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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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barer Weise geschieht, in der schönen Baukunst unzulässig, dagegen mag der
Vorschlag Sempers, das Metall nach Vorgang der Alten für monumentale
Bauzwecke in Blechform zu verwenden, hier wenigstens eine Erwähnung finden.
Der stabförmigen Eisenconstruction verbleibt sonach als sichtbarer Raumüber¬
deckung das Gebiet der ausschließlich praktischen Baukunst, und hat sie hier
gewaltige Werke geschaffen, wie die Industrie"aläste, Eisenbahnhallen, Winter¬
garten. Ueberall, wo Eisenconstructionen sonst in Anwendung kommen, erinnern
sie uns durch die primitive, rein praktische Zweckerfüllung unwillkürlich an jene
zugigen Hallen und Räume. Daß auch die berliner Börsensäle die Erinnerung
daran wecken, liegt eben in der Natur der Sache. -- Für die weitere Aus¬
stattung der Säle scheint der Vorsatz "etwas los lassen zu wollen" bestim¬
mend gewesen zu sein; die Mehrzahl derselben gleicht eher Tanzsälen, denn
Börsenhallen. Die rechte treffende Charakteristik suchen wir auch hier meist
vergebens.




.
Die breslmnschen VersassungMmpse bis zu dem Aufstand des
Jahres 1418.

Nicht allein die Bedeutung, welche Breslau für den ganzen deutschen Osten
hat, sondern vor allem die Eigenthümlichkeit der Bahnen, in welchen sich seine
politische Entwicklung bewegt, sichert dieser Stadt eine gewisse Wichtigkeit,
und so hofft der Versasser des nachstehenden Aufsatzes für diesen Versuch,
die Geschichte der breslauer Verfassungskämpfe unter den Luxemburgern
in kurzen Umrissen zu zeichnen, auch über die Grenzen Schlesiens hinaus ein
gewisses Interesse voraussetzen zu dürfen. Es war ihm auch vergönnt, zu
dieser Arbeit die reichen Schätze des breslauer Nathsarchives benutzen zu
können.

Das alte Breslau hatte schwer gelitten unter den Verwüstungen, die der
schreckliche Mongoleneinsall von 1241 über Schlesien gebracht, und um es zu
neuer Blüte emporzuheben hatte es unmittelbar nachher die Klugheit und
Freundlichkeit der Picistischen Fürsten mit deutschem Recht ausgestattet, v. h.
ihm eine Reihe von Freiheiten gewährt, welche geeignet waren, neue Colonisten,
vorzüglich deutsche, nach der verödeten Stadt zu lockert und neues Leben
aus den Ruinen hervorblühen zu lassen. Hiermit war aber ein gewisser
Grad von Selbstregierung verbunden, es siel nun die Hauptsorge für die
Verwaltung einem Collegium von Nathmännern zu, welches alljährlich neu sich


barer Weise geschieht, in der schönen Baukunst unzulässig, dagegen mag der
Vorschlag Sempers, das Metall nach Vorgang der Alten für monumentale
Bauzwecke in Blechform zu verwenden, hier wenigstens eine Erwähnung finden.
Der stabförmigen Eisenconstruction verbleibt sonach als sichtbarer Raumüber¬
deckung das Gebiet der ausschließlich praktischen Baukunst, und hat sie hier
gewaltige Werke geschaffen, wie die Industrie»aläste, Eisenbahnhallen, Winter¬
garten. Ueberall, wo Eisenconstructionen sonst in Anwendung kommen, erinnern
sie uns durch die primitive, rein praktische Zweckerfüllung unwillkürlich an jene
zugigen Hallen und Räume. Daß auch die berliner Börsensäle die Erinnerung
daran wecken, liegt eben in der Natur der Sache. — Für die weitere Aus¬
stattung der Säle scheint der Vorsatz „etwas los lassen zu wollen" bestim¬
mend gewesen zu sein; die Mehrzahl derselben gleicht eher Tanzsälen, denn
Börsenhallen. Die rechte treffende Charakteristik suchen wir auch hier meist
vergebens.




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Die breslmnschen VersassungMmpse bis zu dem Aufstand des
Jahres 1418.

