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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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er eine Specialität war; und so kam das Cabinet vom 11. Oct. 1832 zu
Stande, womit dieser Band schließt.




Die Verträge mit China und Japan und der deutsche Handel.
1.

Die letzten Jahre haben, während sie das Verhältniß der civilistrten
Völker zueinander trotz verschiedener Störungen im Wesentlichen ungeändert
ließen, in dem Verhältniß der civilisirten Menschheit zu den übrigen Gliedern
der Menschenfamilie, namentlich zu den zur mongolischen Race gehörigen
Völkern, im hohen Grade bemerkenswerte Aenderungen eintreten lassen. Die
ungeheuern Reiche Ostasiens, die zusammen mehr als ein Drittheil der Be¬
wohner der Erde umfassen, sind, durch die europäische Cultur vom Westen,
Norden und Osten zugleich angegriffen, genöthigt worden; die abwehrende
Haltung, welche sie den Strömungen dieser Cultur gegenüber bisher beobach¬
teten, und die ihnen eine eigne, von der unsern völlig verschiedene Entwick¬
lung verlieh, aufzugeben, und wenn sie bisher ihre Geschichte für sich hatten,
so werden sie jetzt allmälig von den Mächten ergriffen, durchdrungen und um¬
gewandelt werden, deren Leben wir die Weltgeschichte nennen. Das Ziel der
Weltgeschichte, vielleicht nur des einen Weltjahres, in dem wir leben und
welches mit der Wanderung der arischen Stämme aus ihrer Urheimat!) nach
Westen begann, scheint die Unterwerfung der Nacenvölker unter die Kaukasier,
die Mittheilung der in diese gelegten, in diesen zur Blüte und Frucht gereis¬
ten geistigen Kräfte an jene, der allgemeine Triumph dessen, was dem weißen
Tagmenschen wahr, gut und schön ist, über die halbe Barbarei des rothen
und gelben Dämmerungsmenschen und über die ganze Barbarei des schwarzen
Nachtmenschen zu sein. Diesem Ziel nähert sich das jetzige Jahrhundert mit
starken Schritten. Die drei vorhergehenden haben Amerika und Australien
für die Civilisation erobert, die drei oder vier nächstfolgenden werden, die
weiten Länder Ostasiens unterwerfend, den Sonncngang der Geschichte um
die Erde vollenden.

Die vis inertiae, die dem massiven Koloß des chinesischen Reiches inne-
wohnt. die geistige Regsamkeit, die dem Jnselvolk der Japanesen nachgerühmt
wird, kann diesen Proceß nur aufhalten, die Arbeit der Cultur erschweren,
aber nicht vereiteln. Der endliche Sieg ist gewiß, weil er nothwendig ist,
und seine verhältnißmäßige Nähe ist verbürgt durch den raschen Fortschritt


er eine Specialität war; und so kam das Cabinet vom 11. Oct. 1832 zu
Stande, womit dieser Band schließt.




Die Verträge mit China und Japan und der deutsche Handel.
1.

Die letzten Jahre haben, während sie das Verhältniß der civilistrten
Völker zueinander trotz verschiedener Störungen im Wesentlichen ungeändert
ließen, in dem Verhältniß der civilisirten Menschheit zu den übrigen Gliedern
der Menschenfamilie, namentlich zu den zur mongolischen Race gehörigen
Völkern, im hohen Grade bemerkenswerte Aenderungen eintreten lassen. Die
ungeheuern Reiche Ostasiens, die zusammen mehr als ein Drittheil der Be¬
wohner der Erde umfassen, sind, durch die europäische Cultur vom Westen,
Norden und Osten zugleich angegriffen, genöthigt worden; die abwehrende
Haltung, welche sie den Strömungen dieser Cultur gegenüber bisher beobach¬
teten, und die ihnen eine eigne, von der unsern völlig verschiedene Entwick¬
lung verlieh, aufzugeben, und wenn sie bisher ihre Geschichte für sich hatten,
so werden sie jetzt allmälig von den Mächten ergriffen, durchdrungen und um¬
gewandelt werden, deren Leben wir die Weltgeschichte nennen. Das Ziel der
Weltgeschichte, vielleicht nur des einen Weltjahres, in dem wir leben und
welches mit der Wanderung der arischen Stämme aus ihrer Urheimat!) nach
Westen begann, scheint die Unterwerfung der Nacenvölker unter die Kaukasier,
die Mittheilung der in diese gelegten, in diesen zur Blüte und Frucht gereis¬
ten geistigen Kräfte an jene, der allgemeine Triumph dessen, was dem weißen
Tagmenschen wahr, gut und schön ist, über die halbe Barbarei des rothen
und gelben Dämmerungsmenschen und über die ganze Barbarei des schwarzen
Nachtmenschen zu sein. Diesem Ziel nähert sich das jetzige Jahrhundert mit
starken Schritten. Die drei vorhergehenden haben Amerika und Australien
für die Civilisation erobert, die drei oder vier nächstfolgenden werden, die
weiten Länder Ostasiens unterwerfend, den Sonncngang der Geschichte um
die Erde vollenden.

