Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.neuen Ausgabe des Schlegel-Tieckschen Shakespeare einige von den wichtigsten Shakespeares Werke. Herausgegeben und erklärt von Dr. Rico laus Delius. -I.-- 3. Lieferung. Elberfeld, Friderichs. 1833. --> Ueber diese neue Ausgabe, deren erster Band mit der nächstfolgenden Gegen diesen bittern Tadel müssen wir uns nun der neuen Ausgabe aus neuen Ausgabe des Schlegel-Tieckschen Shakespeare einige von den wichtigsten Shakespeares Werke. Herausgegeben und erklärt von Dr. Rico laus Delius. -I.— 3. Lieferung. Elberfeld, Friderichs. 1833. —> Ueber diese neue Ausgabe, deren erster Band mit der nächstfolgenden Gegen diesen bittern Tadel müssen wir uns nun der neuen Ausgabe aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0358" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99744"/> <p xml:id="ID_1213" prev="#ID_1212"> neuen Ausgabe des Schlegel-Tieckschen Shakespeare einige von den wichtigsten<lb/> Verbesserungen, die durch den alten Corrector angebahnt sind, aufzunehmen<lb/> gedenkt, natürlich mit der nöthigen Pietät gegen eine Uebersetzung, die wir<lb/> Deutsche mir Recht als ein halbes Originalwerk zu betrachten gewohnt sind.<lb/> Wir glauben aber mit Einstimmung des gesammten Publicums zu handeln,<lb/> wenn wir den dringenden Wunsch aussprechen, daß diese Verbesserungen nicht<lb/> in den Tert aufgenommen, sondern in nachträglichen Anmerkungen hinzugefügt<lb/> werden. Schlegel hat sich in dem Brief an seinen Verleger, der in die<lb/> Böckingsche Gesammtausgabe aufgenommen ist, so bestimmt und entschieden<lb/> darüber ausgesprochen, daß hier kein Zweifel obwalten kann. Sind die<lb/> Verbesserungen von der Art, daß sie mit zwingender Gewalt auf die Ueber¬<lb/> zeugung wirken, so wird sich in spätern Ausgaben, deren wir noch recht viele<lb/> hoffen und erwarten, Gelegenheit finden, sie in den Text aufzunehmen, da<lb/> allerdings allmälig das Recht des Dichters an seine Schöpfungen verjähren<lb/> muß; vorläufig aber mochten wir jedes Erperimentiren, auch von der geschick¬<lb/> testen und behutsamsten Hand, bedenklich finden. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Shakespeares Werke. Herausgegeben und erklärt von Dr. Rico laus Delius.<lb/> -I.— 3. Lieferung. Elberfeld, Friderichs. 1833. —></head><lb/> <p xml:id="ID_1214"> Ueber diese neue Ausgabe, deren erster Band mit der nächstfolgenden<lb/> Lieferung geschlossen sein wird, spricht sich Herr Mommsen in einer Anmerkung<lb/> des vorher angeführten Werkes folgendermaßen aus, (wobei er allerdings nur<lb/> die beiden ersten Lieferungen vor Augen gehabthat): „Delius leistet allerdings<lb/> manches schätzbare in der Erklärung einzelner Stellen, hat aber, den Ma߬<lb/> stab einer kritischen Ausgabe darangelegt, ein sehr ungenügendes Werk ge¬<lb/> liefert . . — Wer die Kühnheit hat, als Deutscher von einem der schwersten<lb/> Dichter der lebenden Sprachen eine neue Recension liefern zu wollen, muß<lb/> vor allen Dingen sich durch richtige, sorgfältige und vollständige Angabe des<lb/> Ueberlieferten oder doch des Wesentlichsten desselben auszeichnen..... Schlimmer<lb/> noch ist es, daß die Kritik selbst nicht frei von jenem concillatorischen Dilet¬<lb/> tantismus ist, der uns die Shakespe.irefrage in Grund und Boden verdirbt.<lb/> Denn wo, wie im Hamlet, sich zwei durchaus verschiedene Gestaltungen des<lb/> Textes gegenüberstehen, handelt es sich nicht darum, daß man stillschweigend<lb/> bald dieser, bald jener folge, dann auch gelegentlich die eine oder die andere<lb/> annehme oder verwerfe, sondern zuvörderst um scharfe Abwägung beider, dann<lb/> um Entscheidung für oder wider, um Princip und Konsequenz. Mit jenem<lb/> Verfahren ist niemand gedient, als dem gebildeten Publicum, das mitreden<lb/> möchte von Dingen, die zu schwer und weitläufig sind, als daß es davon<lb/> wissen sollte und könnte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1215" next="#ID_1216"> Gegen diesen bittern Tadel müssen wir uns nun der neuen Ausgabe aus</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0358]
neuen Ausgabe des Schlegel-Tieckschen Shakespeare einige von den wichtigsten
Verbesserungen, die durch den alten Corrector angebahnt sind, aufzunehmen
gedenkt, natürlich mit der nöthigen Pietät gegen eine Uebersetzung, die wir
Deutsche mir Recht als ein halbes Originalwerk zu betrachten gewohnt sind.
