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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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türlich ein reiches Gefolge, dessen glänzendste Anführer die östreichische'Ge¬
mahlin des Königs und der Conte ti Trapani waren. So hatten die Minister
denn einen guten Vorwand, um aller Orten auf Kosten der Communen Em¬
pfangsfeierlichkeiten zu veranlassen; und während von oben Begnadigungen
und Almosen gespendet, Messen angehört, Triumpfbogeninschriften gelesen
wurden, wußte man von unten d. h. Seitens der müßigen Dienerschaft, bey
Wein dieser armen Communen in den entlegensten Schlupfwinkeln ausfindig
zu machen und für Jahre hinaus eine loyale Fastenzeit vorzubereiten.

Dieser Abruzzenbesuch nahm den Monat April in Anspruch. .

Im Mai drohte ein Besuch Marie Christinens. Die damalige Spannung
zwischen ihr und ihrem königlichen Bruder veranlaßte diesen, ihr durch eine
neue Reise auszuweichen. Sie kam mit der französischen Fregatte Panama,
und an derselben Stelle, wo ihre Schönheit vor 17 Jahren sie zum Gegen¬
stande allgemeiner Bewunderung gemacht hatte, rührte sich keine Hand, um
sie zu bewillkommnen.

Der König weilte wahrend dieser Zeit in der Provinz Puglia, machte
dann einen mehrfach gedeuteten Abstecher ins Oestreichische, nach Jllyrien, und
kehrte, nachdem er Mitte Juni noch Messtna besucht hatte, am 19. Juli nach
Neapel zurück. -- Das System selbst war nicht geändert worden und es gab
nur zu viele Ursachen zur Unzufriedenheit.

(Fortsetzung folgt.)




Der gegenwärtige Stand der Sundzollfrage.

Gestatten Sie einem inmitten des Un-K-, mliclelium lebenden Landsmanne
Ihnen einige-Notizen über den gegenwärtigen Stand der Sundzollfrage zu senden.
Die Hauptsache allerdings steht fest, der Sundzoll soll'abgelöst werden. Dänemark
wird also nach dem von> ihm aufgestellten Schema 33 Millionen Reichsbankthaler
einkassiren, weil es die Schiffahrt und den Handel aller Nationen seit undenklichen
Zeiten ohne Aequivalent mit Abgaben bedrückt hat, welche in der störendsten Weise
erhoben wurden. Es ist anzuerkennen, wenn Staaten gegeneinander Achtung für
wohlerworbne Rechte haben, den Sundzoll aber kann man nicht ein vehi.vel riglil,
sondern nur ein on-si-xl wrong nennen, deshalb konnte kein Vorwurf einen Staat
Europas treffen, der sich den Vereinigten Staaten in ihren Schritten gegen diesen
Zoll anschloß; daß dies nickt geschehen, ist um so mehr zu bedauern, als es un¬
zweifelhaft ist, daß Amerika, wenn es unter den größern europäischen Staaten
Unterstützung gefunden hätte, nicht auf halbem Wege stehen geblieben wäre. Ein
wohlunterrichteter Amerikaner, dem ich neulich die Inconsequenz der letzten Ma߬
regeln seines Cabinets in dieser Angelegenheit vorwarf, erwiderte mir: "Was ver-


türlich ein reiches Gefolge, dessen glänzendste Anführer die östreichische'Ge¬
mahlin des Königs und der Conte ti Trapani waren. So hatten die Minister
denn einen guten Vorwand, um aller Orten auf Kosten der Communen Em¬
pfangsfeierlichkeiten zu veranlassen; und während von oben Begnadigungen
und Almosen gespendet, Messen angehört, Triumpfbogeninschriften gelesen
wurden, wußte man von unten d. h. Seitens der müßigen Dienerschaft, bey
Wein dieser armen Communen in den entlegensten Schlupfwinkeln ausfindig
zu machen und für Jahre hinaus eine loyale Fastenzeit vorzubereiten.

Dieser Abruzzenbesuch nahm den Monat April in Anspruch. .

Im Mai drohte ein Besuch Marie Christinens. Die damalige Spannung
zwischen ihr und ihrem königlichen Bruder veranlaßte diesen, ihr durch eine
neue Reise auszuweichen. Sie kam mit der französischen Fregatte Panama,
und an derselben Stelle, wo ihre Schönheit vor 17 Jahren sie zum Gegen¬
stande allgemeiner Bewunderung gemacht hatte, rührte sich keine Hand, um
sie zu bewillkommnen.

Der König weilte wahrend dieser Zeit in der Provinz Puglia, machte
dann einen mehrfach gedeuteten Abstecher ins Oestreichische, nach Jllyrien, und
kehrte, nachdem er Mitte Juni noch Messtna besucht hatte, am 19. Juli nach
Neapel zurück. — Das System selbst war nicht geändert worden und es gab
nur zu viele Ursachen zur Unzufriedenheit.

(Fortsetzung folgt.)




Der gegenwärtige Stand der Sundzollfrage.

Gestatten Sie einem inmitten des Un-K-, mliclelium lebenden Landsmanne
Ihnen einige-Notizen über den gegenwärtigen Stand der Sundzollfrage zu senden.
Die Hauptsache allerdings steht fest, der Sundzoll soll'abgelöst werden. Dänemark
wird also nach dem von> ihm aufgestellten Schema 33 Millionen Reichsbankthaler
einkassiren, weil es die Schiffahrt und den Handel aller Nationen seit undenklichen
Zeiten ohne Aequivalent mit Abgaben bedrückt hat, welche in der störendsten Weise
erhoben wurden. Es ist anzuerkennen, wenn Staaten gegeneinander Achtung für
wohlerworbne Rechte haben, den Sundzoll aber kann man nicht ein vehi.vel riglil,
sondern nur ein on-si-xl wrong nennen, deshalb konnte kein Vorwurf einen Staat
Europas treffen, der sich den Vereinigten Staaten in ihren Schritten gegen diesen
Zoll anschloß; daß dies nickt geschehen, ist um so mehr zu bedauern, als es un¬
zweifelhaft ist, daß Amerika, wenn es unter den größern europäischen Staaten
Unterstützung gefunden hätte, nicht auf halbem Wege stehen geblieben wäre. Ein
wohlunterrichteter Amerikaner, dem ich neulich die Inconsequenz der letzten Ma߬
regeln seines Cabinets in dieser Angelegenheit vorwarf, erwiderte mir: „Was ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/246>, abgerufen am 23.07.2024.