräch mit Friedrich dem
Großen, das sechs Tage vor der Schlacht bei Roßbach Statt fand.
In sehnlicher Erwartung der neulich von Ihnen erbetenen Nachricht, von dem
wahren Zustande meines lieben Vaterlandes, muß ich Ihnen so bald als möglich
berichten, was mir von Ihrem preußischen Lklomon für Ehre wicderscchren ist. Als
einen Vortrab dcßelben muß ich Ihnen melden, daß des Printzen von Preußen Kö¬
nigliche Hoheit vor etwa 14 Tagen hier ankahmen. Die Universität schickte Abgeordnete,
Ihn zu bewillkommen. Dieser erkundigt sich sogleich nach mir und meiner Freundin.
Man läst mir es melden, und ich halte es für eine Schuldigkeit, Ihm sogleich auf¬
zuwarten. Er last mich, so bald der Prinz Moritz- von DessM von Ihm gehet,
vor sich und unterredcte sich aufs gnädigste eine halbe Stunde lang mit mir: Doch
das war nichts. Verwichen Sonnabend halb 12 Uhr kommt der König selbst, mit
etlichen Kegimsntorn und 2 Lattalion von seiner großen Potsdammer Garde, neu
rseroutiret und aufs kostbarste montiret, hier an. Da machen unsere Leipziger
große Augen. Es war in der That ein unvergleichlicher Anblick; theils was die
sxtraschönen und großen Leute, theils was ihre monwr betrift, die blau mit silber¬
nen Schleifen und Achselbändern und OrAn^s Westen und Beinkleidern ist; die
Hütte aber groß, mit ausgehackten silbernen xoiut ä' espagne. Die Univsrsitaot
schickte abcrmahl 4 xrotossores zu Ihm, Ihn zu bewillkommen. Ein Jurist führet
das Wort. Er fraget Sie allerley, die swäig, betreffend, zumahl die Historio und
?uno8oxln<z, aber er fraget gleichfals nach mir und meiner Frauen. Man lust
mich solches wißen, da ich eben zu Tische bin: Aber siehe den Augenblick etwa
um 1 Uhr ist ein Bote da, der mich zum Könige fordert, und zwar nach 3 Uhr.
Ich muß in die 1'aeultg.et gehen einen neuen vocanum zu wählen. Als ich da
bin, kommt umb halb 3 Uhr abcrmahl ein königlicher Bedinter, und dringet auf
meine Ankunft; weil der König, der mich doch erst umb 4 Uhr bestellet hatte, scho"
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