Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.Ans dem römischen Alterthum. Musik und musikalischer Dilettantismus. Das schon in einigen frühern Schilderungen benutzte Fragment des Ro¬ "Wir flanirten überall herum und traten bald hier, bald dort an die Grenzboten. II. -I8S7. . 41
Ans dem römischen Alterthum. Musik und musikalischer Dilettantismus. Das schon in einigen frühern Schilderungen benutzte Fragment des Ro¬ „Wir flanirten überall herum und traten bald hier, bald dort an die Grenzboten. II. -I8S7. . 41
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0329" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103996"/> </div> <div n="1"> <head> Ans dem römischen Alterthum.<lb/> Musik und musikalischer Dilettantismus.</head><lb/> <p xml:id="ID_942"> Das schon in einigen frühern Schilderungen benutzte Fragment des Ro¬<lb/> mans von Petron, dessen Hauptfigur der würdige Trimalchio ist, beginnt in<lb/> einem öffentlichen Bade. Diese Anstalten enthielten oft außer den eigentlichen<lb/> Einrichtungen für Bäder aller Art noch mannigfache andere Räume zur Kon¬<lb/> versation, gymnastischen Uebungen, Spielen, zur Erfrischung, und in Rom<lb/> selbst Lehrsäle und Bildergalerien. Sie wurden deshalb vorzugsweise auch<lb/> der Unterhaltung wegen besucht, man fand und sprach hier Bekannte, und<lb/> Machte neue Bekanntschaften; Leute, die auf Einladungen zu einer wohlbe-<lb/> setzten Tafel speculirten, hatten hier um so mehr Aussicht, ihren Zweck zu er¬<lb/> reichen, als die Hauptmahlzeit unmittelbar auf das Bad zu folgen pflegte.<lb/> In dieser Absicht scheint sich auch der Held des petronischen Romans mit<lb/> seinen Begleitern in dem Bade eingefunden zu haben, wo sie das Glück hatten,<lb/> Trimalchio kennen zu lernen. Seine Erzählung dieses Ereignisses lautet fol¬<lb/> gendermaßen.</p><lb/> <p xml:id="ID_943" next="#ID_944"> „Wir flanirten überall herum und traten bald hier, bald dort an die<lb/> Gruppe der Spielenden heran. Da auf einmal erblicken wir einen kahl¬<lb/> köpfigen alten Mann in einer rothen Tunica, der unter langgelockten Pagen<lb/> Ball spielte. Unsere Aufmerksamkeit wurde durch den Anblick des alten Herren<lb/> gefesselt, der, in Pantoffeln, mit einem grünen Ball spielte; hatte er einen auf<lb/> die Erde fallen lassen, so hob er ihn nicht wieder auf, sondern ein Sklave<lb/> Richte ihm aus einem vollen Beutel, der für die Spielenden genügenden Bor-<lb/> ^"es enthielt, einen andern. Außerdem bemerkten wir noch andere auffallende<lb/> Dinge. Zwei Eunuchen standen an verschiedenen Enden des Kreises; der eine<lb/> hielt ein silbernes Gefäß von unnennbarer Bestimmung, der andere zählte die<lb/> Balle, aber nicht die, welche zwischen den Spielenden hin und her flogen,<lb/> sondern die, welche zur Erde fielen. Während wir diese Pracht bewunderten,<lb/> ^nalzte Trimalchio (dies war der alte Herr) mit den Fingern, auf welches<lb/> Zeichen der Eunuch mit dem unnennbaren Gefäß herbeieilte. Nachdem jener<lb/> d'e gewünschte Erleichterung bewerkstelligt hatte, forderte er Waschwasser, be¬<lb/> nutzte ein wenig die Finger und trocknete sie an den Kopf eines Pagen ab."</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. -I8S7. . 41</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0329]
Ans dem römischen Alterthum.
Musik und musikalischer Dilettantismus.
Das schon in einigen frühern Schilderungen benutzte Fragment des Ro¬
mans von Petron, dessen Hauptfigur der würdige Trimalchio ist, beginnt in
einem öffentlichen Bade. Diese Anstalten enthielten oft außer den eigentlichen
Einrichtungen für Bäder aller Art noch mannigfache andere Räume zur Kon¬
versation, gymnastischen Uebungen, Spielen, zur Erfrischung, und in Rom
selbst Lehrsäle und Bildergalerien. Sie wurden deshalb vorzugsweise auch
der Unterhaltung wegen besucht, man fand und sprach hier Bekannte, und
Machte neue Bekanntschaften; Leute, die auf Einladungen zu einer wohlbe-
setzten Tafel speculirten, hatten hier um so mehr Aussicht, ihren Zweck zu er¬
reichen, als die Hauptmahlzeit unmittelbar auf das Bad zu folgen pflegte.
In dieser Absicht scheint sich auch der Held des petronischen Romans mit
seinen Begleitern in dem Bade eingefunden zu haben, wo sie das Glück hatten,
Trimalchio kennen zu lernen. Seine Erzählung dieses Ereignisses lautet fol¬
gendermaßen.
„Wir flanirten überall herum und traten bald hier, bald dort an die
Gruppe der Spielenden heran. Da auf einmal erblicken wir einen kahl¬
köpfigen alten Mann in einer rothen Tunica, der unter langgelockten Pagen
Ball spielte. Unsere Aufmerksamkeit wurde durch den Anblick des alten Herren
gefesselt, der, in Pantoffeln, mit einem grünen Ball spielte; hatte er einen auf
die Erde fallen lassen, so hob er ihn nicht wieder auf, sondern ein Sklave
Richte ihm aus einem vollen Beutel, der für die Spielenden genügenden Bor-
^"es enthielt, einen andern. Außerdem bemerkten wir noch andere auffallende
Dinge. Zwei Eunuchen standen an verschiedenen Enden des Kreises; der eine
hielt ein silbernes Gefäß von unnennbarer Bestimmung, der andere zählte die
Balle, aber nicht die, welche zwischen den Spielenden hin und her flogen,
sondern die, welche zur Erde fielen. Während wir diese Pracht bewunderten,
^nalzte Trimalchio (dies war der alte Herr) mit den Fingern, auf welches
Zeichen der Eunuch mit dem unnennbaren Gefäß herbeieilte. Nachdem jener
d'e gewünschte Erleichterung bewerkstelligt hatte, forderte er Waschwasser, be¬
nutzte ein wenig die Finger und trocknete sie an den Kopf eines Pagen ab."
Grenzboten. II. -I8S7. . 41
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |