Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.Telegraphen würde diese Eisenbahn für die zur Vertheidigung der Küsten be¬ Sollte dieses Project zur Ausführung kommen -- und wie die Sachen Nachschrift der Redaction. Das ist die eine Seite. Betrachten wir Aber die englischen Listen führen alle Schiffe aus, auch die längst nicht Grenzboten III. 185S. S8
Telegraphen würde diese Eisenbahn für die zur Vertheidigung der Küsten be¬ Sollte dieses Project zur Ausführung kommen — und wie die Sachen Nachschrift der Redaction. Das ist die eine Seite. Betrachten wir Aber die englischen Listen führen alle Schiffe aus, auch die längst nicht Grenzboten III. 185S. S8
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0471" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108057"/> <p xml:id="ID_1549" prev="#ID_1548"> Telegraphen würde diese Eisenbahn für die zur Vertheidigung der Küsten be¬<lb/> stimmte Artillerie und Infanterie das rascheste Concentrationsmittel gewähren.<lb/> Nach der Ansicht des ehrenwerthen Admirals würde dieser Gürtelweg sich ganz<lb/> besonders zur Organisation eines Dampfbatteriedienstes (loeomotive-batteriss)<lb/> eignen. Mit Locomotiven bespannt würde diese auf die elf Küstendistricte ver¬<lb/> theilte Feldartillerie stets bereit sein, längs des Gürtelweges mit vollem Dampf<lb/> herbeizueilen, um die mit einer Landung bedrohten Punkte durch ihr Feuer<lb/> zu decken. Diese Dampfbatterien würden aus 50 bis co Armstrongkanonen<lb/> bestehen, die durch ein mit Ensieldbüchsen bewaffnetes Bataillon Infanterie<lb/> beschützt würden. Kurz, sie würden nach Art der Parther kämpfen, sich immer<lb/> in Schußweite des Feindes halten, zurückweichen, wenn er vorrückte und ihm<lb/> seine Verbindungen mit dem Meere abzuschneiden suchen, wenn er trotz aller<lb/> dieser Hindernisse in das Innere des Landes zu dringen versuchte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1550"> Sollte dieses Project zur Ausführung kommen — und wie die Sachen<lb/> jetzt stehen, ist dies sehr leicht möglich— so wäre England gegen einen See¬<lb/> angriff von Seiten Frankreichs auf fast unüberwindliche Weise gerüstet. Wenn<lb/> dagegen infolge eines in der Geschichte schon mehr als einmal aufgetre¬<lb/> tenen, von der Vorsehung gefügten Contrastes dieses imposante Vertheidigungs¬<lb/> system schließlich kein anderes Resultat haben sollte, als den Krieg zwischen<lb/> zwei großen Culturvölkern in Zukunft nicht blos schwieriger, sondern gradezu<lb/> Unmöglich zu machen, so müßte man dies als eins der trostreichsten Zeichen<lb/> unserer Zeit und als eine der glücklichsten Consequenzen der alten Regel „8i<lb/><note type="byline"> K.</note> vis pg-eerr, pars, bellum" begrüßen. </p><lb/> <div n="2"> <head> Nachschrift der Redaction.</head> <p xml:id="ID_1551"> Das ist die eine Seite. Betrachten wir<lb/> nun auch die andere, vergleichen wir Material und Personal der englischen<lb/> und der französischen Flotte, so scheint es zunächst, als sei England bei wei¬<lb/> tem die stärkere Macht. Es scheint aber auch nur so. England besitzt circa<lb/> 7«v Kriegsfahrzeuge, Frankreich nur etwa 500, jenes gegen 80 Linienschiffe,<lb/> dieses nur einige 60, jenes ungefähr fünfmal so viel Kanonenboote als dieses.</p><lb/> <p xml:id="ID_1552" next="#ID_1553"> Aber die englischen Listen führen alle Schiffe aus, auch die längst nicht<lb/> wehr seetüchtigen; die französischen dagegen nennen kein Fahrzeug, welches älter<lb/> "es zwanzig Jahre ist; sie können es nicht, da die Marine Frankreichs in<lb/> den Hauptbestandtheilen eben nicht älter ist. Wenn ferner die britischen<lb/> Schiffe früher stärker gebaut waren als die der Nachbarn jenseit des Kanals,<lb/> so gilt das seit der Neuschöpfung der französischen Marine durch den Prinzen<lb/> v- Joinville nicht mehr, die französischen Kriegssahrzeuge sind gegenwärtig<lb/> uicht nur, was sie stets waren, sehr schnell, sondern auch sehr stark. Viele<lb/> von ihnen sind Meisterstücke der Schiffsbaukunst, welche die Leistungen der Eng¬<lb/> länder auf diesem Gebiet nicht blos erreichen, sondern übertreffen. Waren<lb/> die Engländer besser mit Geschütz versehen, so geben ihnen die Franzosen jetzt</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 185S. S8</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0471]
Telegraphen würde diese Eisenbahn für die zur Vertheidigung der Küsten be¬
stimmte Artillerie und Infanterie das rascheste Concentrationsmittel gewähren.
