Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Ueberblicken wir nun noch einmal alles, was wir über die Theurungs- Freilich die Therapie der Theurungen in unseren Tagen ist zu andern Deutsche Sagen. Alpensagen von Theod, Vernaleken. Wien, Seidel. 1858. -- siebenbürgische Sagen Sage" des Volkes die En"mern"ge" an cinr heidnische Götterwelt sind, hat sich Ueberblicken wir nun noch einmal alles, was wir über die Theurungs- Freilich die Therapie der Theurungen in unseren Tagen ist zu andern Deutsche Sagen. Alpensagen von Theod, Vernaleken. Wien, Seidel. 1858. — siebenbürgische Sagen Sage» des Volkes die En»mern»ge» an cinr heidnische Götterwelt sind, hat sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186537"/> <p xml:id="ID_287"> Ueberblicken wir nun noch einmal alles, was wir über die Theurungs-<lb/> politik des Mittelalters gesagt, so sehen wir allerdings eine ganze Apotheke<lb/> vor uns voll probater Heilmittel gegen das Uebel der Theurung; ober wie<lb/> wenige davon sind dazu geeignet, wirtlich vorzubeugen oder wirtlich und<lb/> .gründlich Abhilfe zu schaffen, und wie viele gehören zu der verderblichen Classe<lb/> von Mediziner, welche dem Uebel sür den Augenblick zu steuern scheinen, aber<lb/> nur um es dann mit verdoppelter Heftigkeit zurückkehren zu lassen; ja es<lb/> gibt Mittel darunter, von denen ein großer Nationalökonom sagt, sie er¬<lb/> schienen ihm so, wie wenn man einen Kranken, der Blut auswirft, dadurch<lb/> heilen wollte, .daß man ihm den Mund zubände. Aber wir wollen anch nicht<lb/> verschweigen, daß die nationalökonomischen Heilkünstler aus derselben Apotheke<lb/> des Mittelalters noch in der neuen Zeit ihre, Medicamente hergenommen,<lb/> und daß es kaum eines jener Mittel gibt, welches nicht noch im vorigen, wo<lb/> nicht gar in unserm Jahrhundert zur Anwendung gebracht worden wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_288"> Freilich die Therapie der Theurungen in unseren Tagen ist zu andern<lb/> Grundsätzen gekommen, sie ist wesentlich homöopathisch geworden, sie wirkt<lb/> dem Eigennutze durch diesen selbst entgegen d. ki. sie hält den Eigennutz<lb/> des Einen in Schranken durch den der Uebrigen, durch die freie Con-<lb/> currenz. und weit entfernt hohe Kornpreise künstlich Herabdrücken zu wollen,<lb/> freut sie sich ihrer, weil sie allein dem ungläubigen Volke die Ueberzeugung<lb/> beibringen können, daß wirklich Mangel da ist und daß man sparen und<lb/> gut haushalten muß. Da ist von engherziger Abschließung keine Rede mehr,<lb/> das Getreide der ganzen Erde wird durch die Entwicklung des Kornhandels<lb/> zum gemeinsamen Eigenthum der ganzen Menschheit; es fließt dahin ab,<lb/> wo Mangel ist, und kommt daher, wo Ueberfülle herrscht. Von allen den<lb/> vielen Mitteln gegen Theurung lassen wir eigentlich nur eins gelten. Wenn<lb/> ein französischer Nationalokonom, Jean Baptiste San, räth, jede Commun<lb/> sollte sich bei einem reichen Handlnngsbause durch eine jährliche kleine Zah¬<lb/> lung reichliche Zufuhr in Zeiten des Mangels sichern, so befolge» wir dies<lb/> Mittel freilich unbewußt und in ungleich großartigerem Maßstabe, als jener<lb/> es gemeint. Wir assecurircn uns bei allen Kornhändlern der Welt ins Ge-<lb/> sammt. Der Mehrbetrag des Preises, den wir jetzt sür unsere Lebensmittel<lb/> auch in gesegneten Jahren zahlen, ist die Prämie, durch die wir uns im Hin¬<lb/> blick auf ungünstige Jahre vor Mangel sichern, und wir stehen uns besser<lb/><note type="byline"> Gr.</note> dabei, als wenn wir noch die Zustände der „guten alten Zeit" hätten. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutsche Sagen.</head><lb/> <p xml:id="ID_289"> Alpensagen von Theod, Vernaleken. Wien, Seidel. 