Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Dienstgrades^) her um so höher ausrückte, jeweiliger die höher avancirten und
älteren Mitbewerber neben ihm sich mit ihm zu messen vermochten.

Die neueste Leistung des Fcldzeugmeisters Heß sind die Kriegsvorbereitun-
gen gewesen, welche seit etwa einem Jahre an den Ostgrenzen der Monarchie
zur Ausführung kamen. Die Entfaltung einer Streitmacht von 300,000 M.
auf einer Linie von Krakau über Tarnopol und Hermannstadt bis Bukarest
ist nutiterisch und innerlich allerdings imposant genug, aber auf den Werth, ja
auch nur auf die Umrisse des östreichischen Operationsentwurfes lassen sich
daraus noch keine Schlüsse ziehen. Man muß abwarten, und hat sich damit
zu trösten, daß in Anbetracht der großen Erfahrung des leitenden Mannes
nur Gutes zu hoffen steht. Was schon jetzt Anerkennung und uttgetheiltes
Lob perdient, daS ist die fortisicatorische Einrichtung des ausgedehnten Kriegs¬
theaters jenseits der Karpathen, soweit es innerhalb der Grenzen Oestreichs
fällt (Galizien), von der man weiß, daß sie int Juni vergangenen Jahres
begonnen wurde, und die Man nunmehr als vollendet ansehen kann. Jemehr
es eine unverantwortliche VerUachlüssigung der Metternichschen Staatsieitung
gewesen ist, das Reich nach dieser Seite hin wehrlos zu lassen, und die reiche
Provinz Galizien damit dem Gelingen eitles ersten feindlichen Anlaufes voU
Polen und Volhynien her preiszugeben, destomehr Verdienst nimmt tue
Energie des Feldzeugineisters Heß in Anspruch, Der, ungeachtet der bedrängten
Finanzlage, es durchzusetzen gewußt hat, daß im vergangenen Sommer gleich¬
zeitig mit dem Bau von etwa sechs Hauptfestungen begonnen wurde. (Kra-
kau, Pilsno, Przcmysl, Lemberg, ZaleSzczvky und Suczawa). Klar über
deren Bedeutung würde man erst sehen können, wenn man genaue Karten
von den betreffenden Gegenden zur Hand hätte.

Dabei hat der östreichische Generalissimus den Communicationen eine
große Aufmerksamkeit zugewendet, und, namentlich in Betreff der Eisenbahnen
und ihrer Hineinziehung in den geologischen Calcül, ohne Frage große Resul¬
tate schon jetzt erreicht. Sein Aufmarsch auf der weitgedehnten Grenzlinie
dürfte nur unter Berücksichtigung des Wege- und Straßennetzes der Monarchie
richtig aufzufassen sein. In dieser Hinsicht behalte ich mir eine spätere Erör¬
terung vor.




Moderner Börsenschwindcl! (Ueber die neue französisch-östreichische
Eiscnbahngesellschaft). Von einem Börsenmanne. -- Keine Sache hat neuester Zeit



Griec-Heult war ein jüngerer Generalmajor.und kurze Zeit vor seinem Tode erst be¬
fördert; zur Zeit des Conflictes war er Oberst.

Dienstgrades^) her um so höher ausrückte, jeweiliger die höher avancirten und
älteren Mitbewerber neben ihm sich mit ihm zu messen vermochten.

Die neueste Leistung des Fcldzeugmeisters Heß sind die Kriegsvorbereitun-
gen gewesen, welche seit etwa einem Jahre an den Ostgrenzen der Monarchie
zur Ausführung kamen. Die Entfaltung einer Streitmacht von 300,000 M.
auf einer Linie von Krakau über Tarnopol und Hermannstadt bis Bukarest
ist nutiterisch und innerlich allerdings imposant genug, aber auf den Werth, ja
auch nur auf die Umrisse des östreichischen Operationsentwurfes lassen sich
daraus noch keine Schlüsse ziehen. Man muß abwarten, und hat sich damit
zu trösten, daß in Anbetracht der großen Erfahrung des leitenden Mannes
nur Gutes zu hoffen steht. Was schon jetzt Anerkennung und uttgetheiltes
Lob perdient, daS ist die fortisicatorische Einrichtung des ausgedehnten Kriegs¬
theaters jenseits der Karpathen, soweit es innerhalb der Grenzen Oestreichs
fällt (Galizien), von der man weiß, daß sie int Juni vergangenen Jahres
begonnen wurde, und die Man nunmehr als vollendet ansehen kann. Jemehr
es eine unverantwortliche VerUachlüssigung der Metternichschen Staatsieitung
gewesen ist, das Reich nach dieser Seite hin wehrlos zu lassen, und die reiche
Provinz Galizien damit dem Gelingen eitles ersten feindlichen Anlaufes voU
Polen und Volhynien her preiszugeben, destomehr Verdienst nimmt tue
Energie des Feldzeugineisters Heß in Anspruch, Der, ungeachtet der bedrängten
Finanzlage, es durchzusetzen gewußt hat, daß im vergangenen Sommer gleich¬
zeitig mit dem Bau von etwa sechs Hauptfestungen begonnen wurde. (Kra-
kau, Pilsno, Przcmysl, Lemberg, ZaleSzczvky und Suczawa). Klar über
deren Bedeutung würde man erst sehen können, wenn man genaue Karten
von den betreffenden Gegenden zur Hand hätte.

