Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.auflegen könnten, so würde dieser gesetzlichen Bestimmung damit eine Ausdehnung Die sächsische Presse muß uns Dank wissen, zu dieser authentischen Inter¬ Im Uebrigen war unsere Absicht, nach Feststellung des Princips dem Wunsch Bon der preußischen Grenze. In dem wilden Drama, das sich -- leider nur in zu gefahrdrohender Nähe -- -- 25*
auflegen könnten, so würde dieser gesetzlichen Bestimmung damit eine Ausdehnung Die sächsische Presse muß uns Dank wissen, zu dieser authentischen Inter¬ Im Uebrigen war unsere Absicht, nach Feststellung des Princips dem Wunsch Bon der preußischen Grenze. In dem wilden Drama, das sich — leider nur in zu gefahrdrohender Nähe — — 25*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107252"/> <p xml:id="ID_588" prev="#ID_587"> auflegen könnten, so würde dieser gesetzlichen Bestimmung damit eine Ausdehnung<lb/> gegeben werden, welche nicht im Sinn des Gesetzgebers gelegen haben kann und zu<lb/> bedenklichen Consequenzen sichren müßte."</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> Die sächsische Presse muß uns Dank wissen, zu dieser authentischen Inter¬<lb/> pretation des Gesetzes Veranlassung gegeben zu haben. Möchte das Ministerium<lb/> nur darauf denken, dem Gesetz — das auch uns in der That nicht ganz klar er¬<lb/> scheint — eine bestimmtere Fassung zu geben; denn auch dem Ministerium kann es<lb/> weder angenehm noch förderlich sein, als literarische Behörde über Kritik und Anti¬<lb/> kritik zu Gericht zu fitzen, und von Amtswegen lange Romane durchzulesen, um zu<lb/> erkennen, ob der Thatbestand vom Recensenten genau oder ungenau angegeben ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> Im Uebrigen war unsere Absicht, nach Feststellung des Princips dem Wunsch<lb/> des Hrn. Dr. Gutzkow zu entsprechen i 1) seine Berichtigung unverkürzt abdrucken<lb/> zu lassen (nicht blos das Factische, daß Lucinde nicht aus einem Bier-, sondern<lb/> nus einem Wasser glase Champagner trinkt, daß die erzbischöfliche Stadt, wo sie<lb/> zuerst hingeht, nicht Köln ist, sondern eine andere u. s. w.); 2) ebenso die ange¬<lb/> fochtenen Stellen seines Buchs wörtlich, um den Leser selbst urtheilen zu lassen, ob<lb/> unsere Farbe zu stark war; 3) die Actenstücke; 4) unsern Commentar dazu; 5) eine<lb/> Erörterung der Reclamenfabrik in Dresden mit ihren Filialen in Leipzig, Breslau<lb/> u. f. w. — Wir nehmen in diesem Augenblick — wo, aufrichtig gesagt, unsere<lb/> Stimmung für dergleichen zu ernst ist — so lange damit Anstand, bis Hr. Dr.<lb/> Gutzkow uns durch eine neue Provocation veranlaßt, uns dennoch diesem unbe¬<lb/> quemen aber lehrreichen Geschäft zu unterzieh». — Eine weitere Besprechung seines<lb/> Romans erfolgt nach Vollendung desselben. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bon der preußischen Grenze.</head><lb/> <p xml:id="ID_591" next="#ID_592"> In dem wilden Drama, das sich — leider nur in zu gefahrdrohender Nähe — —<lb/> vor unsern Augen entwickelt, brachte die letzte Woche die wunderbarsten Ueberraschun-<lb/> gen. — Abreise des Erzherzog Albrecht von Berlin, nachdem die Presse die Erzielung<lb/> eines vollständigen Einverständnisses zwischen Oestreich und Preußen triumphirend<lb/> gemeldet; unmittelbar darauf Antrag Preußens beim deutschen Bund auf Kriegs¬<lb/> bereitschaft einstimmig angenommen; gleichzeitig Anzeige eines neuen, von England<lb/> ausgehenden Vermittlungsversuchs, der Vorschlag einer aus militärischen Bevollmächtigten,<lb/> der fünf Großmächte und Sardiniens zusammengesetzten Commission, die allgemeine gleich¬<lb/> zeitige Entwaffnung zu überwachen; unmittelbar darauf heitere, srühlingsgleichc, mit Blu¬<lb/> men geschmückte Festausgabe des Moniteur: alle Schwierigkeiten seien gehoben, und man<lb/> warte nur auf den angemessenen Ort, sich brüderlich in die Arme zu sinken; infolge<lb/> dessen Zweifel in Berlin, ob man den Antrag auf Bewaffnung nicht zurücknehmen<lb/> solle (der unter diesen Umständen den Unkundigen allerdings sehr dcplacirt erscheinen<lb/> mußte); gleich daraus telegraphische Depesche aus Wien: Kricgsmanifcst der Wiener</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 25*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
auflegen könnten, so würde dieser gesetzlichen Bestimmung damit eine Ausdehnung
gegeben werden, welche nicht im Sinn des Gesetzgebers gelegen haben kann und zu
bedenklichen Consequenzen sichren müßte."
