Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Die Dörfer und ihre Geistlichen im dreißigjährigen Kriege. 2. Der Pfarrer Martin Bötzinger.
Aus: Bier ckristli-le Lieber von Martin Bötzinger. (Ilitig^ 8) Unter den zahlreichen biographischen Aufzeichnungen protestantischer Von dem Lebenslauf, den er niederschrieb, waren der Anfang und der Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Die Dörfer und ihre Geistlichen im dreißigjährigen Kriege. 2. Der Pfarrer Martin Bötzinger.
Aus: Bier ckristli-le Lieber von Martin Bötzinger. (Ilitig^ 8) Unter den zahlreichen biographischen Aufzeichnungen protestantischer Von dem Lebenslauf, den er niederschrieb, waren der Anfang und der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105335"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Bilder aus der deutschen Vergangenheit.</head><lb/> <div n="2"> <head> Die Dörfer und ihre Geistlichen im dreißigjährigen Kriege.</head><lb/> <div n="3"> <head> 2. Der Pfarrer Martin Bötzinger.</head><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l> Ins Wasser ich auch must,<lb/> Da hat ich schleckt- Lust,<lb/> Mo» warf mich nein gelnmden,<lb/> Gott Hai mich lvSgcwuudeu,<lb/> Das! ich uicht^durft ersaufen<lb/> Bin wund-rund entlause».</l> <l> Oft hat mir der^Sölden<lb/> Und zorn<ge Croat<lb/> Da» Schwert aus Herz gefehlt<lb/> Und mich gar sehr zersetzet,<lb/> Doch konnt' ich »ock nicht sterben,<lb/> Kein Unfall mich verderbe».</l> <l> Mistlackcn etlich Mad,<lb/> Woh man, als in el» F»b<lb/> Mir i» den Leib zur Stunden,<lb/> Vier Äcrcls mich fest bunten-,<lb/> Dock Jon»i' ich noch nicht sterben<lb/> Rein Unfall mich verderbe».</l> <l> Ich war ein Exulant,<lb/> Dort im Thüringer Land<lb/> Notlebe» mich ernährte,<lb/> Bis Gott die Pfarr besah-erde<lb/> Zum Hcuback. nud der Friede<lb/> tSrfvlgt durch Monas Knie.</l> <l> Hier hab' ich Christi Knecht<lb/> Die Kirch bestellet recht.<lb/> Das Wort darin gelehret,<lb/> Die Bösen abgewehret,<lb/> Die Sünder abfolviret,<lb/> Und treulich infornriret.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_126"> Aus: Bier ckristli-le Lieber von Martin Bötzinger. (Ilitig^ 8)</p><lb/> <p xml:id="ID_127"> Unter den zahlreichen biographischen Aufzeichnungen protestantischer<lb/> Pfarrer, welche sich aus der Zeit des großen Krieges erhalten haben, ist eine<lb/> der lehrreichsten dje des Fronten Martin Bötzinger. sowol das Dorfleben<lb/> zur Zeit des Krieges, als die Verwilderung der Menschen wird aus seiner.<lb/> Erzählung zum Erschrecken deutlich. Bötzinger war kein großer Charakter,<lb/> und die kläglichen Schicksale, welche er zu ertragen hatte, haben ihn nicht<lb/> stärker gemacht. Ja man wird ihm das Prüdicat eines recht armen Teufels<lb/> schwerlich versagen. Dabei besaß er aber zw^el Eigenschaften, welche ihn für<lb/> uns werthvoll machen, zuerst eine unzerstörbare Lebenskraft. welche mit nicht ge¬<lb/> ringem Leichtsinn verbunden war, und jenes verzweifelte deutsche Behagen, das auch<lb/> der trostlosesten Lagej immer noch erträgliche Seiten abzugewinnen weiß. Er war<lb/> ein Poet. Seine deutschen Verse sind, wie die vorgesetzte Probe zeigt, durchaus<lb/> schauderhaft, aber sie dienten ihm in der schlechtesten Zeit als zierliche Bettel¬<lb/> briefe, durch welche er sich Mitleiden zu verschaffen suchte. So hat er alle<lb/> Amtleute und Schösser der Parochie Heldburg in einem gewissermaßen epischen<lb/> Poem gefeiert, so die traurigen Verhältnisse von Koburg, wo er eine Zeitlang<lb/> als Flüchtling verweilte. Außerdem war er schreibselig und hatte die Eigen¬<lb/> schaft, zwar nicht sehr geordnet, aber lebhast und ausführlich zu beschreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_128" next="#ID_129"> Von dem Lebenslauf, den er niederschrieb, waren der Anfang und der<lb/> letzte Theil schon abgerissen, als ihn im Jahr 1730 Krauß seiner Hildburg¬<lb/> hänsischen Kirchen-, Schuld und Landeshistorie einverleibte. Aus diesem</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
Die Dörfer und ihre Geistlichen im dreißigjährigen Kriege.
