Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.durch seine Taubheit verkümmert. -182-i machte man ihn zum Hofrath. "Die Gries war durchaus ehrlich in seinen Sympathien, gewissenhaft in seinen Eine willkommene Ergänzung zu dieser Biographie bildet eine zweite ältere Johann Erich von Bcrgers Leben von Professor H. Ralle". Mit An¬ deutungen und Erinnerungen zu I. E. von Bcrgers Lebe" vou I.. N. Altona, Hammerich, -1856. -- Wir haben Erich von Berger als Stifter der Gesellschaft der freien Männer durch seine Taubheit verkümmert. -182-i machte man ihn zum Hofrath. „Die Gries war durchaus ehrlich in seinen Sympathien, gewissenhaft in seinen Eine willkommene Ergänzung zu dieser Biographie bildet eine zweite ältere Johann Erich von Bcrgers Leben von Professor H. Ralle». Mit An¬ deutungen und Erinnerungen zu I. E. von Bcrgers Lebe» vou I.. N. Altona, Hammerich, -1856. — Wir haben Erich von Berger als Stifter der Gesellschaft der freien Männer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0055" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99441"/> <p xml:id="ID_160" prev="#ID_159"> durch seine Taubheit verkümmert. -182-i machte man ihn zum Hofrath. „Die<lb/> Art von Vorwurf," schreibt er an Rist, „daß ich Dir meine falva venia<lb/> Standeserhöhung nicht gebührend gemeldet, hat mich ein wenig lachen gemacht<lb/> Hast Du mir denn irgendeine Deiner successiven Würden, Aemter, Titel und<lb/> Orden angezeigt? Und das waren und sind doch wenigstens sehr reelle Dinge,<lb/> wogegen mein armer Hofrath nichts ist als Schaum und Schatten. Vor<lb/> einigen Jahren, da man mir diese Ehrenbezeigung anbot, lehnte ich sie höflich<lb/> ab, dies Mal hat man mich nicht gefragt." — Im September -1837 überfiel ihn<lb/> in Jena seine Familie und führte den einsamen Dichter halb mit Gewalt nach<lb/> Hamburg in die Mitte der Seinen. Dort starb er -18^2, nachdem kurz vor<lb/> seinem Tode der König von Preußen ihm eine Pension von dreihundert Tha¬<lb/> lern ausgesetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_161"> Gries war durchaus ehrlich in seinen Sympathien, gewissenhaft in seinen<lb/> Arbeiten. Die literarische Gährung, in die seine Jugend fällt, mag die Rich¬<lb/> tung seines Talentes erklären; innerhalb derselben verdient er unbedingte An¬<lb/> erkennung. Seine Urtheile über die Werke der späteren Dichter sind zum Theil<lb/> sehr interessant. Wir wollen mittheilen, was er über Bettina sagt. „Diese<lb/> Unwahrheit, diese Unnatur, diese gemachte Naivetät widersteht meinem Wesen<lb/> aufs äußerste. Hätte sie ihr Buch Dichtung und Lügen genannt, so wäre<lb/> doch ans dem Titel ein Körnlein Wahrheit gewesen; Goethe hätte das Buch<lb/> ohne Zweifel mit dem größten Unwillen weggeworfen." —</p><lb/> <p xml:id="ID_162"> Eine willkommene Ergänzung zu dieser Biographie bildet eine zweite ältere<lb/> Schrift:</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Johann Erich von Bcrgers Leben von Professor H. Ralle». Mit An¬<lb/> deutungen und Erinnerungen zu I. E. von Bcrgers Lebe» vou I.. N.