Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.ist Sohn des preußischen Generals und Neffe des Schwagers von Schiller. Die Tagfalter. Lyrische Gedichte von Peter Joh ann Willatzen. Berlin, Geffken.
Der neue Rath des Herrn Sinn von Pardubic, eine Thierfabel aus Die kleinen Erzählungen, die durchweg eine moralische Tendenz haben, sind
Neue Schattspiele. -- Deutsche Origin allustspiele von L. Feldmann. ist Sohn des preußischen Generals und Neffe des Schwagers von Schiller. Die Tagfalter. Lyrische Gedichte von Peter Joh ann Willatzen. Berlin, Geffken.
Der neue Rath des Herrn Sinn von Pardubic, eine Thierfabel aus Die kleinen Erzählungen, die durchweg eine moralische Tendenz haben, sind
Neue Schattspiele. — Deutsche Origin allustspiele von L. Feldmann. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100578"/> <p xml:id="ID_356" prev="#ID_355"> ist Sohn des preußischen Generals und Neffe des Schwagers von Schiller. Die<lb/> Gedichte zeigen uns eine liebenswürdige und tüchtige Persönlichkeit; ihren poetischen<lb/> Werth dagegen können wir nicht sehr hoch anschlagen. Die ursprünglichen Gedichte<lb/> sind ganz in der Art von Matthisson, Schmidt von Werneuchen u. s. w. Später<lb/> klingen dann die Melodien neuerer Dichter durch. Das Talent des Verfassers ist<lb/> wesentlich reprodnctiv. —</p><lb/> <p xml:id="ID_357"> Tagfalter. Lyrische Gedichte von Peter Joh ann Willatzen. Berlin, Geffken.<lb/> — Die Selbstrecension des Verfassers, der wir beipflichten, lautet folgendermaßen:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Meine Lieder sind nur Falter,<lb/> Die von Dust und Strahlen leben<lb/> Und um schöne Blumeuhäupter<lb/> Tändelnd ans und nieder schweben;<lb/> Die, beim Morgenroth geboren<lb/> Tags um Liebe gaukelnd werben<lb/> Aber schon zur Abenddämmrnug<lb/> Still und unbeachtet sterben.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_358"> Der neue Rath des Herrn Sinn von Pardubic, eine Thierfabel aus<lb/> dem vierzehnten Jahrhundert, nebst dessen übrigen Dichtungen und einer Auswahl<lb/> aus seiner Sprüchwörtersammlnng. Nach dem böhmischen Originaltext zum ersten<lb/> Male deutsch bearbeitet von Joseph Wenzig. Leipzig, R. Weigel.</p><lb/> <p xml:id="ID_359"> Die kleinen Erzählungen, die durchweg eine moralische Tendenz haben, sind<lb/> sehr hübsch und angemessen übersetzt. Von den Sprüchen theilen wir einige als<lb/> Probe mit.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l> Bleibt in gleicher Lag der Stein,<lb/> Kann er nicht rings bewachsen sein.<lb/> Stopfst du nicht das Loch mit dem Handschuh zu,<lb/> Brauchst später den ganzen Mantel du.<lb/> Macht Geräusch dich zagen,<lb/> Darfst nicht in den Wald dich wagen.<lb/> Soll nicht dein Schuß verloren sein,<lb/> Ziel in den Himmel nicht hinein.<lb/> Ist schlau der Hund,<lb/> Mißgönnt er fremde!» Mund<lb/> Und selbst dem eignen Schlund.<lb/> Laß deine Hunde sich beißen und raufen.<lb/> Mischt nur kein Fremder sich in den Haufen.<lb/> Die Mäuler zu stopfen allen Leuten,<lb/> Gäbs viele Leinwand zu bereiten.<lb/> Wer selbst sich aufzuspielen vermag,<lb/> Kann selbst sich vergnügen jeglichen Tag.</l> </lg> </quote><lb/> </div> <div n="2"> <head> Neue Schattspiele.</head> <p xml:id="ID_360"> — Deutsche Origin allustspiele von L. Feldmann.<lb/> VII. Band. Neue Folge. I. Band. Berlin, Franz stage. — Der Band enthält<lb/> die Lustspiele: Ein Filz als Prasser, die Heimkehr von der Hochzeit, ein Prozeß<lb/> zwischen Eheleuten, Immer zu vorschnell und die selige Gräfin. Auf der Bühne<lb/> machen sich diese Schwänke recht gut, namentlich in östreichischer Mundart und in<lb/> der wiener Atmosphäre, für die sie ganz eigentlich berechnet sind. Zur Lectüre<lb/> eignen sie sich nicht. —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
ist Sohn des preußischen Generals und Neffe des Schwagers von Schiller. Die
Gedichte zeigen uns eine liebenswürdige und tüchtige Persönlichkeit; ihren poetischen
Werth dagegen können wir nicht sehr hoch anschlagen. Die ursprünglichen Gedichte
sind ganz in der Art von Matthisson, Schmidt von Werneuchen u. s. w. Später
klingen dann die Melodien neuerer Dichter durch. Das Talent des Verfassers ist
wesentlich reprodnctiv. —
Tagfalter. Lyrische Gedichte von Peter Joh ann Willatzen. Berlin, Geffken.
— Die Selbstrecension des Verfassers, der wir beipflichten, lautet folgendermaßen:
Meine Lieder sind nur Falter,
Die von Dust und Strahlen leben
Und um schöne Blumeuhäupter
Tändelnd ans und nieder schweben;
Die, beim Morgenroth geboren
Tags um Liebe gaukelnd werben
Aber schon zur Abenddämmrnug
Still und unbeachtet sterben.
Der neue Rath des Herrn Sinn von Pardubic, eine Thierfabel aus
dem vierzehnten Jahrhundert, nebst dessen übrigen Dichtungen und einer Auswahl
aus seiner Sprüchwörtersammlnng. Nach dem böhmischen Originaltext zum ersten
Male deutsch bearbeitet von Joseph Wenzig. Leipzig, R. Weigel.
Die kleinen Erzählungen, die durchweg eine moralische Tendenz haben, sind
sehr hübsch und angemessen übersetzt. Von den Sprüchen theilen wir einige als
Probe mit.
Bleibt in gleicher Lag der Stein,
Kann er nicht rings bewachsen sein.
Stopfst du nicht das Loch mit dem Handschuh zu,
Brauchst später den ganzen Mantel du.
Macht Geräusch dich zagen,
Darfst nicht in den Wald dich wagen.
Soll nicht dein Schuß verloren sein,
Ziel in den Himmel nicht hinein.
Ist schlau der Hund,
Mißgönnt er fremde!» Mund
Und selbst dem eignen Schlund.
Laß deine Hunde sich beißen und raufen.
Mischt nur kein Fremder sich in den Haufen.
Die Mäuler zu stopfen allen Leuten,
Gäbs viele Leinwand zu bereiten.
Wer selbst sich aufzuspielen vermag,
Kann selbst sich vergnügen jeglichen Tag.
Neue Schattspiele. — Deutsche Origin allustspiele von L. Feldmann.
VII. Band. Neue Folge. I. Band. Berlin, Franz stage. — Der Band enthält
die Lustspiele: Ein Filz als Prasser, die Heimkehr von der Hochzeit, ein Prozeß
zwischen Eheleuten, Immer zu vorschnell und die selige Gräfin. Auf der Bühne
machen sich diese Schwänke recht gut, namentlich in östreichischer Mundart und in
der wiener Atmosphäre, für die sie ganz eigentlich berechnet sind. Zur Lectüre
eignen sie sich nicht. —
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