Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.wol, während sie ihn anhört, durch diese Jdeemeihe zu verwandten dunklen Wir fühlen lebhaft, wie ungenügend diese Bemerkungen sind, von einer Die Idee der Nationalität. In einem Schriftchen, dessen ausführliche Erörterung ich nur vorbehalte (Deutsch- Grenzboten IV. 1L59. 10
wol, während sie ihn anhört, durch diese Jdeemeihe zu verwandten dunklen Wir fühlen lebhaft, wie ungenügend diese Bemerkungen sind, von einer Die Idee der Nationalität. In einem Schriftchen, dessen ausführliche Erörterung ich nur vorbehalte (Deutsch- Grenzboten IV. 1L59. 10
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108215"/> <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> wol, während sie ihn anhört, durch diese Jdeemeihe zu verwandten dunklen<lb/> Ideen angeregt werden und erst nachdem sie sich gesammelt, fällt ihr natürlich<lb/> der Herr Pastor ein. Die Bemerkung ist insofern nicht unwesentlich, als diese<lb/> Stelle eine der wenigen ist, die Faust Gelegenheit gibt, sich von einem ge¬<lb/> wöhnlichen Don Juan zu unterscheiden, und wenn man diesen Unterschied<lb/> ganz vergessen könnte, so verlöre das Stück doch jede Pointe.</p><lb/> <p xml:id="ID_280"> Wir fühlen lebhaft, wie ungenügend diese Bemerkungen sind, von einer<lb/> bedeutenden Natur ein vollständiges Bild zu geben; sie sollen auch nur einen<lb/> Beitrag bilden, der anderweitig ergänzt werden möge. Ein geistvolles durch¬<lb/> dachtes Spiel, ein wahrhaft künstlerischer Sinn, ein gewissenhaftes Streben<lb/> nach dem Wahren, die Fähigkeit sich in die Tiefen des Gemüths hineinzu¬<lb/> denken und ein reger Sinn für das wahrhaft Schöne und Poetische, das sind<lb/> die hohen Vorzüge unsrer Künstlerin. Möge sie zum Schluß noch einen ernst¬<lb/> haften Rath beherzigen. Sie schafft, und das ist gerade das Schöne an ihr,<lb/> aus dem Innern heraus, aber ein solches Schaffen reibt auf, und eine zu stark<lb/> gespannte Anstrengung schadet nicht blos der physischen Kraft, sondern auch<lb/> der künstlerischen Leistung. Auch der nachschaffende Künstler bedarf der Samm¬<lb/> lung; eine so aufreibende unruhige Thätigkeit, wie sie ein fast Tag für Tag<lb/> ununterbrochenes Gastspiel nöthig macht, läßt bedenkliche Spuren zurück.<lb/> Die Rachel in ihren letzten Jahren ist ein warnendes Beispiel. Marie See¬<lb/> bach steht jetzt auf der Höhe ihres Rufs und ihrer Kraft: von dem Maß und<lb/> der Grenze, die sie sich setzt, hängt es ab, ob sie die Abwege vermeiden wird<lb/><note type="byline"> ,<lb/> I- S.</note> die ihr nur zu nahe liegen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Idee der Nationalität.</head><lb/> <p xml:id="ID_281" next="#ID_282"> In einem Schriftchen, dessen ausführliche Erörterung ich nur vorbehalte (Deutsch-<lb/> w ^ und der Friede von Villafranca) bezeichnet I. Fröbel die „fixe Idee des<lb/> ^ationalitätsprincips" als eine der krankhaften Illusionen, die uns in unsrer Ent¬<lb/> wicklung zurückbringen. Er hat dabei theils Deutschland und Italien im Auge, die<lb/> ""es seiner Meinung die Fähigkeit, sich politisch (als Einheitsstaaten) zu constituiren.<lb/> nicht besitzen, theils Oestreich, das, obgleich aus verschiedenen Nationalitäten zusammen-<lb/> öchtzt, unter allen Staaten Europas den größten und edelsten Beruf und die gc-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1L59. 10</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
wol, während sie ihn anhört, durch diese Jdeemeihe zu verwandten dunklen
Ideen angeregt werden und erst nachdem sie sich gesammelt, fällt ihr natürlich
der Herr Pastor ein. Die Bemerkung ist insofern nicht unwesentlich, als diese
Stelle eine der wenigen ist, die Faust Gelegenheit gibt, sich von einem ge¬
wöhnlichen Don Juan zu unterscheiden, und wenn man diesen Unterschied
ganz vergessen könnte, so verlöre das Stück doch jede Pointe.
Wir fühlen lebhaft, wie ungenügend diese Bemerkungen sind, von einer
bedeutenden Natur ein vollständiges Bild zu geben; sie sollen auch nur einen
Beitrag bilden, der anderweitig ergänzt werden möge. Ein geistvolles durch¬
dachtes Spiel, ein wahrhaft künstlerischer Sinn, ein gewissenhaftes Streben
nach dem Wahren, die Fähigkeit sich in die Tiefen des Gemüths hineinzu¬
denken und ein reger Sinn für das wahrhaft Schöne und Poetische, das sind
die hohen Vorzüge unsrer Künstlerin. Möge sie zum Schluß noch einen ernst¬
haften Rath beherzigen. Sie schafft, und das ist gerade das Schöne an ihr,
aus dem Innern heraus, aber ein solches Schaffen reibt auf, und eine zu stark
gespannte Anstrengung schadet nicht blos der physischen Kraft, sondern auch
der künstlerischen Leistung. Auch der nachschaffende Künstler bedarf der Samm¬
lung; eine so aufreibende unruhige Thätigkeit, wie sie ein fast Tag für Tag
ununterbrochenes Gastspiel nöthig macht, läßt bedenkliche Spuren zurück.
Die Rachel in ihren letzten Jahren ist ein warnendes Beispiel. Marie See¬
bach steht jetzt auf der Höhe ihres Rufs und ihrer Kraft: von dem Maß und
der Grenze, die sie sich setzt, hängt es ab, ob sie die Abwege vermeiden wird
,
I- S. die ihr nur zu nahe liegen.
Die Idee der Nationalität.
In einem Schriftchen, dessen ausführliche Erörterung ich nur vorbehalte (Deutsch-
w ^ und der Friede von Villafranca) bezeichnet I. Fröbel die „fixe Idee des
^ationalitätsprincips" als eine der krankhaften Illusionen, die uns in unsrer Ent¬
wicklung zurückbringen. Er hat dabei theils Deutschland und Italien im Auge, die
""es seiner Meinung die Fähigkeit, sich politisch (als Einheitsstaaten) zu constituiren.
nicht besitzen, theils Oestreich, das, obgleich aus verschiedenen Nationalitäten zusammen-
öchtzt, unter allen Staaten Europas den größten und edelsten Beruf und die gc-
Grenzboten IV. 1L59. 10
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