Dabei hat der östreichische Generalissimus den Communicationen eine
große Aufmerksamkeit zugewendet, und, namentlich in Betreff der Eisenbahnen
und ihrer Hineinziehung in den geologischen Calcül, ohne Frage große Resul¬
tate schon jetzt erreicht. Sein Aufmarsch auf der weitgedehnten Grenzlinie
dürfte nur unter Berücksichtigung des Wege- und Straßennetzes der Monarchie
richtig aufzufassen sein. In dieser Hinsicht behalte ich mir eine spätere Erör¬
terung vor.




Moderner Börsenschwindcl! (Ueber die neue französisch-östreichische
Eiscnbahngesellschaft). Von einem Börsenmanne. — Keine Sache hat neuester Zeit



Griec-Heult war ein jüngerer Generalmajor.und kurze Zeit vor seinem Tode erst be¬
fördert; zur Zeit des Conflictes war er Oberst.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99460"/>
          <p xml:id="ID_215" prev="#ID_214"> Dienstgrades^) her um so höher ausrückte, jeweiliger die höher avancirten und<lb/>
älteren Mitbewerber neben ihm sich mit ihm zu messen vermochten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_216"> Die neueste Leistung des Fcldzeugmeisters Heß sind die Kriegsvorbereitun-<lb/>
gen gewesen, welche seit etwa einem Jahre an den Ostgrenzen der Monarchie<lb/>
zur Ausführung kamen. Die Entfaltung einer Streitmacht von 300,000 M.<lb/>
auf einer Linie von Krakau über Tarnopol und Hermannstadt bis Bukarest<lb/>
ist nutiterisch und innerlich allerdings imposant genug, aber auf den Werth, ja<lb/>
auch nur auf die Umrisse des östreichischen Operationsentwurfes lassen sich<lb/>
daraus noch keine Schlüsse ziehen. Man muß abwarten, und hat sich damit<lb/>
zu trösten, daß in Anbetracht der großen Erfahrung des leitenden Mannes<lb/>
nur Gutes zu hoffen steht. Was schon jetzt Anerkennung und uttgetheiltes<lb/>
Lob perdient, daS ist die fortisicatorische Einrichtung des ausgedehnten Kriegs¬<lb/>
theaters jenseits der Karpathen, soweit es innerhalb der Grenzen Oestreichs<lb/>
fällt (Galizien), von der man weiß, daß sie int Juni vergangenen Jahres<lb/>
begonnen wurde, und die Man nunmehr als vollendet ansehen kann. Jemehr<lb/>
es eine unverantwortliche VerUachlüssigung der Metternichschen Staatsieitung<lb/>
gewesen ist, das Reich nach dieser Seite hin wehrlos zu lassen, und die reiche<lb/>
Provinz Galizien damit dem Gelingen eitles ersten feindlichen Anlaufes voU<lb/>
Polen und Volhynien her preiszugeben, destomehr Verdienst nimmt tue<lb/>
Energie des Feldzeugineisters Heß in Anspruch, Der, ungeachtet der bedrängten<lb/>
Finanzlage, es durchzusetzen gewußt hat, daß im vergangenen Sommer gleich¬<lb/>
zeitig mit dem Bau von etwa sechs Hauptfestungen begonnen wurde. (Kra-<lb/>
kau, Pilsno, Przcmysl, Lemberg, ZaleSzczvky und Suczawa). Klar über<lb/>
deren Bedeutung würde man erst sehen können, wenn man genaue Karten<lb/>
von den betreffenden Gegenden zur Hand hätte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_217"> Dabei hat der östreichische Generalissimus den Communicationen eine<lb/>
große Aufmerksamkeit zugewendet, und, namentlich in Betreff der Eisenbahnen<lb/>
und ihrer Hineinziehung in den geologischen Calcül, ohne Frage große Resul¬<lb/>
tate schon jetzt erreicht. Sein Aufmarsch auf der weitgedehnten Grenzlinie<lb/>
dürfte nur unter Berücksichtigung des Wege- und Straßennetzes der Monarchie<lb/>
