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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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Prägungskosten sogar etwas mehr als jene 10 Millionen. Hat der Staat
nur diese Summe z. B. als erforderliches Betriebscapital in seinen Kassen
liegen, so gehen die Zinsen verloren, ohne daß jemand irgend einen Genuß
davon Hütte, während andererseits das Capital verzinst werden muß. Die
Schaffung der erforderlichen Summe Zinszettel verursacht keine nennenswerthen
Kosten, der Staat hat also nur einmal Zinsen davon zu zahlen, und die
im andern Falle verloren gehenden Zinsen kommen alsbald den Empfängern
der einzelnen Zahlungen zu gut.

Das auf diese.Weise durch die Zinszcttcl verwirklichte allgemeine Spar¬
kassensystem müßte auf den ganzen Haushalt der Völker den wesentlichsten und
wohlthätigsten Einfluß haben und würde dem ganzen Geldverkehr eine andere
H- H- Gestalt geben.

Nachtrag.

Die neuesten Nachrichten aus Berlin bestätigen, daß Preußen mit den
einzelnen Bundesregierungen über die Regelung der Papiergeld- und Bank¬
notenemission keine Separatverhandlungen führe, und daß die Negierung es
als Grundsatz angenommen habe, auch künftig über solche Scparatverein-
varungen nicht zu'unterhandeln. Namentlich scheint dagegen das Bedenken
zu sprechen. daß alle Sonderabmachungen mit einzelnen Staaten wegen der
fast unvermeidlichen Rücksichten auf Specialintcressen der einzelnen Staaten
einer durchgreifenden und allgemeinen Regelung der Papiergeldsrage, wie sie
wünschenswert!) erscheint, nur Hindernisse bereiten könnten. Auch würde ein
Weiterer Anschluß schon dadurch erschwert, daß mit dem Hinzutreten neuer
Interessen und Gesichtspunkte die Principienfragen immer von neuem angeregt-
werden würden, um die zu engen Grenzen der schon bestehenden Uebereinkünfte
zu erweitern.

Wie als bestimmt verlautet, wird Preußen mit allen denjenigen Zoll-
vereinsstaaten zusammen verhandeln, welche sich an einer gemeinsamen
"Vereinbarung dieser Angelegenheit betheiligen wollen., Beinahe sämmtliche
Vereinsmitglieder haben ihre Bereitwilligkeit dazu ausgesprochen. Ob auch
Baiern -- welches noch zur Zeit kein Staatspapiergeld, und nur Noten der
dortigen Hypotheken- und Wechselbank, jedoch nicht unter zehn Gulden hat
- an den'Conferenzverhandlungen. die noch in diesem Jahre aufgenommen
werden. Theil zu nehmen gesonnen sei. ist bis jetzt mit Bestimmtheit noch
nicht abzusehen; - das Münchner Cabinet hat in neuerer Zeit sich darüber
nicht weiter ausgesprochen und scheint seine frühere, es isolirende Stellung
noch nicht aufgegeben zusahen, indem es sich von der Regelung dieser Frage
sten halten will. Sollte es übrigens in dieser Abneigung gegen eine Ueber-
einkunft auf dem engeren Gebiete des Zollvereins beharren, so würde dieses
für die übrigen Staaten schwerlich ein Hinderniß abgeben, ihrerseits zu der für


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Prägungskosten sogar etwas mehr als jene 10 Millionen. Hat der Staat
nur diese Summe z. B. als erforderliches Betriebscapital in seinen Kassen
liegen, so gehen die Zinsen verloren, ohne daß jemand irgend einen Genuß
davon Hütte, während andererseits das Capital verzinst werden muß. Die
Schaffung der erforderlichen Summe Zinszettel verursacht keine nennenswerthen
Kosten, der Staat hat also nur einmal Zinsen davon zu zahlen, und die
im andern Falle verloren gehenden Zinsen kommen alsbald den Empfängern
der einzelnen Zahlungen zu gut.

Das auf diese.Weise durch die Zinszcttcl verwirklichte allgemeine Spar¬
kassensystem müßte auf den ganzen Haushalt der Völker den wesentlichsten und
wohlthätigsten Einfluß haben und würde dem ganzen Geldverkehr eine andere
H- H- Gestalt geben.

Nachtrag.

Die neuesten Nachrichten aus Berlin bestätigen, daß Preußen mit den
einzelnen Bundesregierungen über die Regelung der Papiergeld- und Bank¬
notenemission keine Separatverhandlungen führe, und daß die Negierung es
als Grundsatz angenommen habe, auch künftig über solche Scparatverein-
varungen nicht zu'unterhandeln. Namentlich scheint dagegen das Bedenken
zu sprechen. daß alle Sonderabmachungen mit einzelnen Staaten wegen der
fast unvermeidlichen Rücksichten auf Specialintcressen der einzelnen Staaten
einer durchgreifenden und allgemeinen Regelung der Papiergeldsrage, wie sie
wünschenswert!) erscheint, nur Hindernisse bereiten könnten. Auch würde ein
Weiterer Anschluß schon dadurch erschwert, daß mit dem Hinzutreten neuer
Interessen und Gesichtspunkte die Principienfragen immer von neuem angeregt-
werden würden, um die zu engen Grenzen der schon bestehenden Uebereinkünfte
zu erweitern.

Wie als bestimmt verlautet, wird Preußen mit allen denjenigen Zoll-
vereinsstaaten zusammen verhandeln, welche sich an einer gemeinsamen
«Vereinbarung dieser Angelegenheit betheiligen wollen., Beinahe sämmtliche
Vereinsmitglieder haben ihre Bereitwilligkeit dazu ausgesprochen. Ob auch
Baiern — welches noch zur Zeit kein Staatspapiergeld, und nur Noten der
dortigen Hypotheken- und Wechselbank, jedoch nicht unter zehn Gulden hat
- an den'Conferenzverhandlungen. die noch in diesem Jahre aufgenommen
werden. Theil zu nehmen gesonnen sei. ist bis jetzt mit Bestimmtheit noch
nicht abzusehen; - das Münchner Cabinet hat in neuerer Zeit sich darüber
nicht weiter ausgesprochen und scheint seine frühere, es isolirende Stellung
noch nicht aufgegeben zusahen, indem es sich von der Regelung dieser Frage
sten halten will. Sollte es übrigens in dieser Abneigung gegen eine Ueber-
einkunft auf dem engeren Gebiete des Zollvereins beharren, so würde dieses
für die übrigen Staaten schwerlich ein Hinderniß abgeben, ihrerseits zu der für


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/59>, abgerufen am 05.07.2024.