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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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Die Posten im alten Rom.

Alle Einrichtungen der Römer gewähren, schon mit der ersten Entstehung
ihres Gemeinwesens, eine überraschende Wahrnehmung.*) Sorgfältig sind sie
in denselben bemüht, alle Bestandtheile des kleinen. Staates in einheitliche
Uebereinstimmung zu bringen, nach allgemeingiltigen Formen zu streben,
welche das Verschiedenartigste zusammenzuhalten im Stande wären, jede ent¬
stehende Gliederung in den Nahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, aus
diese Weise die heimischen Zustände festzustellen, und zugleich neue Erwer¬
bungen anzubahnen, und ihre Verschmelzung mit dem schon Bestehenden mög¬
lich zu macheu. Ihr klarer Verstand sagte ihnen indessen sehr bald, daß für
die Erreichung dieses staatlichen Zieles unerläßlich sei, auch die Mittel der
äußern Verbindung zu schassen. Sehr frühe wurden zunächst alle eroberte
Punkte in Latium, dann die Landschaften Campaniens, zuletzt die Gebiete
der niedergeworfenen Sa-mulden durch vortreffliche und dauerhafte Kuusistraßen
"ut Rom verbunden. Diese Heerwege hatten allerdings zunächst nur eine
kriegerische Bedeutung; aber andere Einrichtungen zeigen deutlich, daß man
dabei auch auf die Förderung des allgemeinen Erwerbes überhaupt bedacht war.
Den höheren Beamten waren für ihren Geschäftskreis eine Reihe von Per¬
sonen, Hilfsmitteln und Geräthschaften zur Verfügung gestellt, we.lebe vor
allem andern darauf hinzielten, ihre Verbindung nach außen wie nach innen
in umfcisftudcr und zugleich möglichst ausdrucksvoller Weise zu unterhalten.
Das ausgedehnteste Triebwerk dieser Art vereinigte sich in dem gewichtigen
Amte der Censoren. Die ihnen zukommende Aufsicht über die Landstraßen
und öffentlichen Gebäude, die Verwaltung der Staatsgüter, die Verpachtung
der liegenden Gründe, welche sie zu leiten hatten, machten zahlreiche persön¬
liche Mittheilungen, häufige Frachten und Versendungen zur unumgänglichen
Nothwendigkeit, und dieser Verkehr wuchs in eben dem Maße, als das römische
Gebiet an Ausdehnung gewann. In allen diesen scharf ineinandergreifenden
Einrichtungen lagen bereits die Keime, nicht blos der politischen Macht des
Volkes, sondern noch weit mehr einer großartigen Weltvcrbindung und aller
der äußeren Anstalten, durch welche dieselbe begründet und aufrecht erhalten
wurde.

Die kleinen Anfänge dieses öffentlichen Verkehres, welcher die gegen¬
seitige Verbindung aufrecht zu erhalten berufen war, gewannen einen be-



*) Aus der soeben zu Nürnberg im Verlag von I. A, Stein erschienenen Abhandlung
"Zur Geschichte der Posten" von A, Flcgler, welche mit ebenso viel Gelehrsamkeit als
Geschick die Entwickelung des Pvstwcscns von den' ersten Anfangen 'durch das Mittelalter
hindurch bis ins 16. Jahrhundert erzählt.
Die Posten im alten Rom.

Alle Einrichtungen der Römer gewähren, schon mit der ersten Entstehung
ihres Gemeinwesens, eine überraschende Wahrnehmung.*) Sorgfältig sind sie
in denselben bemüht, alle Bestandtheile des kleinen. Staates in einheitliche
Uebereinstimmung zu bringen, nach allgemeingiltigen Formen zu streben,
welche das Verschiedenartigste zusammenzuhalten im Stande wären, jede ent¬
stehende Gliederung in den Nahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, aus
diese Weise die heimischen Zustände festzustellen, und zugleich neue Erwer¬
bungen anzubahnen, und ihre Verschmelzung mit dem schon Bestehenden mög¬
lich zu macheu. Ihr klarer Verstand sagte ihnen indessen sehr bald, daß für
die Erreichung dieses staatlichen Zieles unerläßlich sei, auch die Mittel der
äußern Verbindung zu schassen. Sehr frühe wurden zunächst alle eroberte
Punkte in Latium, dann die Landschaften Campaniens, zuletzt die Gebiete
der niedergeworfenen Sa-mulden durch vortreffliche und dauerhafte Kuusistraßen
"ut Rom verbunden. Diese Heerwege hatten allerdings zunächst nur eine
kriegerische Bedeutung; aber andere Einrichtungen zeigen deutlich, daß man
dabei auch auf die Förderung des allgemeinen Erwerbes überhaupt bedacht war.
Den höheren Beamten waren für ihren Geschäftskreis eine Reihe von Per¬
sonen, Hilfsmitteln und Geräthschaften zur Verfügung gestellt, we.lebe vor
allem andern darauf hinzielten, ihre Verbindung nach außen wie nach innen
in umfcisftudcr und zugleich möglichst ausdrucksvoller Weise zu unterhalten.
Das ausgedehnteste Triebwerk dieser Art vereinigte sich in dem gewichtigen
Amte der Censoren. Die ihnen zukommende Aufsicht über die Landstraßen
und öffentlichen Gebäude, die Verwaltung der Staatsgüter, die Verpachtung
der liegenden Gründe, welche sie zu leiten hatten, machten zahlreiche persön¬
liche Mittheilungen, häufige Frachten und Versendungen zur unumgänglichen
Nothwendigkeit, und dieser Verkehr wuchs in eben dem Maße, als das römische
Gebiet an Ausdehnung gewann. In allen diesen scharf ineinandergreifenden
Einrichtungen lagen bereits die Keime, nicht blos der politischen Macht des
Volkes, sondern noch weit mehr einer großartigen Weltvcrbindung und aller
der äußeren Anstalten, durch welche dieselbe begründet und aufrecht erhalten
wurde.