Die vis inertiae, die dem massiven Koloß des chinesischen Reiches inne-
wohnt. die geistige Regsamkeit, die dem Jnselvolk der Japanesen nachgerühmt
wird, kann diesen Proceß nur aufhalten, die Arbeit der Cultur erschweren,
aber nicht vereiteln. Der endliche Sieg ist gewiß, weil er nothwendig ist,
und seine verhältnißmäßige Nähe ist verbürgt durch den raschen Fortschritt


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[0039] er eine Specialität war; und so kam das Cabinet vom 11. Oct. 1832 zu Stande, womit dieser Band schließt. Die Verträge mit China und Japan und der deutsche Handel. 1. Die letzten Jahre haben, während sie das Verhältniß der civilistrten Völker zueinander trotz verschiedener Störungen im Wesentlichen ungeändert ließen, in dem Verhältniß der civilisirten Menschheit zu den übrigen Gliedern der Menschenfamilie, namentlich zu den zur mongolischen Race gehörigen Völkern, im hohen Grade bemerkenswerte Aenderungen eintreten lassen. Die ungeheuern Reiche Ostasiens, die zusammen mehr als ein Drittheil der Be¬ wohner der Erde umfassen, sind, durch die europäische Cultur vom Westen, Norden und Osten zugleich angegriffen, genöthigt worden; die abwehrende Haltung, welche sie den Strömungen dieser Cultur gegenüber bisher beobach¬ teten, und die ihnen eine eigne, von der unsern völlig verschiedene Entwick¬ lung verlieh, aufzugeben, und wenn sie bisher ihre Geschichte für sich hatten, so werden sie jetzt allmälig von den Mächten ergriffen, durchdrungen und um¬ gewandelt werden, deren Leben wir die Weltgeschichte nennen. Das Ziel der Weltgeschichte, vielleicht nur des einen Weltjahres, in dem wir leben und welches mit der Wanderung der arischen Stämme aus ihrer Urheimat!) nach Westen begann, scheint die Unterwerfung der Nacenvölker unter die Kaukasier, die Mittheilung der in diese gelegten, in diesen zur Blüte und Frucht gereis¬ ten geistigen Kräfte an jene, der allgemeine Triumph dessen, was dem weißen Tagmenschen wahr, gut und schön ist, über die halbe Barbarei des rothen und gelben Dämmerungsmenschen und über die ganze Barbarei des schwarzen Nachtmenschen zu sein. Diesem Ziel nähert sich das jetzige Jahrhundert mit starken Schritten. Die drei vorhergehenden haben Amerika und Australien für die Civilisation erobert, die drei oder vier nächstfolgenden werden, die weiten Länder Ostasiens unterwerfend, den Sonncngang der Geschichte um die Erde vollenden. Die vis inertiae, die dem massiven Koloß des chinesischen Reiches inne- wohnt. die geistige Regsamkeit, die dem Jnselvolk der Japanesen nachgerühmt wird, kann diesen Proceß nur aufhalten, die Arbeit der Cultur erschweren, aber nicht vereiteln. Der endliche Sieg ist gewiß, weil er nothwendig ist, und seine verhältnißmäßige Nähe ist verbürgt durch den raschen Fortschritt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/39>, abgerufen am 22.12.2024.