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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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chung der Convention zu einem Protokoll nicht zufrieden; sie wollte auch das
Protokoll möglichst in die Lust stellen, und wünschte, daß es von dem preußischen
Gesandten in Wien lediglich in seiner Eigenschaft als Mitglied der Wiener Con-
ferenz und ohne weitere Specialvollmacht unterzeichnet würde. Glückten dann die
Bestrebungen der Partei, uus dem Westen noch mehr zu entfremden, im übrigen,
so war das neue Protokoll ein sehr schwaches Band; man brauchte dann nur den
Schritt eines diplomatischen Agenten als unverbindlich darzustellen, und hatte zugleich
Herrn V. Manteuffel die freie Entschließung für weitere Wendepunkte gewahrt.
Aber das Project stieß in Wien aus Hindernisse: es ist mir nicht bekannt, ob der
preußische Gesandte persönlich Anstand nahm, mit sehenden Augen eine Intrigue
zu fördern, deren Opfer er werden mußte, oder ob die Bevollmächtigten der übri¬
gen Staaten die Unterzeichnung eines neuen Protokolls nach erfolgter Kriegserklä¬
rung der Westmächte für einen so wi-astigen politischen Act hielten, daß sie ohne
Vorherige gegenseitige Mittheilung ihrer Specialvollmachten sich zu demselben nicht
herbeilassen mochten; kurz, Arnim erklärte, daß er eines Spccialbefehls bedürfe,
und da man sich zur Unterzeichnung des Protokolls einmal bereit erklärt hatte,
mußte man auch die specielle Vollmacht dazu ertheilen.

Auch die Geschichte des Schutz- und Trichbündnisscs klärt sich allmälich ans.
Aus deu officiösen Blättern ersehen wir, daß gleichzeitig in einer militärischen
Convention Stipulationen über- ein gemeinsames actives Auftreten festgestellt werden
sollten; woraus erhellt, daß der Feldzeugmeister V. Haß nicht etwa wohlthuende
Fricdcushoffnungen und allgemeine Gefühle der Brüderlichkeit austauschen sollte,
sondern daß er ausgedehnte, auf bestimmte Eventualitäten berechnete Vollmachten
besaß und der edelmüthigen Aufwallung, welche durch den Antrag auf Erneuerung
des geheimen Garautievertragö die Kraft Preußens dem östreichischen Kaiserstaat
zu Gebot gestellt hatte, einen für die gegenwärtige Verwicklung praktischen
Inhalt zu geben beauftragt war. Daß die Schärfe der beabsichtigten Verabredun¬
gen gegen Nußland gerichtet sein würde, - war bei der Stellung Oestreichs, welches
mehrmals seine Bereitwilligkeit zum Abschluß einer Convention mit den Wcstmächten
zu erkennen gegeben hatte, nicht mehr zweifelhaft; aber das widerstritt natürlich
den Wünschen der NnsseNvartei, welche die Erneuerung des Garanticvcrtrags mir
als den Kaufpreis für Oestreichs Neutralität betrachtet hatte; wie denn auch wirk¬
lich beide Punkte verbunden durch den Obristlientenant v. Manteuffel in Wien
befürwortet wurden. Oestreich nahm das -Anerbieten preußischer Hilfe bereitwillig
an, lehnte aber den Neutralitätsvertrag ab, und bekundete dadurch uoch deutlicher,
daß es zu den bestehenden schweren Verwicklungen nicht noch die aus einer neutra¬
len Haltung hervorgehenden Gefahren heraufzubeschwören gedenke, daß es vielmehr
die preußische Unterstützung für andere Eventualitäten zu benutzen beabsichtige.
Diese bestimmter zu formuliren war die Aufgabe des Baron Haß. Unsere Russen-
frennde mußten ihr entgegenarbeiten.