Nach der Ansicht des ehrenwerthen Admirals würde dieser Gürtelweg sich ganz
besonders zur Organisation eines Dampfbatteriedienstes (loeomotive-batteriss)
eignen. Mit Locomotiven bespannt würde diese auf die elf Küstendistricte ver¬
theilte Feldartillerie stets bereit sein, längs des Gürtelweges mit vollem Dampf
herbeizueilen, um die mit einer Landung bedrohten Punkte durch ihr Feuer
zu decken. Diese Dampfbatterien würden aus 50 bis co Armstrongkanonen
bestehen, die durch ein mit Ensieldbüchsen bewaffnetes Bataillon Infanterie
beschützt würden. Kurz, sie würden nach Art der Parther kämpfen, sich immer
in Schußweite des Feindes halten, zurückweichen, wenn er vorrückte und ihm
seine Verbindungen mit dem Meere abzuschneiden suchen, wenn er trotz aller
dieser Hindernisse in das Innere des Landes zu dringen versuchte.
Sollte dieses Project zur Ausführung kommen — und wie die Sachen
jetzt stehen, ist dies sehr leicht möglich— so wäre England gegen einen See¬
angriff von Seiten Frankreichs auf fast unüberwindliche Weise gerüstet. Wenn
dagegen infolge eines in der Geschichte schon mehr als einmal aufgetre¬
tenen, von der Vorsehung gefügten Contrastes dieses imposante Vertheidigungs¬
system schließlich kein anderes Resultat haben sollte, als den Krieg zwischen
zwei großen Culturvölkern in Zukunft nicht blos schwieriger, sondern gradezu
Unmöglich zu machen, so müßte man dies als eins der trostreichsten Zeichen
unserer Zeit und als eine der glücklichsten Consequenzen der alten Regel „8i
K. vis pg-eerr, pars, bellum" begrüßen.
Nachschrift der Redaction. Das ist die eine Seite. Betrachten wir
nun auch die andere, vergleichen wir Material und Personal der englischen
und der französischen Flotte, so scheint es zunächst, als sei England bei wei¬
tem die stärkere Macht. Es scheint aber auch nur so. England besitzt circa
7«v Kriegsfahrzeuge, Frankreich nur etwa 500, jenes gegen 80 Linienschiffe,
dieses nur einige 60, jenes ungefähr fünfmal so viel Kanonenboote als dieses.
Aber die englischen Listen führen alle Schiffe aus, auch die längst nicht
wehr seetüchtigen; die französischen dagegen nennen kein Fahrzeug, welches älter
"es zwanzig Jahre ist; sie können es nicht, da die Marine Frankreichs in
den Hauptbestandtheilen eben nicht älter ist. Wenn ferner die britischen
Schiffe früher stärker gebaut waren als die der Nachbarn jenseit des Kanals,
so gilt das seit der Neuschöpfung der französischen Marine durch den Prinzen
v- Joinville nicht mehr, die französischen Kriegssahrzeuge sind gegenwärtig
uicht nur, was sie stets waren, sehr schnell, sondern auch sehr stark. Viele
von ihnen sind Meisterstücke der Schiffsbaukunst, welche die Leistungen der Eng¬
länder auf diesem Gebiet nicht blos erreichen, sondern übertreffen. Waren
die Engländer besser mit Geschütz versehen, so geben ihnen die Franzosen jetzt
Grenzboten III. 185S. S8
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