Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.und die Pflicht eines Vertrages, dessen letzten zwingenden Grund zu entdecken sich So sind die Indianer nach und nach aus den vorder" Staaten in die west¬ Politische Combinationen. -- In einer Flugschrift, die wir hier nicht be¬ und die Pflicht eines Vertrages, dessen letzten zwingenden Grund zu entdecken sich So sind die Indianer nach und nach aus den vorder« Staaten in die west¬ Politische Combinationen. — In einer Flugschrift, die wir hier nicht be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0446" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186859"/> <p xml:id="ID_1004" prev="#ID_1003"> und die Pflicht eines Vertrages, dessen letzten zwingenden Grund zu entdecken sich<lb/> ja auch bei uns viele Philosophen umsonst angestrengt haben. Daß der Weiße,<lb/> den er nur als seinen Verderber kennt, ihm freiwillig etwas Gutes schenke, — kann<lb/> sich der Wilde nicht denken. Trotz aller Redensarten, welche hin und wieder ge¬<lb/> wechselt werden, fügt sich der Indianer nur der Gewalt, und wenn der Weiße ihn<lb/> mit Nahrung und Kleidung zu versorgen verspricht, so glaubt der Wilde, es geschähe<lb/> aus Furcht vor ihm oder es stecke irgend eine böse List dahinter, die er vergeblich<lb/> zu entdecken trachtet. Heute verpflichtet er sich durch feierlichen Vertrag, das Eigen¬<lb/> thum der Weißen zu achten, — morgen hat er das Ganze rein vergessen und führt<lb/> dem Ansiedler oder Händler ein Pferd, eine Kuh weg. Denn es geht einmal nicht<lb/> in seinen Kopf hinein, warum er dem Weißen, der ihm ja alles nimmt, nicht<lb/> wieder ein Stück Vieh nehmen dürfe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1005"> So sind die Indianer nach und nach aus den vorder« Staaten in die west¬<lb/> lichern, aus diesen in die fernsten Prairien verdrängt worden. Die Bundesregierung<lb/> kann bei dem besten Willen sie nicht schützen. Noch vor ein paar Jahren mußten<lb/> die noch übrigen dreißigtausend Sioux Ländereien vou etwa vierzig Millionen<lb/> Aeckern am obern Mississippi für den winzigen Preis von noch nicht drei Viertel-<lb/> million Dollars abtreten, aus Gnade sollten sie noch fünfzig Jahre lang jährlich<lb/> funfzigtausend Dollars erhalten. Dies Geld fließt in kurzer Zeit zu den Weißen<lb/> zurück, nur ein paar Häuptlinge bereichern sich dabei. Einige Jahre vergehen und<lb/> schon sitzen die Weißen den Verdrängten wieder aus der Ferse, wieder müssen sie sich<lb/> abkaufen lassen und weiter wandern. Ehe sie ihre Gesichter noch weggewendet von<lb/> ihrer alten Heimnth, pflügt schon der Ansiedler die Gräber aus, wo sie ihre Vor¬<lb/> fahren bestattet haben. Auf diesen Wanderungen gehen dann Zahllose zu Grunde,<lb/> und ist der Nest im neuen fremden öden Lande angekommen, dann treibt sie der<lb/> Hunger auseinander. Der eine Hause sucht hier, der andere dort Lebensmittel, der<lb/> Stamm zerstreut sich, und die vereinzelten Familien ziehe» hierhin und dorthin, der<lb/> Name des Stammes verliert sich. Nach hundert Jahren stehen vielleicht in irgend<lb/> einem unwirthbaren Thule der Felsengebirge ein paar elende Hütten, angefüllt mir<lb/> armen zitternden Menschen, die sich kaum noch von Jagd, Fischfang und Baum¬<lb/> rinde ernähren. Kein Mensch kommt mehr zu ihnen; ein Wanderer, der von ferne<lb/> vielleicht einmal den Rauch aus ihren Hütten sieht, wird dann bedeutet: das sollen<lb/> die letzten Sioux sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Politische Combinationen.</head> <p xml:id="ID_1006" next="#ID_1007"> — In einer Flugschrift, die wir hier nicht be¬<lb/> spreche» können, da sie ihres anderweitigen Inhalts wegen in Sachsen verboten ist, wird<lb/> wiederholt auf die Gefahr einer russisch-französischen Allianz aufmerksam gemacht, und daß<lb/> dieser Gefahr nur durch ein östrcichisch-preußisch-englisches Bündniß vorgebeugt wer¬<lb/> den kann. Ein solches Bündnis, liegt i» der Natur der Sache. Es ist Preußens<lb/> Interesse, sich i» Nvrdd«utschland und Pole», Oestreichs Interesse, sich in Italien und<lb/> den Donauprovinzen zu befestigen, Englands Interesse, den Russen den Weg nach</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0446]
