Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.^nziehn und Nischen öffnen. Hier standen einst die Sarkophage. Frevler- Wenn wir die mit diesem Monument beschlossene Wanderung durch die Das Fortleben der Antike im Mittelalter. (Schluß.) Die Muster für solche Darstellungen lagen den Künstlern jener Tage noch ^nziehn und Nischen öffnen. Hier standen einst die Sarkophage. Frevler- Wenn wir die mit diesem Monument beschlossene Wanderung durch die Das Fortleben der Antike im Mittelalter. (Schluß.) Die Muster für solche Darstellungen lagen den Künstlern jener Tage noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0317" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107903"/> <p xml:id="ID_1044" prev="#ID_1043"> ^nziehn und Nischen öffnen. Hier standen einst die Sarkophage. Frevler-<lb/> Mnde haben sie in unbekannter Zeit zerschlagen. Einiges von ihren Trümmern<lb/> bewahrt das Louvre in Paris. Ob der Bau das Grabmal der Königin Helena<lb/> von Adiabene ist. welche unter Kaiser Claudius vom obern Tigris nach Jeru¬<lb/> salem kam und zum Judenthum übertrat, ist eine Frage, die noch unent-<lb/> Meden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1045"> Wenn wir die mit diesem Monument beschlossene Wanderung durch die<lb/> Haler und über die Höhen in der nächsten Umgebung Jerusalems mit dem<lb/> ^us des Mueddin zum Morgengebet begannen, so wird jetzt schon längst der<lb/> achmittagswind wehen und vielleicht schon die Abendsonne die drei Gipfel<lb/> es Oelbergs rothen. Dann aber ist es Zeit, durch das jetzt allein noch offen<lb/> öebiiebene Jaffathor in die Stadt zurückzukehren; denn auch dieses wird ge¬<lb/> flossen, ehe die Dämmerung zur Dunkelheit wird, und es ist Gefahr im<lb/> ^Mge, da die Wächter nicht leicht wieder öffnen, und die Nacht vor den<lb/> boren Jerusalems das Wort, daß sie keines Menschen Freund ist, nur zu oft<lb/> ^<note type="byline"> M. B.</note> on bestätigt hat. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Das Fortleben der Antike im Mittelalter.</head><lb/> <p xml:id="ID_1046"> (Schluß.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1047" next="#ID_1048"> Die Muster für solche Darstellungen lagen den Künstlern jener Tage noch<lb/> genug. Der Homer der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand, wie<lb/> ^ vaticanische Virgil mit Miniaturen versehen, in denen die Götter der<lb/> "leer Welt die vom Christenthum aufgegriffene Form des sogenannten Heiligen-<lb/> Mines tragen, gehören ja erst dem vierten oder gar dem fünften Jahrhun-<lb/> ^ an und die christlichen Elfenbeindiptychen der Bischöfe sind unmittelbar<lb/> "us der; römischen Consulardiptychen hervorgegangen. Römische Werke dieser<lb/> ^o ähnlicher Art sind bereits frühzeitig in den Besitz der Kirchen gerathen,<lb/> heute wird im Münster zu Xanten ein Elfenbeingesäß mit der Auffin-<lb/> Ng des Achill in Skuros aufbewahrt und im Antiquarium zu Berlin be-<lb/> hind ^n kostbares kleines Salbgefäß antiker Abkunft, in welchem später<lb/> ^ ^ur darin gefundenen Pergamentstreifen nach eine flüssige Reliquie ganz<lb/> änderbarem Art geborgen wurde; die Frivolität der jüngsten Zeit hatte das<lb/> "prrmgliche, zum Reliquienbehälter avancirte Toilettenstück zum Messergriff<lb/> wandelt. So wird das Profane mit der Zeit heilig und das Heilige wie-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0317]
^nziehn und Nischen öffnen. Hier standen einst die Sarkophage. Frevler-
Mnde haben sie in unbekannter Zeit zerschlagen. Einiges von ihren Trümmern
bewahrt das Louvre in Paris. Ob der Bau das Grabmal der Königin Helena
von Adiabene ist. welche unter Kaiser Claudius vom obern Tigris nach Jeru¬
salem kam und zum Judenthum übertrat, ist eine Frage, die noch unent-
Meden ist.
Wenn wir die mit diesem Monument beschlossene Wanderung durch die
Haler und über die Höhen in der nächsten Umgebung Jerusalems mit dem
^us des Mueddin zum Morgengebet begannen, so wird jetzt schon längst der
achmittagswind wehen und vielleicht schon die Abendsonne die drei Gipfel
es Oelbergs rothen. Dann aber ist es Zeit, durch das jetzt allein noch offen
öebiiebene Jaffathor in die Stadt zurückzukehren; denn auch dieses wird ge¬
flossen, ehe die Dämmerung zur Dunkelheit wird, und es ist Gefahr im
^Mge, da die Wächter nicht leicht wieder öffnen, und die Nacht vor den
boren Jerusalems das Wort, daß sie keines Menschen Freund ist, nur zu oft
^ M. B. on bestätigt hat.
Das Fortleben der Antike im Mittelalter.
(Schluß.)
Die Muster für solche Darstellungen lagen den Künstlern jener Tage noch
genug. Der Homer der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand, wie
^ vaticanische Virgil mit Miniaturen versehen, in denen die Götter der
"leer Welt die vom Christenthum aufgegriffene Form des sogenannten Heiligen-
Mines tragen, gehören ja erst dem vierten oder gar dem fünften Jahrhun-
^ an und die christlichen Elfenbeindiptychen der Bischöfe sind unmittelbar
"us der; römischen Consulardiptychen hervorgegangen. Römische Werke dieser
^o ähnlicher Art sind bereits frühzeitig in den Besitz der Kirchen gerathen,
heute wird im Münster zu Xanten ein Elfenbeingesäß mit der Auffin-
Ng des Achill in Skuros aufbewahrt und im Antiquarium zu Berlin be-
hind ^n kostbares kleines Salbgefäß antiker Abkunft, in welchem später
^ ^ur darin gefundenen Pergamentstreifen nach eine flüssige Reliquie ganz
änderbarem Art geborgen wurde; die Frivolität der jüngsten Zeit hatte das
"prrmgliche, zum Reliquienbehälter avancirte Toilettenstück zum Messergriff
wandelt. So wird das Profane mit der Zeit heilig und das Heilige wie-
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