Nicht allein die Bedeutung, welche Breslau für den ganzen deutschen Osten
hat, sondern vor allem die Eigenthümlichkeit der Bahnen, in welchen sich seine
politische Entwicklung bewegt, sichert dieser Stadt eine gewisse Wichtigkeit,
und so hofft der Versasser des nachstehenden Aufsatzes für diesen Versuch,
die Geschichte der breslauer Verfassungskämpfe unter den Luxemburgern
in kurzen Umrissen zu zeichnen, auch über die Grenzen Schlesiens hinaus ein
gewisses Interesse voraussetzen zu dürfen. Es war ihm auch vergönnt, zu
dieser Arbeit die reichen Schätze des breslauer Nathsarchives benutzen zu
können.

Das alte Breslau hatte schwer gelitten unter den Verwüstungen, die der
schreckliche Mongoleneinsall von 1241 über Schlesien gebracht, und um es zu
neuer Blüte emporzuheben hatte es unmittelbar nachher die Klugheit und
Freundlichkeit der Picistischen Fürsten mit deutschem Recht ausgestattet, v. h.
ihm eine Reihe von Freiheiten gewährt, welche geeignet waren, neue Colonisten,
vorzüglich deutsche, nach der verödeten Stadt zu lockert und neues Leben
aus den Ruinen hervorblühen zu lassen. Hiermit war aber ein gewisser
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[0066] barer Weise geschieht, in der schönen Baukunst unzulässig, dagegen mag der Vorschlag Sempers, das Metall nach Vorgang der Alten für monumentale Bauzwecke in Blechform zu verwenden, hier wenigstens eine Erwähnung finden. Der stabförmigen Eisenconstruction verbleibt sonach als sichtbarer Raumüber¬ deckung das Gebiet der ausschließlich praktischen Baukunst, und hat sie hier gewaltige Werke geschaffen, wie die Industrie»aläste, Eisenbahnhallen, Winter¬ garten. Ueberall, wo Eisenconstructionen sonst in Anwendung kommen, erinnern sie uns durch die primitive, rein praktische Zweckerfüllung unwillkürlich an jene zugigen Hallen und Räume. Daß auch die berliner Börsensäle die Erinnerung daran wecken, liegt eben in der Natur der Sache. — Für die weitere Aus¬ stattung der Säle scheint der Vorsatz „etwas los lassen zu wollen" bestim¬ mend gewesen zu sein; die Mehrzahl derselben gleicht eher Tanzsälen, denn Börsenhallen. Die rechte treffende Charakteristik suchen wir auch hier meist vergebens. . Die breslmnschen VersassungMmpse bis zu dem Aufstand des Jahres 1418. Nicht allein die Bedeutung, welche Breslau für den ganzen deutschen Osten hat, sondern vor allem die Eigenthümlichkeit der Bahnen, in welchen sich seine politische Entwicklung bewegt, sichert dieser Stadt eine gewisse Wichtigkeit, und so hofft der Versasser des nachstehenden Aufsatzes für diesen Versuch, die Geschichte der breslauer Verfassungskämpfe unter den Luxemburgern in kurzen Umrissen zu zeichnen, auch über die Grenzen Schlesiens hinaus ein gewisses Interesse voraussetzen zu dürfen. Es war ihm auch vergönnt, zu dieser Arbeit die reichen Schätze des breslauer Nathsarchives benutzen zu können. Das alte Breslau hatte schwer gelitten unter den Verwüstungen, die der schreckliche Mongoleneinsall von 1241 über Schlesien gebracht, und um es zu neuer Blüte emporzuheben hatte es unmittelbar nachher die Klugheit und Freundlichkeit der Picistischen Fürsten mit deutschem Recht ausgestattet, v. h. ihm eine Reihe von Freiheiten gewährt, welche geeignet waren, neue Colonisten, vorzüglich deutsche, nach der verödeten Stadt zu lockert und neues Leben aus den Ruinen hervorblühen zu lassen. Hiermit war aber ein gewisser Grad von Selbstregierung verbunden, es siel nun die Hauptsorge für die Verwaltung einem Collegium von Nathmännern zu, welches alljährlich neu sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/66>, abgerufen am 24.07.2024.