Es ist bekannt, daß die Generale v. Gerlach und v. d. Groben an den Be¬
sprechungen des Fcldzcugmcistcrs Haß theilnahmen. Wir lassen es dahingestellt
sein, inwieweit ihre Gegenwart und ihre anderweitigen Beziehungen den östrei¬
chischen Bevollmächtigten verhindert haben, die Absichten des Wiener Cabinets offen
darzulegen. Aber das Resultat der Konferenzen war nicht ein auf die vorliegende


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chung der Convention zu einem Protokoll nicht zufrieden; sie wollte auch das
Protokoll möglichst in die Lust stellen, und wünschte, daß es von dem preußischen
Gesandten in Wien lediglich in seiner Eigenschaft als Mitglied der Wiener Con-
ferenz und ohne weitere Specialvollmacht unterzeichnet würde. Glückten dann die
Bestrebungen der Partei, uus dem Westen noch mehr zu entfremden, im übrigen,
so war das neue Protokoll ein sehr schwaches Band; man brauchte dann nur den
Schritt eines diplomatischen Agenten als unverbindlich darzustellen, und hatte zugleich
Herrn V. Manteuffel die freie Entschließung für weitere Wendepunkte gewahrt.
Aber das Project stieß in Wien aus Hindernisse: es ist mir nicht bekannt, ob der
preußische Gesandte persönlich Anstand nahm, mit sehenden Augen eine Intrigue
zu fördern, deren Opfer er werden mußte, oder ob die Bevollmächtigten der übri¬
gen Staaten die Unterzeichnung eines neuen Protokolls nach erfolgter Kriegserklä¬
rung der Westmächte für einen so wi-astigen politischen Act hielten, daß sie ohne
Vorherige gegenseitige Mittheilung ihrer Specialvollmachten sich zu demselben nicht
herbeilassen mochten; kurz, Arnim erklärte, daß er eines Spccialbefehls bedürfe,
und da man sich zur Unterzeichnung des Protokolls einmal bereit erklärt hatte,
mußte man auch die specielle Vollmacht dazu ertheilen.

Auch die Geschichte des Schutz- und Trichbündnisscs klärt sich allmälich ans.
Aus deu officiösen Blättern ersehen wir, daß gleichzeitig in einer militärischen
Convention Stipulationen über- ein gemeinsames actives Auftreten festgestellt werden
sollten; woraus erhellt, daß der Feldzeugmeister V. Haß nicht etwa wohlthuende
Fricdcushoffnungen und allgemeine Gefühle der Brüderlichkeit austauschen sollte,
sondern daß er ausgedehnte, auf bestimmte Eventualitäten berechnete Vollmachten
besaß und der edelmüthigen Aufwallung, welche durch den Antrag auf Erneuerung
des geheimen Garautievertragö die Kraft Preußens dem östreichischen Kaiserstaat
zu Gebot gestellt hatte, einen für die gegenwärtige Verwicklung praktischen
Inhalt zu geben beauftragt war. Daß die Schärfe der beabsichtigten Verabredun¬
gen gegen Nußland gerichtet sein würde, - war bei der Stellung Oestreichs, welches
mehrmals seine Bereitwilligkeit zum Abschluß einer Convention mit den Wcstmächten
zu erkennen gegeben hatte, nicht mehr zweifelhaft; aber das widerstritt natürlich
den Wünschen der NnsseNvartei, welche die Erneuerung des Garanticvcrtrags mir
als den Kaufpreis für Oestreichs Neutralität betrachtet hatte; wie denn auch wirk¬
lich beide Punkte verbunden durch den Obristlientenant v. Manteuffel in Wien
befürwortet wurden. Oestreich nahm das -Anerbieten preußischer Hilfe bereitwillig
an, lehnte aber den Neutralitätsvertrag ab, und bekundete dadurch uoch deutlicher,
daß es zu den bestehenden schweren Verwicklungen nicht noch die aus einer neutra¬
len Haltung hervorgehenden Gefahren heraufzubeschwören gedenke, daß es vielmehr
die preußische Unterstützung für andere Eventualitäten zu benutzen beabsichtige.
Diese bestimmter zu formuliren war die Aufgabe des Baron Haß. Unsere Russen-
frennde mußten ihr entgegenarbeiten.

Es ist bekannt, daß die Generale v. Gerlach und v. d. Groben an den Be¬
sprechungen des Fcldzcugmcistcrs Haß theilnahmen. Wir lassen es dahingestellt
sein, inwieweit ihre Gegenwart und ihre anderweitigen Beziehungen den östrei¬
chischen Bevollmächtigten verhindert haben, die Absichten des Wiener Cabinets offen
darzulegen. Aber das Resultat der Konferenzen war nicht ein auf die vorliegende


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/154>, abgerufen am 22.12.2024.