2. Der Pfarrer Martin Bötzinger.
Ins Wasser ich auch must,
Da hat ich schleckt- Lust,
Mo» warf mich nein gelnmden,
Gott Hai mich lvSgcwuudeu,
Das! ich uicht^durft ersaufen
Bin wund-rund entlause». Oft hat mir der^Sölden
Und zorn<ge Croat
Da» Schwert aus Herz gefehlt
Und mich gar sehr zersetzet,
Doch konnt' ich »ock nicht sterben,
Kein Unfall mich verderbe». Mistlackcn etlich Mad,
Woh man, als in el» F»b
Mir i» den Leib zur Stunden,
Vier Äcrcls mich fest bunten-,
Dock Jon»i' ich noch nicht sterben
Rein Unfall mich verderbe». Ich war ein Exulant,
Dort im Thüringer Land
Notlebe» mich ernährte,
Bis Gott die Pfarr besah-erde
Zum Hcuback. nud der Friede
tSrfvlgt durch Monas Knie. Hier hab' ich Christi Knecht
Die Kirch bestellet recht.
Das Wort darin gelehret,
Die Bösen abgewehret,
Die Sünder abfolviret,
Und treulich infornriret.
Aus: Bier ckristli-le Lieber von Martin Bötzinger. (Ilitig^ 8)
Unter den zahlreichen biographischen Aufzeichnungen protestantischer
Pfarrer, welche sich aus der Zeit des großen Krieges erhalten haben, ist eine
der lehrreichsten dje des Fronten Martin Bötzinger. sowol das Dorfleben
zur Zeit des Krieges, als die Verwilderung der Menschen wird aus seiner.
Erzählung zum Erschrecken deutlich. Bötzinger war kein großer Charakter,
und die kläglichen Schicksale, welche er zu ertragen hatte, haben ihn nicht
stärker gemacht. Ja man wird ihm das Prüdicat eines recht armen Teufels
schwerlich versagen. Dabei besaß er aber zw^el Eigenschaften, welche ihn für
uns werthvoll machen, zuerst eine unzerstörbare Lebenskraft. welche mit nicht ge¬
ringem Leichtsinn verbunden war, und jenes verzweifelte deutsche Behagen, das auch
der trostlosesten Lagej immer noch erträgliche Seiten abzugewinnen weiß. Er war
ein Poet. Seine deutschen Verse sind, wie die vorgesetzte Probe zeigt, durchaus
schauderhaft, aber sie dienten ihm in der schlechtesten Zeit als zierliche Bettel¬
briefe, durch welche er sich Mitleiden zu verschaffen suchte. So hat er alle
Amtleute und Schösser der Parochie Heldburg in einem gewissermaßen epischen
Poem gefeiert, so die traurigen Verhältnisse von Koburg, wo er eine Zeitlang
als Flüchtling verweilte. Außerdem war er schreibselig und hatte die Eigen¬
schaft, zwar nicht sehr geordnet, aber lebhast und ausführlich zu beschreiben.
Von dem Lebenslauf, den er niederschrieb, waren der Anfang und der
letzte Theil schon abgerissen, als ihn im Jahr 1730 Krauß seiner Hildburg¬
hänsischen Kirchen-, Schuld und Landeshistorie einverleibte. Aus diesem
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