Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.wenn die Tausende von Menschen und Thieren von der Kraft einer, einzigen Das kaiserliche Gardecorps besteht aus: Erstens 3 Gardeinfanteriedivisio- Zweitens an Cavalerie 4 Kürassier-, 1 Grenadier-, 1 Dragoner-, 2 Uhlanen-, wenn die Tausende von Menschen und Thieren von der Kraft einer, einzigen Das kaiserliche Gardecorps besteht aus: Erstens 3 Gardeinfanteriedivisio- Zweitens an Cavalerie 4 Kürassier-, 1 Grenadier-, 1 Dragoner-, 2 Uhlanen-, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97910"/> <p xml:id="ID_375" prev="#ID_374"> wenn die Tausende von Menschen und Thieren von der Kraft einer, einzigen<lb/> Maschine geleitet würden, so gleichmäßig sind alle Bewegungen. Bis auf die<lb/> Farbe der Haare und Augen erstreckt sich diese Gleichförmigkeit und wie bei der<lb/> Cavalerie ganze Regimenter nur mit Füchsen, andere wieder mit Braunen oder<lb/> Schimmeln beritten sind, so findet man bei der Infanterie ganze Compagnien,<lb/> die nur blauäugige und blondhaarige Soldaten enthalten. Wie die Mannschaft,<lb/> bilden auch die Offiziere der . Garde die Elite des Offiziercorps. Wer durch<lb/> Geburt und Rang sich auszeichnet, in den kaiserlichen Kadettencorps Kennt¬<lb/> nisse oder Fähigkeiten gezeigt, durch besondere äußerliche Vorzüge die per¬<lb/> sönliche Aufmerksamkeit des Kaisers aus sich gezogen hat, kann sicher hoffen,<lb/> in die Garde zu kommen. Der jüngste Unterlieutenant derselben rangirt mit<lb/> dem jüngsten Hauptmann der Linie. Alle jüngeren und sähigeren Stabsoffiziere<lb/> und Generale der ganzen Armee haben ihre Dienstzeit fast immer in der Garde<lb/> begonnen. Sie bringen es in der Garde bis zum Hauptmann oder Rittmeister<lb/> und werden dann als Oberstlieutenant in die Linie versetzt. Um den Garde¬<lb/> offizieren Gelegenheit zu geben, sich nicht allein im Paradedienst sondern auch<lb/> im wirklichen Kriege zu üben, ist stets eine Anzahl derselben nach dem Kaukasus<lb/> commandirt. Auch auf Reisen im Auslande befinden sich viele russische Garde¬<lb/> offiziere, um sich mit den militärischen Einrichtungen anderer europäischen Heere<lb/> bekannt zu macheu. Um es unvermvgeudeu Offizieren möglich zu machen, bei<lb/> der theuern Garde in dem kostspieligen Petersburg zu dienen, wozu der geringe<lb/> Sold lange nicht hinreicht, gibt der Kaiser oft eine sehr beträchtliche persönliche<lb/> Zulage aus seiner Privatkasse. Sonst dient in der Garde und besonders in der<lb/> Cavalerie derselben der reichste Adel Rußlands, und der Luxus der hier herrscht,<lb/> ist so groß, .daß es ganze Regimenter gibt, in denen jeder Lieutenant eine<lb/> eigne vierspännige Equipage besitzt. Es lag in der Politik Peters des Großen<lb/> des Gründers der russischen Garde, daß sich die jungen Söhne der mächtigen<lb/> Adelsgeschlechter während ihrer Dienstzeit in ihrem Vermögen ruinirten. Ueber¬<lb/> haupt sind viele Einrichtungen in der Garde noch ganz so beibehalten, wie Peter<lb/> der Große sie schuf.</p><lb/> <p xml:id="ID_376"> Das kaiserliche Gardecorps besteht aus: Erstens 3 Gardeinfanteriedivisio-<lb/> uen, jede Division zu 2 Brigaden, jede Brigade — 2 Regimenter, jedes Re¬<lb/> giment zu 3 Feldbataillonen, jedes Bataillon zu 1000 Mann. Außerdem besteht<lb/> noch das finnische Gardeschützenbataillon. Die gesammte Infanterie beträgt also<lb/> 9 Grenadier- und 3 Jägerregimenter und 1 Schützenbataillon/ zusammen 37<lb/> Bataillone in der Stärke von 37,000 Combattauten. Ein eignes Sappeurs-<lb/> bataillon, das auch an 1000 Mann zählt, kommt noch hinzu, so daß die kaiser¬<lb/> liche Garde an 38,000 Mann Infanterie besitzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_377" next="#ID_378"> Zweitens an Cavalerie 4 Kürassier-, 1 Grenadier-, 1 Dragoner-, 2 Uhlanen-,<lb/> 2 Husaren-, 2 Kosackenregimenler, jedes Regiment zu 6 Escadrons, dann 4 Es-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
