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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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bringen könnte, und jedenfalls mehr Zeit, gehabt hat, sich von dergleichen
Schlacken zu säubern. Auf Reisen kommt man freilich vorzugsweise mit Zoll-
und Paßbureaus in Berührung und was diese betrifft, so hat Verfasser
dieses in seinem Leben die verschiedenartigsten Silber- und Goldmünzen an¬
zubringen Gelegenheit gehabt. Die rumänenfeindliche Presse hat also Recht,
der Bestechlichkeit in den Donauprovinzen zu Leibe zu gehn -- sie wird
rumänenfreundlich dadurch -- aber, der Gebrechen zu Hause eingedenk, sollte
sie die Nachsicht dabei nicht aus dem Auge verlieren.




H. Heine.

Denkwürdigkeiten und Erlebnisse aus meinem Zusammenleben mit
ihm. Von Friedrich Steinmann. . . Mit dem Portrait und zwei Au¬
tographen H. Heines. Prag und Leipzig, Kober, 18S7. --

Der Verfasser > hat mit Heine zusammen studirt und später mehre Briefe
mit ihm gewechselt. Aus dieser Periode gibt er einige interessante Notizen;
für die spätere Zeit bezieht er sich auf Mittheilungen anderer Freunde Heines,
die bereits in verschiedenen Journalen abgedruckt sind. Leider ist er mit seinem
Material nicht sorgfältig genug umgegangen. Seine Nachlässigkeit geht so
weit, daß er mehre Lieder, die längst gedruckt sind, als ungedruckte mittheilt.
Im Widerspruch mit dem Dichter gibt er als sein Geburtsjahr 1797 an.
Es wäre doch endlich Zeit, daß darüber etwas Bestimmtes constatirt würde.
Von dem größten Dichter, den Deutschland seit 1816 gehabt, wird sich doch
der Geburtstag urkundlich feststellen lassen. Aus Heines Jugendzeit in Düssel¬
dorf werden ein paar Gedichte mitgetheilt, die von den bekannten Liedern so
grenzenlos abweichen, daß der Herausgeber wol die Verpflichtung gehabt hätte,
seine Quelle zu nennen, z. B. aus dem Jahr 1815.


Deutschlands Ruhm will ich besingen.
Höret meinen schönsten Sang!
Höher will mein Geist sich schwingen,
Mich durchbebet Wonnedrang.......
Kam aus fernem Frankenlande
Einst die Hölle schlau, gewandt,
Brachte Schmach und schnöde Schande
In dem frommen, deutschen Land.

bringen könnte, und jedenfalls mehr Zeit, gehabt hat, sich von dergleichen
Schlacken zu säubern. Auf Reisen kommt man freilich vorzugsweise mit Zoll-
und Paßbureaus in Berührung und was diese betrifft, so hat Verfasser
dieses in seinem Leben die verschiedenartigsten Silber- und Goldmünzen an¬
zubringen Gelegenheit gehabt. Die rumänenfeindliche Presse hat also Recht,
der Bestechlichkeit in den Donauprovinzen zu Leibe zu gehn — sie wird
rumänenfreundlich dadurch — aber, der Gebrechen zu Hause eingedenk, sollte
sie die Nachsicht dabei nicht aus dem Auge verlieren.




H. Heine.

Denkwürdigkeiten und Erlebnisse aus meinem Zusammenleben mit
ihm. Von Friedrich Steinmann. . . Mit dem Portrait und zwei Au¬
tographen H. Heines. Prag und Leipzig, Kober, 18S7. —

Der Verfasser > hat mit Heine zusammen studirt und später mehre Briefe
mit ihm gewechselt. Aus dieser Periode gibt er einige interessante Notizen;
für die spätere Zeit bezieht er sich auf Mittheilungen anderer Freunde Heines,
die bereits in verschiedenen Journalen abgedruckt sind. Leider ist er mit seinem
Material nicht sorgfältig genug umgegangen. Seine Nachlässigkeit geht so
weit, daß er mehre Lieder, die längst gedruckt sind, als ungedruckte mittheilt.
Im Widerspruch mit dem Dichter gibt er als sein Geburtsjahr 1797 an.
Es wäre doch endlich Zeit, daß darüber etwas Bestimmtes constatirt würde.
Von dem größten Dichter, den Deutschland seit 1816 gehabt, wird sich doch
der Geburtstag urkundlich feststellen lassen. Aus Heines Jugendzeit in Düssel¬
dorf werden ein paar Gedichte mitgetheilt, die von den bekannten Liedern so
grenzenlos abweichen, daß der Herausgeber wol die Verpflichtung gehabt hätte,
seine Quelle zu nennen, z. B. aus dem Jahr 1815.


Deutschlands Ruhm will ich besingen.
Höret meinen schönsten Sang!
Höher will mein Geist sich schwingen,
Mich durchbebet Wonnedrang.......
Kam aus fernem Frankenlande
Einst die Hölle schlau, gewandt,
Brachte Schmach und schnöde Schande
In dem frommen, deutschen Land.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/45>, abgerufen am 22.07.2024.