und die Pflicht eines Vertrages, dessen letzten zwingenden Grund zu entdecken sich
ja auch bei uns viele Philosophen umsonst angestrengt haben. Daß der Weiße,
den er nur als seinen Verderber kennt, ihm freiwillig etwas Gutes schenke, — kann
sich der Wilde nicht denken. Trotz aller Redensarten, welche hin und wieder ge¬
wechselt werden, fügt sich der Indianer nur der Gewalt, und wenn der Weiße ihn
mit Nahrung und Kleidung zu versorgen verspricht, so glaubt der Wilde, es geschähe
aus Furcht vor ihm oder es stecke irgend eine böse List dahinter, die er vergeblich
zu entdecken trachtet. Heute verpflichtet er sich durch feierlichen Vertrag, das Eigen¬
thum der Weißen zu achten, — morgen hat er das Ganze rein vergessen und führt
dem Ansiedler oder Händler ein Pferd, eine Kuh weg. Denn es geht einmal nicht
in seinen Kopf hinein, warum er dem Weißen, der ihm ja alles nimmt, nicht
wieder ein Stück Vieh nehmen dürfe.
So sind die Indianer nach und nach aus den vorder« Staaten in die west¬
lichern, aus diesen in die fernsten Prairien verdrängt worden. Die Bundesregierung
kann bei dem besten Willen sie nicht schützen. Noch vor ein paar Jahren mußten
die noch übrigen dreißigtausend Sioux Ländereien vou etwa vierzig Millionen
Aeckern am obern Mississippi für den winzigen Preis von noch nicht drei Viertel-
million Dollars abtreten, aus Gnade sollten sie noch fünfzig Jahre lang jährlich
funfzigtausend Dollars erhalten. Dies Geld fließt in kurzer Zeit zu den Weißen
zurück, nur ein paar Häuptlinge bereichern sich dabei. Einige Jahre vergehen und
schon sitzen die Weißen den Verdrängten wieder aus der Ferse, wieder müssen sie sich
abkaufen lassen und weiter wandern. Ehe sie ihre Gesichter noch weggewendet von
ihrer alten Heimnth, pflügt schon der Ansiedler die Gräber aus, wo sie ihre Vor¬
fahren bestattet haben. Auf diesen Wanderungen gehen dann Zahllose zu Grunde,
und ist der Nest im neuen fremden öden Lande angekommen, dann treibt sie der
Hunger auseinander. Der eine Hause sucht hier, der andere dort Lebensmittel, der
Stamm zerstreut sich, und die vereinzelten Familien ziehe» hierhin und dorthin, der
Name des Stammes verliert sich. Nach hundert Jahren stehen vielleicht in irgend
einem unwirthbaren Thule der Felsengebirge ein paar elende Hütten, angefüllt mir
armen zitternden Menschen, die sich kaum noch von Jagd, Fischfang und Baum¬
rinde ernähren. Kein Mensch kommt mehr zu ihnen; ein Wanderer, der von ferne
vielleicht einmal den Rauch aus ihren Hütten sieht, wird dann bedeutet: das sollen
die letzten Sioux sein.
Politische Combinationen. — In einer Flugschrift, die wir hier nicht be¬
spreche» können, da sie ihres anderweitigen Inhalts wegen in Sachsen verboten ist, wird
wiederholt auf die Gefahr einer russisch-französischen Allianz aufmerksam gemacht, und daß
dieser Gefahr nur durch ein östrcichisch-preußisch-englisches Bündniß vorgebeugt wer¬
den kann. Ein solches Bündnis, liegt i» der Natur der Sache. Es ist Preußens
Interesse, sich i» Nvrdd«utschland und Pole», Oestreichs Interesse, sich in Italien und
den Donauprovinzen zu befestigen, Englands Interesse, den Russen den Weg nach
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