richtig aufzufassen sein. In dieser Hinsicht behalte ich mir eine spätere Erör¬<lb/>
terung vor.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head/><lb/>
          <div n="2">
            <head> </head>
            <p xml:id="ID_218" next="#ID_219"> Moderner Börsenschwindcl! (Ueber die neue französisch-östreichische<lb/>
Eiscnbahngesellschaft).  Von einem Börsenmanne. &#x2014; Keine Sache hat neuester Zeit</p><lb/>
            <note xml:id="FID_5" place="foot"> Griec-Heult war ein jüngerer Generalmajor.und kurze Zeit vor seinem Tode erst be¬<lb/>
fördert; zur Zeit des Conflictes war er Oberst.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0074] Dienstgrades^) her um so höher ausrückte, jeweiliger die höher avancirten und älteren Mitbewerber neben ihm sich mit ihm zu messen vermochten. Die neueste Leistung des Fcldzeugmeisters Heß sind die Kriegsvorbereitun- gen gewesen, welche seit etwa einem Jahre an den Ostgrenzen der Monarchie zur Ausführung kamen. Die Entfaltung einer Streitmacht von 300,000 M. auf einer Linie von Krakau über Tarnopol und Hermannstadt bis Bukarest ist nutiterisch und innerlich allerdings imposant genug, aber auf den Werth, ja auch nur auf die Umrisse des östreichischen Operationsentwurfes lassen sich daraus noch keine Schlüsse ziehen. Man muß abwarten, und hat sich damit zu trösten, daß in Anbetracht der großen Erfahrung des leitenden Mannes nur Gutes zu hoffen steht. Was schon jetzt Anerkennung und uttgetheiltes Lob perdient, daS ist die fortisicatorische Einrichtung des ausgedehnten Kriegs¬ theaters jenseits der Karpathen, soweit es innerhalb der Grenzen Oestreichs fällt (Galizien), von der man weiß, daß sie int Juni vergangenen Jahres begonnen wurde, und die Man nunmehr als vollendet ansehen kann. Jemehr es eine unverantwortliche VerUachlüssigung der Metternichschen Staatsieitung gewesen ist, das Reich nach dieser Seite hin wehrlos zu lassen, und die reiche Provinz Galizien damit dem Gelingen eitles ersten feindlichen Anlaufes voU Polen und Volhynien her preiszugeben, destomehr Verdienst nimmt tue Energie des Feldzeugineisters Heß in Anspruch, Der, ungeachtet der bedrängten Finanzlage, es durchzusetzen gewußt hat, daß im vergangenen Sommer gleich¬ zeitig mit dem Bau von etwa sechs Hauptfestungen begonnen wurde. (Kra- kau, Pilsno, Przcmysl, Lemberg, ZaleSzczvky und Suczawa). Klar über deren Bedeutung würde man erst sehen können, wenn man genaue Karten von den betreffenden Gegenden zur Hand hätte. Dabei hat der östreichische Generalissimus den Communicationen eine große Aufmerksamkeit zugewendet, und, namentlich in Betreff der Eisenbahnen und ihrer Hineinziehung in den geologischen Calcül, ohne Frage große Resul¬ tate schon jetzt erreicht. Sein Aufmarsch auf der weitgedehnten Grenzlinie dürfte nur unter Berücksichtigung des Wege- und Straßennetzes der Monarchie richtig aufzufassen sein. In dieser Hinsicht behalte ich mir eine spätere Erör¬ terung vor. Moderner Börsenschwindcl! (Ueber die neue französisch-östreichische Eiscnbahngesellschaft). Von einem Börsenmanne. — Keine Sache hat neuester Zeit Griec-Heult war ein jüngerer Generalmajor.und kurze Zeit vor seinem Tode erst be¬ fördert; zur Zeit des Conflictes war er Oberst.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/74
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/74>, abgerufen am 05.12.2024.