wenn die Tausende von Menschen und Thieren von der Kraft einer, einzigen
Maschine geleitet würden, so gleichmäßig sind alle Bewegungen. Bis auf die
Farbe der Haare und Augen erstreckt sich diese Gleichförmigkeit und wie bei der
Cavalerie ganze Regimenter nur mit Füchsen, andere wieder mit Braunen oder
Schimmeln beritten sind, so findet man bei der Infanterie ganze Compagnien,
die nur blauäugige und blondhaarige Soldaten enthalten. Wie die Mannschaft,
bilden auch die Offiziere der . Garde die Elite des Offiziercorps. Wer durch
Geburt und Rang sich auszeichnet, in den kaiserlichen Kadettencorps Kennt¬
nisse oder Fähigkeiten gezeigt, durch besondere äußerliche Vorzüge die per¬
sönliche Aufmerksamkeit des Kaisers aus sich gezogen hat, kann sicher hoffen,
in die Garde zu kommen. Der jüngste Unterlieutenant derselben rangirt mit
dem jüngsten Hauptmann der Linie. Alle jüngeren und sähigeren Stabsoffiziere
und Generale der ganzen Armee haben ihre Dienstzeit fast immer in der Garde
begonnen. Sie bringen es in der Garde bis zum Hauptmann oder Rittmeister
und werden dann als Oberstlieutenant in die Linie versetzt. Um den Garde¬
offizieren Gelegenheit zu geben, sich nicht allein im Paradedienst sondern auch
im wirklichen Kriege zu üben, ist stets eine Anzahl derselben nach dem Kaukasus
commandirt. Auch auf Reisen im Auslande befinden sich viele russische Garde¬
offiziere, um sich mit den militärischen Einrichtungen anderer europäischen Heere
bekannt zu macheu. Um es unvermvgeudeu Offizieren möglich zu machen, bei
der theuern Garde in dem kostspieligen Petersburg zu dienen, wozu der geringe
Sold lange nicht hinreicht, gibt der Kaiser oft eine sehr beträchtliche persönliche
Zulage aus seiner Privatkasse. Sonst dient in der Garde und besonders in der
Cavalerie derselben der reichste Adel Rußlands, und der Luxus der hier herrscht,
ist so groß, .daß es ganze Regimenter gibt, in denen jeder Lieutenant eine
eigne vierspännige Equipage besitzt. Es lag in der Politik Peters des Großen
des Gründers der russischen Garde, daß sich die jungen Söhne der mächtigen
Adelsgeschlechter während ihrer Dienstzeit in ihrem Vermögen ruinirten. Ueber¬
haupt sind viele Einrichtungen in der Garde noch ganz so beibehalten, wie Peter
der Große sie schuf.
Das kaiserliche Gardecorps besteht aus: Erstens 3 Gardeinfanteriedivisio-
uen, jede Division zu 2 Brigaden, jede Brigade — 2 Regimenter, jedes Re¬
giment zu 3 Feldbataillonen, jedes Bataillon zu 1000 Mann. Außerdem besteht
noch das finnische Gardeschützenbataillon. Die gesammte Infanterie beträgt also
9 Grenadier- und 3 Jägerregimenter und 1 Schützenbataillon/ zusammen 37
Bataillone in der Stärke von 37,000 Combattauten. Ein eignes Sappeurs-
bataillon, das auch an 1000 Mann zählt, kommt noch hinzu, so daß die kaiser¬
liche Garde an 38,000 Mann Infanterie besitzt.
Zweitens an Cavalerie 4 Kürassier-, 1 Grenadier-, 1 Dragoner-, 2 Uhlanen-,
2 Husaren-, 2 Kosackenregimenler, jedes Regiment zu 6 Escadrons, dann 4 Es-
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