Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.Thore halten, so daß wir erst mit eingebrochener Dunkelheit, nachdem wir die Der Tod des Reichsverwesers. "Er konnte später sterben! es Hütte die Zeit sich sür ein solches Wort ge¬ Blättern wir heute in den stenographischen Berichten der deutschen National¬ Thore halten, so daß wir erst mit eingebrochener Dunkelheit, nachdem wir die Der Tod des Reichsverwesers. „Er konnte später sterben! es Hütte die Zeit sich sür ein solches Wort ge¬ Blättern wir heute in den stenographischen Berichten der deutschen National¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0308" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107355"/> <p xml:id="ID_895" prev="#ID_894"> Thore halten, so daß wir erst mit eingebrochener Dunkelheit, nachdem wir die<lb/> lange Allee zwischen den himmelhohen Weinbergsmauern der pig. al xorta, 3-<lb/> Iiorensio hinter uns hatten, nahe bei der Kirche 8. Uaria eng-gZiore in die<lb/> eigentliche Stadt gelangten. Wie es des Vetturins höchstes Befremden erregte,<lb/> daß ich mich von ihm hatte bescheiden lassen, welches auf dem Wege von Ti-<lb/> voli her der xvnte Niunmvlo, welches der xonte I^ieiuro sei, so erstaunte er<lb/> noch mehr (vermuthlich weil er wol selten einen zum ersten Mal Rom Besu¬<lb/> chenden von Tivoli her hereingefahren haben mochte), daß ich nach Musa<lb/> LardörinÄ, nach Montana nach monts eitoi'lo im Vorüberfahren fragte;<lb/> es waren mir dies zwar lang bekannte Klänge, und ich hatte mir zu Haus<lb/> den Plan von Rom möglichst in den Kopf geprägt, aber ich wollte doch aus<lb/> anderem Munde die Bestätigung und Gewißheit haben, daß ich wirklich und<lb/> wahrhaftig den Strahl des Berninischen Triton aufsprühen und die Säule<lb/> Antonins in die Höhe ragen sähe, daß ich wirklich und wahrhaftig das Was¬<lb/> ser des Trevibrunnens rauschen höre, mit einem Worte, daß ich in der ewigen<lb/> Stadt sei. Die ganze Macht dieses Bewußtseins versteht nur, wer sie an sich<lb/><note type="byline"> A. Se.</note> selbst erfahren hat. > </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Tod des Reichsverwesers.</head><lb/> <p xml:id="ID_896"> „Er konnte später sterben! es Hütte die Zeit sich sür ein solches Wort ge¬<lb/> funden!" An den Ehren und Feierlichkeiten, die dem Erzherzog des alten<lb/> Hauses ziemen, wird es nicht fehlen; aber daß in seinem Sarge ein gutes<lb/> Stück unserer Geschichte schläft — wer hätte jetzt Zeit, sich daran zu erin¬<lb/> nern! — Und doch wollen wir versuchen, die Aufmerksamkeit dahin zu len¬<lb/> ken; denn He Frage, zu deren Lösung er vor elf Jahren berufen zu sein<lb/> schien, ist noch heute nicht gelöst.</p><lb/> <p xml:id="ID_897" next="#ID_898"> Blättern wir heute in den stenographischen Berichten der deutschen National¬<lb/> versammlung, so kommt uns vieles wunderlich und unbegreiflich vor; zu den<lb/> seltsamsten Scenen vielleicht gehört die Einführung des neu erwählten Reichs-<lb/> verwesers in die Paulskirche, den 12. Juli 1848. Einige Tage vorher waren<lb/> die Berichte der Abgeordneten vorgelesen, welche den Auftrag hatten, ihm die<lb/> Wahl zu verkündigen. Schon diese Berichte überströmten von Jubel über<lb/> den Empfang des Volkes, namentlich der Baiern und Oestreicher. Es wurde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0308]
Thore halten, so daß wir erst mit eingebrochener Dunkelheit, nachdem wir die
lange Allee zwischen den himmelhohen Weinbergsmauern der pig. al xorta, 3-
Iiorensio hinter uns hatten, nahe bei der Kirche 8. Uaria eng-gZiore in die
eigentliche Stadt gelangten. Wie es des Vetturins höchstes Befremden erregte,
daß ich mich von ihm hatte bescheiden lassen, welches auf dem Wege von Ti-
voli her der xvnte Niunmvlo, welches der xonte I^ieiuro sei, so erstaunte er
noch mehr (vermuthlich weil er wol selten einen zum ersten Mal Rom Besu¬
chenden von Tivoli her hereingefahren haben mochte), daß ich nach Musa
LardörinÄ, nach Montana nach monts eitoi'lo im Vorüberfahren fragte;
es waren mir dies zwar lang bekannte Klänge, und ich hatte mir zu Haus
den Plan von Rom möglichst in den Kopf geprägt, aber ich wollte doch aus
anderem Munde die Bestätigung und Gewißheit haben, daß ich wirklich und
wahrhaftig den Strahl des Berninischen Triton aufsprühen und die Säule
Antonins in die Höhe ragen sähe, daß ich wirklich und wahrhaftig das Was¬
ser des Trevibrunnens rauschen höre, mit einem Worte, daß ich in der ewigen
Stadt sei. Die ganze Macht dieses Bewußtseins versteht nur, wer sie an sich
A. Se. selbst erfahren hat. >
Der Tod des Reichsverwesers.
„Er konnte später sterben! es Hütte die Zeit sich sür ein solches Wort ge¬
funden!" An den Ehren und Feierlichkeiten, die dem Erzherzog des alten
Hauses ziemen, wird es nicht fehlen; aber daß in seinem Sarge ein gutes
Stück unserer Geschichte schläft — wer hätte jetzt Zeit, sich daran zu erin¬
nern! — Und doch wollen wir versuchen, die Aufmerksamkeit dahin zu len¬
ken; denn He Frage, zu deren Lösung er vor elf Jahren berufen zu sein
schien, ist noch heute nicht gelöst.
Blättern wir heute in den stenographischen Berichten der deutschen National¬
versammlung, so kommt uns vieles wunderlich und unbegreiflich vor; zu den
seltsamsten Scenen vielleicht gehört die Einführung des neu erwählten Reichs-
verwesers in die Paulskirche, den 12. Juli 1848. Einige Tage vorher waren
die Berichte der Abgeordneten vorgelesen, welche den Auftrag hatten, ihm die
Wahl zu verkündigen. Schon diese Berichte überströmten von Jubel über
den Empfang des Volkes, namentlich der Baiern und Oestreicher. Es wurde
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