1858. — siebenbürgische Sagen<lb/> von Fricdr. Müller. Kronstäbe, I. Gott. 1857. — Die deutsche» Volksfeste.<lb/> Aoltsl'eüuchc ze. vo» Mcmtnnus. 2. Heft. Iserlohn, Bädeckcr. 1858. —<lb/> Litauisch,- Märchen, Sprichwörter, Rathst!. Lieder vo» Mg, Schleicher.<lb/> Wemwr, Bostan. ,857. —<lb/> Seit du-Brüder Gurru zuerst nachgcwiese», wie z.wieeich in de» Märchen u»d</p><lb/> <p xml:id="ID_290" next="#ID_291"> Sage» des Volkes die En»mern»ge» an cinr heidnische Götterwelt sind, hat sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0125]
Ueberblicken wir nun noch einmal alles, was wir über die Theurungs-
politik des Mittelalters gesagt, so sehen wir allerdings eine ganze Apotheke
vor uns voll probater Heilmittel gegen das Uebel der Theurung; ober wie
wenige davon sind dazu geeignet, wirtlich vorzubeugen oder wirtlich und
.gründlich Abhilfe zu schaffen, und wie viele gehören zu der verderblichen Classe
von Mediziner, welche dem Uebel sür den Augenblick zu steuern scheinen, aber
nur um es dann mit verdoppelter Heftigkeit zurückkehren zu lassen; ja es
gibt Mittel darunter, von denen ein großer Nationalökonom sagt, sie er¬
schienen ihm so, wie wenn man einen Kranken, der Blut auswirft, dadurch
heilen wollte, .daß man ihm den Mund zubände. Aber wir wollen anch nicht
verschweigen, daß die nationalökonomischen Heilkünstler aus derselben Apotheke
des Mittelalters noch in der neuen Zeit ihre, Medicamente hergenommen,
und daß es kaum eines jener Mittel gibt, welches nicht noch im vorigen, wo
nicht gar in unserm Jahrhundert zur Anwendung gebracht worden wäre.
Freilich die Therapie der Theurungen in unseren Tagen ist zu andern
Grundsätzen gekommen, sie ist wesentlich homöopathisch geworden, sie wirkt
dem Eigennutze durch diesen selbst entgegen d. ki. sie hält den Eigennutz
des Einen in Schranken durch den der Uebrigen, durch die freie Con-
currenz. und weit entfernt hohe Kornpreise künstlich Herabdrücken zu wollen,
freut sie sich ihrer, weil sie allein dem ungläubigen Volke die Ueberzeugung
beibringen können, daß wirklich Mangel da ist und daß man sparen und
gut haushalten muß. Da ist von engherziger Abschließung keine Rede mehr,
das Getreide der ganzen Erde wird durch die Entwicklung des Kornhandels
zum gemeinsamen Eigenthum der ganzen Menschheit; es fließt dahin ab,
wo Mangel ist, und kommt daher, wo Ueberfülle herrscht. Von allen den
vielen Mitteln gegen Theurung lassen wir eigentlich nur eins gelten. Wenn
ein französischer Nationalokonom, Jean Baptiste San, räth, jede Commun
sollte sich bei einem reichen Handlnngsbause durch eine jährliche kleine Zah¬
lung reichliche Zufuhr in Zeiten des Mangels sichern, so befolge» wir dies
Mittel freilich unbewußt und in ungleich großartigerem Maßstabe, als jener
es gemeint. Wir assecurircn uns bei allen Kornhändlern der Welt ins Ge-
sammt. Der Mehrbetrag des Preises, den wir jetzt sür unsere Lebensmittel
auch in gesegneten Jahren zahlen, ist die Prämie, durch die wir uns im Hin¬
blick auf ungünstige Jahre vor Mangel sichern, und wir stehen uns besser
Gr. dabei, als wenn wir noch die Zustände der „guten alten Zeit" hätten.
Deutsche Sagen.
Alpensagen von Theod, Vernaleken. Wien, Seidel. 1858. — siebenbürgische Sagen
von Fricdr. Müller. Kronstäbe, I. Gott. 1857. — Die deutsche» Volksfeste.
Aoltsl'eüuchc ze. vo» Mcmtnnus. 2. Heft. Iserlohn, Bädeckcr. 1858. —
Litauisch,- Märchen, Sprichwörter, Rathst!. Lieder vo» Mg, Schleicher.
Wemwr, Bostan. ,857. —
Seit du-Brüder Gurru zuerst nachgcwiese», wie z.wieeich in de» Märchen u»d
Sage» des Volkes die En»mern»ge» an cinr heidnische Götterwelt sind, hat sich
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