Die kleinen Anfänge dieses öffentlichen Verkehres, welcher die gegen¬
seitige Verbindung aufrecht zu erhalten berufen war, gewannen einen be-



*) Aus der soeben zu Nürnberg im Verlag von I. A, Stein erschienenen Abhandlung
»Zur Geschichte der Posten" von A, Flcgler, welche mit ebenso viel Gelehrsamkeit als
Geschick die Entwickelung des Pvstwcscns von den' ersten Anfangen 'durch das Mittelalter
hindurch bis ins 16. Jahrhundert erzählt.
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[0037] Die Posten im alten Rom. Alle Einrichtungen der Römer gewähren, schon mit der ersten Entstehung ihres Gemeinwesens, eine überraschende Wahrnehmung.*) Sorgfältig sind sie in denselben bemüht, alle Bestandtheile des kleinen. Staates in einheitliche Uebereinstimmung zu bringen, nach allgemeingiltigen Formen zu streben, welche das Verschiedenartigste zusammenzuhalten im Stande wären, jede ent¬ stehende Gliederung in den Nahmen der öffentlichen Zwecke einzufügen, aus diese Weise die heimischen Zustände festzustellen, und zugleich neue Erwer¬ bungen anzubahnen, und ihre Verschmelzung mit dem schon Bestehenden mög¬ lich zu macheu. Ihr klarer Verstand sagte ihnen indessen sehr bald, daß für die Erreichung dieses staatlichen Zieles unerläßlich sei, auch die Mittel der äußern Verbindung zu schassen. Sehr frühe wurden zunächst alle eroberte Punkte in Latium, dann die Landschaften Campaniens, zuletzt die Gebiete der niedergeworfenen Sa-mulden durch vortreffliche und dauerhafte Kuusistraßen "ut Rom verbunden. Diese Heerwege hatten allerdings zunächst nur eine kriegerische Bedeutung; aber andere Einrichtungen zeigen deutlich, daß man dabei auch auf die Förderung des allgemeinen Erwerbes überhaupt bedacht war. Den höheren Beamten waren für ihren Geschäftskreis eine Reihe von Per¬ sonen, Hilfsmitteln und Geräthschaften zur Verfügung gestellt, we.lebe vor allem andern darauf hinzielten, ihre Verbindung nach außen wie nach innen in umfcisftudcr und zugleich möglichst ausdrucksvoller Weise zu unterhalten. Das ausgedehnteste Triebwerk dieser Art vereinigte sich in dem gewichtigen Amte der Censoren. Die ihnen zukommende Aufsicht über die Landstraßen und öffentlichen Gebäude, die Verwaltung der Staatsgüter, die Verpachtung der liegenden Gründe, welche sie zu leiten hatten, machten zahlreiche persön¬ liche Mittheilungen, häufige Frachten und Versendungen zur unumgänglichen Nothwendigkeit, und dieser Verkehr wuchs in eben dem Maße, als das römische Gebiet an Ausdehnung gewann. In allen diesen scharf ineinandergreifenden Einrichtungen lagen bereits die Keime, nicht blos der politischen Macht des Volkes, sondern noch weit mehr einer großartigen Weltvcrbindung und aller der äußeren Anstalten, durch welche dieselbe begründet und aufrecht erhalten wurde. Die kleinen Anfänge dieses öffentlichen Verkehres, welcher die gegen¬ seitige Verbindung aufrecht zu erhalten berufen war, gewannen einen be- *) Aus der soeben zu Nürnberg im Verlag von I. A, Stein erschienenen Abhandlung »Zur Geschichte der Posten" von A, Flcgler, welche mit ebenso viel Gelehrsamkeit als Geschick die Entwickelung des Pvstwcscns von den' ersten Anfangen 'durch das Mittelalter hindurch bis ins 16. Jahrhundert erzählt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/37>, abgerufen am 05.07.2024.