Die sächsische Presse muß uns Dank wissen, zu dieser authentischen Inter¬
pretation des Gesetzes Veranlassung gegeben zu haben. Möchte das Ministerium
nur darauf denken, dem Gesetz — das auch uns in der That nicht ganz klar er¬
scheint — eine bestimmtere Fassung zu geben; denn auch dem Ministerium kann es
weder angenehm noch förderlich sein, als literarische Behörde über Kritik und Anti¬
kritik zu Gericht zu fitzen, und von Amtswegen lange Romane durchzulesen, um zu
erkennen, ob der Thatbestand vom Recensenten genau oder ungenau angegeben ist.
Im Uebrigen war unsere Absicht, nach Feststellung des Princips dem Wunsch
des Hrn. Dr. Gutzkow zu entsprechen i 1) seine Berichtigung unverkürzt abdrucken
zu lassen (nicht blos das Factische, daß Lucinde nicht aus einem Bier-, sondern
nus einem Wasser glase Champagner trinkt, daß die erzbischöfliche Stadt, wo sie
zuerst hingeht, nicht Köln ist, sondern eine andere u. s. w.); 2) ebenso die ange¬
fochtenen Stellen seines Buchs wörtlich, um den Leser selbst urtheilen zu lassen, ob
unsere Farbe zu stark war; 3) die Actenstücke; 4) unsern Commentar dazu; 5) eine
Erörterung der Reclamenfabrik in Dresden mit ihren Filialen in Leipzig, Breslau
u. f. w. — Wir nehmen in diesem Augenblick — wo, aufrichtig gesagt, unsere
Stimmung für dergleichen zu ernst ist — so lange damit Anstand, bis Hr. Dr.
Gutzkow uns durch eine neue Provocation veranlaßt, uns dennoch diesem unbe¬
quemen aber lehrreichen Geschäft zu unterzieh». — Eine weitere Besprechung seines
Romans erfolgt nach Vollendung desselben. —
Bon der preußischen Grenze.
In dem wilden Drama, das sich — leider nur in zu gefahrdrohender Nähe — —
vor unsern Augen entwickelt, brachte die letzte Woche die wunderbarsten Ueberraschun-
gen. — Abreise des Erzherzog Albrecht von Berlin, nachdem die Presse die Erzielung
eines vollständigen Einverständnisses zwischen Oestreich und Preußen triumphirend
gemeldet; unmittelbar darauf Antrag Preußens beim deutschen Bund auf Kriegs¬
bereitschaft einstimmig angenommen; gleichzeitig Anzeige eines neuen, von England
ausgehenden Vermittlungsversuchs, der Vorschlag einer aus militärischen Bevollmächtigten,
der fünf Großmächte und Sardiniens zusammengesetzten Commission, die allgemeine gleich¬
zeitige Entwaffnung zu überwachen; unmittelbar darauf heitere, srühlingsgleichc, mit Blu¬
men geschmückte Festausgabe des Moniteur: alle Schwierigkeiten seien gehoben, und man
warte nur auf den angemessenen Ort, sich brüderlich in die Arme zu sinken; infolge
dessen Zweifel in Berlin, ob man den Antrag auf Bewaffnung nicht zurücknehmen
solle (der unter diesen Umständen den Unkundigen allerdings sehr dcplacirt erscheinen
mußte); gleich daraus telegraphische Depesche aus Wien: Kricgsmanifcst der Wiener
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