Wir glauben aber mit Einstimmung des gesammten Publicums zu handeln,
wenn wir den dringenden Wunsch aussprechen, daß diese Verbesserungen nicht
in den Tert aufgenommen, sondern in nachträglichen Anmerkungen hinzugefügt
werden. Schlegel hat sich in dem Brief an seinen Verleger, der in die
Böckingsche Gesammtausgabe aufgenommen ist, so bestimmt und entschieden
darüber ausgesprochen, daß hier kein Zweifel obwalten kann. Sind die
Verbesserungen von der Art, daß sie mit zwingender Gewalt auf die Ueber¬
zeugung wirken, so wird sich in spätern Ausgaben, deren wir noch recht viele
hoffen und erwarten, Gelegenheit finden, sie in den Text aufzunehmen, da
allerdings allmälig das Recht des Dichters an seine Schöpfungen verjähren
muß; vorläufig aber mochten wir jedes Erperimentiren, auch von der geschick¬
testen und behutsamsten Hand, bedenklich finden. —
Shakespeares Werke. Herausgegeben und erklärt von Dr. Rico laus Delius.
-I.— 3. Lieferung. Elberfeld, Friderichs. 1833. —>
Ueber diese neue Ausgabe, deren erster Band mit der nächstfolgenden
Lieferung geschlossen sein wird, spricht sich Herr Mommsen in einer Anmerkung
des vorher angeführten Werkes folgendermaßen aus, (wobei er allerdings nur
die beiden ersten Lieferungen vor Augen gehabthat): „Delius leistet allerdings
manches schätzbare in der Erklärung einzelner Stellen, hat aber, den Ma߬
stab einer kritischen Ausgabe darangelegt, ein sehr ungenügendes Werk ge¬
liefert . . — Wer die Kühnheit hat, als Deutscher von einem der schwersten
Dichter der lebenden Sprachen eine neue Recension liefern zu wollen, muß
vor allen Dingen sich durch richtige, sorgfältige und vollständige Angabe des
Ueberlieferten oder doch des Wesentlichsten desselben auszeichnen..... Schlimmer
noch ist es, daß die Kritik selbst nicht frei von jenem concillatorischen Dilet¬
tantismus ist, der uns die Shakespe.irefrage in Grund und Boden verdirbt.
Denn wo, wie im Hamlet, sich zwei durchaus verschiedene Gestaltungen des
Textes gegenüberstehen, handelt es sich nicht darum, daß man stillschweigend
bald dieser, bald jener folge, dann auch gelegentlich die eine oder die andere
annehme oder verwerfe, sondern zuvörderst um scharfe Abwägung beider, dann
um Entscheidung für oder wider, um Princip und Konsequenz. Mit jenem
Verfahren ist niemand gedient, als dem gebildeten Publicum, das mitreden
möchte von Dingen, die zu schwer und weitläufig sind, als daß es davon
wissen sollte und könnte."
Gegen diesen bittern Tadel müssen wir uns nun der neuen Ausgabe aus
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