Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.Briefe des Herrn Bürgermeisters in diesen eingefügt, weil hier zumeist daran Correspondenzen und Literatur. Ein Deutscher über englische Zustände im Jahre 1 782. Im Sommer deS JahreS 1782 reiste ein Deutscher, Karl Philipp Moriz Die Städte London und Westminster schicken jede zwei Mitglieder ins Die Wahl geschahe in Coventgarden, einem großen. Marktplatze, unter Briefe des Herrn Bürgermeisters in diesen eingefügt, weil hier zumeist daran Correspondenzen und Literatur. Ein Deutscher über englische Zustände im Jahre 1 782. Im Sommer deS JahreS 1782 reiste ein Deutscher, Karl Philipp Moriz Die Städte London und Westminster schicken jede zwei Mitglieder ins Die Wahl geschahe in Coventgarden, einem großen. Marktplatze, unter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102955"/> <p xml:id="ID_1177" prev="#ID_1176"> Briefe des Herrn Bürgermeisters in diesen eingefügt, weil hier zumeist daran<lb/> liegen mußte, die charakteristischen Klugheitsregeln im wirksamen Zusammen¬<lb/> hange zu geben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Correspondenzen und Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Ein Deutscher über englische Zustände im Jahre 1 782.</head><lb/> <p xml:id="ID_1178"> Im Sommer deS JahreS 1782 reiste ein Deutscher, Karl Philipp Moriz<lb/> nach England hinüber, welches in seinem öffentlichen und bewegten StaaS-<lb/> leben kennen zu lernen schon Jahrelang sein sehnlichster Wunsch gewesen<lb/> war. Die ihm in diesem Lande seiner Träume und Wunder gewordenen Ein¬<lb/> drücke sind in einer immer noch wohlbekannten Sammlung von Briefen (Ber¬<lb/> lin 178S) niedergelegt, deren Gehalt an Schilderungen weit über die enge<lb/> Sphäre des privaten Interesses hinaus Beachtung fordern konnte, welche sich<lb/> aber auch einen Werth für die Geschichte erworben haben, dadurch, daß ihr<lb/> Verfasser es verstand, sie mit Scharfblick und Treue ganz aus der mitgebrach¬<lb/> ten heimathlichen Anschauung hervorgehen zu lassen, weil der vergleichende<lb/> Gedanke an die vaterländischen Zustände durchgehends zu Grunde liegt. —<lb/> Wir können uns eines Lächelns nicht erwehren, wenn wir die treuherzigen,<lb/> staunenden Schilderungen lesen, aber wir selbst staunen auch in dem Gedan¬<lb/> ken, von einer solchen Harmlosigkeit deS öffentlichen Lebens, wie diese Briefe<lb/> sie im Wiederschein auf unsre eigne Vergangenheit zurückwerfen, nur durch<lb/> die Dauer eines menschlichen Daseins getrennt zu sein! Ganz besonders der<lb/> Mittheilung würdig ist die erste Bekanntschaft unsers harmlosen Landsmannes<lb/> mit dem politischen Treiben durch die charakteristische Naivetät der Auffassung.<lb/> So schildert er eine Parlamentswahl:</p><lb/> <p xml:id="ID_1179"> Die Städte London und Westminster schicken jede zwei Mitglieder ins<lb/> Parlament. For ist eins von den beiden Mitgliedern für Westminster; die er¬<lb/> ledigte Stelle des zweiten sollte besetzt werden. Und eben der Caen Wray,<lb/> welchen For, statt des' Admiral Hoov, dem er entgegen war, vorgeschlagen<lb/> Haltes wurde nun öffentlich gewählt. Zuweilen soll es bei solchen Wahlen,<lb/> wenn eine Oppositionspartei da ist, blutige Köpfe setzen; hier war aber die<lb/> Wahl schon so gut wie geschehen, weil diejenigen, die sich für den Admiral<lb/> Hood beworben hatten, schon von freien Stücken zurückgetreten waren, da sie<lb/> sahen, daß ihr Vorhaben nicht durchging.</p><lb/> <p xml:id="ID_1180" next="#ID_1181"> Die Wahl geschahe in Coventgarden, einem großen. Marktplatze, unter<lb/> freiem Himmel. Es war nämlich vor dem Eingänge einer Kirche ein Gerüst</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
Briefe des Herrn Bürgermeisters in diesen eingefügt, weil hier zumeist daran
liegen mußte, die charakteristischen Klugheitsregeln im wirksamen Zusammen¬
hange zu geben.
Correspondenzen und Literatur.
Ein Deutscher über englische Zustände im Jahre 1 782.
Im Sommer deS JahreS 1782 reiste ein Deutscher, Karl Philipp Moriz
nach England hinüber, welches in seinem öffentlichen und bewegten StaaS-
leben kennen zu lernen schon Jahrelang sein sehnlichster Wunsch gewesen
war. Die ihm in diesem Lande seiner Träume und Wunder gewordenen Ein¬
drücke sind in einer immer noch wohlbekannten Sammlung von Briefen (Ber¬
lin 178S) niedergelegt, deren Gehalt an Schilderungen weit über die enge
Sphäre des privaten Interesses hinaus Beachtung fordern konnte, welche sich
aber auch einen Werth für die Geschichte erworben haben, dadurch, daß ihr
Verfasser es verstand, sie mit Scharfblick und Treue ganz aus der mitgebrach¬
ten heimathlichen Anschauung hervorgehen zu lassen, weil der vergleichende
Gedanke an die vaterländischen Zustände durchgehends zu Grunde liegt. —
Wir können uns eines Lächelns nicht erwehren, wenn wir die treuherzigen,
staunenden Schilderungen lesen, aber wir selbst staunen auch in dem Gedan¬
ken, von einer solchen Harmlosigkeit deS öffentlichen Lebens, wie diese Briefe
sie im Wiederschein auf unsre eigne Vergangenheit zurückwerfen, nur durch
die Dauer eines menschlichen Daseins getrennt zu sein! Ganz besonders der
Mittheilung würdig ist die erste Bekanntschaft unsers harmlosen Landsmannes
mit dem politischen Treiben durch die charakteristische Naivetät der Auffassung.
So schildert er eine Parlamentswahl:
Die Städte London und Westminster schicken jede zwei Mitglieder ins
Parlament. For ist eins von den beiden Mitgliedern für Westminster; die er¬
ledigte Stelle des zweiten sollte besetzt werden. Und eben der Caen Wray,
welchen For, statt des' Admiral Hoov, dem er entgegen war, vorgeschlagen
Haltes wurde nun öffentlich gewählt. Zuweilen soll es bei solchen Wahlen,
wenn eine Oppositionspartei da ist, blutige Köpfe setzen; hier war aber die
Wahl schon so gut wie geschehen, weil diejenigen, die sich für den Admiral
Hood beworben hatten, schon von freien Stücken zurückgetreten waren, da sie
sahen, daß ihr Vorhaben nicht durchging.
Die Wahl geschahe in Coventgarden, einem großen. Marktplatze, unter
freiem Himmel. Es war nämlich vor dem Eingänge einer Kirche ein Gerüst
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