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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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erwiesen, als britische lAPfünder abgeprotzt hatten und die Kugeln die Russen
nicht erreichten. Wie e6 sich wirklich verhielt, erfuhr man erst später.

Um vieles eelatanter noch war die Wirkung der mächtigen V2Pudner in
der Schlacht oder dem Gefecht -- je nachdem man eS nennen will -- von
Balaklava. Als die russische Artillerie vor den bekannten fünf türkischen Re-
douten Position genommen hatte, nahm General Colin Campbell die Stücke für
2i Pfünder, dermaßen groß war die Zerstörung, welche sie in kurzer Zeit an¬
richteten und so entschieden ihr Uebergewicht über die leichteren englischen Bat¬
terien, welche gegen sie in Linie gerückt waren, aber bald zurückgehe" mußten.

Vom blutigen Siegestage von Jnkerman her erinnert man sich der rasch
herantragenden russischen Batterien, die auf der jenseitigen Thallehne Stellung
nehmend, auf eine immense Entfernung wie es schien die englischen Linien be¬
schossen. Nicht ohne Mühe vermochte die vereinigte englich-französische Feld-
artillerie gegen sie auszukommen. Gedämpft wurde das feindliche Feuer nicht,
wenn auch die Berichte es sagen. Als die russischen Kanonen endlich über
das Thal hin zurückweichen mußten, deckten die -18 Pfünver den Rückzug und
geboten der Verfolgung wol mehr noch wie der hereinbrechende Abend Stand.

Diese Ueverlegenheit der Kaliber, welche der Kaiset Nikolaus bei der Fuß-
artillerie durch Einführung des V2 Pudners zu erreichen suchte und wirklich
erreicht hat, strebte er zugleich bei der reitenden Artillerie an, und zwar ist es
ihm gelungen, schwere Batterien, d. h. IZpfündige, im Galopp und Marsch-
marsch (Carriere) zu bewegen. Die Motive dieser letzteren Neuerung sind ganz
die nämlichen, welche der ersteren zugrundeliegen. Bei Würdigung des Resul¬
tats darf man nicht vergessen, daß Nußland über enorme Pfervemassen zu
gebieten hat und durch die Sorge des verstorbenen Zaren die Heranziehung
eines großen Schlages, wie er für große Leistungen bei der betreffenden Waffe
unerläßlich ist, erreicht wurde.




Heinrich Freiherr von Heß.

Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß die ziemlich planlose Kriegführung
der Alliirten -in der Krim, schon jetzt der östreichischen Armee und den im
großartigsten Maßstabe ausgeführten Kriegsvorbereitungen des Kaisersstaates
zur Folie dient. Auf dem Hintergründe sovieler strategischer und taktischer
Fehler, welche den Feldherren der Westmächte während der letzten sechs Monate
zur Last fallen, hebt sich glänzend das heraus, was Oestreich seitdem, obschon
nur demonstrativ und als Einleitung zu- etwaigen späteren Operationen voll-


erwiesen, als britische lAPfünder abgeprotzt hatten und die Kugeln die Russen
nicht erreichten. Wie e6 sich wirklich verhielt, erfuhr man erst später.

Um vieles eelatanter noch war die Wirkung der mächtigen V2Pudner in
der Schlacht oder dem Gefecht — je nachdem man eS nennen will — von
Balaklava. Als die russische Artillerie vor den bekannten fünf türkischen Re-
douten Position genommen hatte, nahm General Colin Campbell die Stücke für
2i Pfünder, dermaßen groß war die Zerstörung, welche sie in kurzer Zeit an¬
richteten und so entschieden ihr Uebergewicht über die leichteren englischen Bat¬
terien, welche gegen sie in Linie gerückt waren, aber bald zurückgehe« mußten.

Vom blutigen Siegestage von Jnkerman her erinnert man sich der rasch
herantragenden russischen Batterien, die auf der jenseitigen Thallehne Stellung
nehmend, auf eine immense Entfernung wie es schien die englischen Linien be¬
schossen. Nicht ohne Mühe vermochte die vereinigte englich-französische Feld-
artillerie gegen sie auszukommen. Gedämpft wurde das feindliche Feuer nicht,
wenn auch die Berichte es sagen. Als die russischen Kanonen endlich über
das Thal hin zurückweichen mußten, deckten die -18 Pfünver den Rückzug und
geboten der Verfolgung wol mehr noch wie der hereinbrechende Abend Stand.

Diese Ueverlegenheit der Kaliber, welche der Kaiset Nikolaus bei der Fuß-
artillerie durch Einführung des V2 Pudners zu erreichen suchte und wirklich
erreicht hat, strebte er zugleich bei der reitenden Artillerie an, und zwar ist es
ihm gelungen, schwere Batterien, d. h. IZpfündige, im Galopp und Marsch-
marsch (Carriere) zu bewegen. Die Motive dieser letzteren Neuerung sind ganz
die nämlichen, welche der ersteren zugrundeliegen. Bei Würdigung des Resul¬
tats darf man nicht vergessen, daß Nußland über enorme Pfervemassen zu
gebieten hat und durch die Sorge des verstorbenen Zaren die Heranziehung
eines großen Schlages, wie er für große Leistungen bei der betreffenden Waffe
unerläßlich ist, erreicht wurde.




Heinrich Freiherr von Heß.

Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß die ziemlich planlose Kriegführung
der Alliirten -in der Krim, schon jetzt der östreichischen Armee und den im
großartigsten Maßstabe ausgeführten Kriegsvorbereitungen des Kaisersstaates
zur Folie dient. Auf dem Hintergründe sovieler strategischer und taktischer
Fehler, welche den Feldherren der Westmächte während der letzten sechs Monate
zur Last fallen, hebt sich glänzend das heraus, was Oestreich seitdem, obschon
nur demonstrativ und als Einleitung zu- etwaigen späteren Operationen voll-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/71>, abgerufen am 05.12.2024.