<lb/> Altona, Hammerich, -1856. —</head><lb/> <p xml:id="ID_163" next="#ID_164"> Wir haben Erich von Berger als Stifter der Gesellschaft der freien Männer<lb/> schon erwähnt. Er war -1772 i» Dänemark, aber von einer deutschen Familie<lb/> geboren; sein. Vater, General Berger, war aus hannöverschen in dänische<lb/> Dienste getreten. Schon -1788 bezog er die Universität und absolvirte seine<lb/> Prüfungen. Dann erst begab er sich nach Göttingen, Kiel, im Oktober -1793<lb/> nach Jena. Hier wurde er Reinholds eifriger Schüler und wollte ihm bei<lb/> seinem Abgang «ach Kiel folgen, allein sein Freund Hülsen hielt ihn davon<lb/> zurück und machte ihn mit Fichte bekannt, dessen Vorlesungen über die Be¬<lb/> stimmung des Gelehrten er ins Dänische übersetzte. Als vollkommen ausge¬<lb/> sprochener transscendentaler Idealist weihte er auch seine übrigen Freunde in<lb/> das Studium der speculativen Philosophie ein, bis im Herbst 1797 durch die<lb/> Bekanntschaft mit Schelling der Speculation eine neue Wendung gegeben<lb/> wurde. Trotz seines persönlich sehr innigen Verhältnisses zu Fichte wurde er</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
durch seine Taubheit verkümmert. -182-i machte man ihn zum Hofrath. „Die
Art von Vorwurf," schreibt er an Rist, „daß ich Dir meine falva venia
Standeserhöhung nicht gebührend gemeldet, hat mich ein wenig lachen gemacht
Hast Du mir denn irgendeine Deiner successiven Würden, Aemter, Titel und
Orden angezeigt? Und das waren und sind doch wenigstens sehr reelle Dinge,
wogegen mein armer Hofrath nichts ist als Schaum und Schatten. Vor
einigen Jahren, da man mir diese Ehrenbezeigung anbot, lehnte ich sie höflich
ab, dies Mal hat man mich nicht gefragt." — Im September -1837 überfiel ihn
in Jena seine Familie und führte den einsamen Dichter halb mit Gewalt nach
Hamburg in die Mitte der Seinen. Dort starb er -18^2, nachdem kurz vor
seinem Tode der König von Preußen ihm eine Pension von dreihundert Tha¬
lern ausgesetzt.
Gries war durchaus ehrlich in seinen Sympathien, gewissenhaft in seinen
Arbeiten. Die literarische Gährung, in die seine Jugend fällt, mag die Rich¬
tung seines Talentes erklären; innerhalb derselben verdient er unbedingte An¬
erkennung. Seine Urtheile über die Werke der späteren Dichter sind zum Theil
sehr interessant. Wir wollen mittheilen, was er über Bettina sagt. „Diese
Unwahrheit, diese Unnatur, diese gemachte Naivetät widersteht meinem Wesen
aufs äußerste. Hätte sie ihr Buch Dichtung und Lügen genannt, so wäre
doch ans dem Titel ein Körnlein Wahrheit gewesen; Goethe hätte das Buch
ohne Zweifel mit dem größten Unwillen weggeworfen." —
Eine willkommene Ergänzung zu dieser Biographie bildet eine zweite ältere
Schrift:
Johann Erich von Bcrgers Leben von Professor H. Ralle». Mit An¬
deutungen und Erinnerungen zu I. E. von Bcrgers Lebe» vou I.. N.
Altona, Hammerich, -1856. —
Wir haben Erich von Berger als Stifter der Gesellschaft der freien Männer
schon erwähnt. Er war -1772 i» Dänemark, aber von einer deutschen Familie
geboren; sein. Vater, General Berger, war aus hannöverschen in dänische
Dienste getreten. Schon -1788 bezog er die Universität und absolvirte seine
Prüfungen. Dann erst begab er sich nach Göttingen, Kiel, im Oktober -1793
nach Jena. Hier wurde er Reinholds eifriger Schüler und wollte ihm bei
seinem Abgang «ach Kiel folgen, allein sein Freund Hülsen hielt ihn davon
zurück und machte ihn mit Fichte bekannt, dessen Vorlesungen über die Be¬
stimmung des Gelehrten er ins Dänische übersetzte. Als vollkommen ausge¬
sprochener transscendentaler Idealist weihte er auch seine übrigen Freunde in
das Studium der speculativen Philosophie ein, bis im Herbst 1797 durch die
Bekanntschaft mit Schelling der Speculation eine neue Wendung gegeben
wurde. Trotz seines persönlich sehr innigen Verhältnisses zu Fichte wurde er
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