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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Die Leipziger Abonnementconeerre in" Winter
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1.

Seit einiger Zeit circulirte die in üblicher Weise vom Directorium erlassene
Einladung zu den im Lauf des nächsten Winters zu gebenden 2V Abonnement-
concerten. Obgleich der seines Erfolges beim Publicum sichere Laconismuö
dieses Documents nicht viel davon verräth, wieweit das Directorium sich
seiner Aufgabe bewußt ist, das unter seiner Leitung stehende Institut einem
höheren Ziel entgegenzuführen, so wird doch dem, welchem es Ernst mit der
Kunst ist, der diese Concerte dienen, von neuem die Pflicht auferlegt, zu
prüfen was geboten wird und zu mahnen, was erreicht werden soll. Das
Directorium sieht in dem Festhalten der "bisherigen Grundsätze" und den "be¬
währten Leistungen unsres Orchesters" die Bürgschaft dafür, daß die Concerte
auch dieses Mal den Erwartungen des kunstsinnigen Publicums entsprechen werden.
Es ist ein schönes Ding um die Tradition guter Grundsätze und bewährter
Leistungen: für den, der mil Einsicht in die Anforderungen der Gegenwart und
mit dem ernsten Willen, das Bessere zu erreichen, rüstig vorwärts strebt, ist sie
der sicherste Halt und die kräftigste Stütze; für den, der an den bisherigen Grund¬
sätzen und den bereits bewährten Leistungen festklebt, wird sie ein hemmendes
Bleigewicht und eine drückende Fessel, ein Adel ohne Leistungen, ein Patent
ohne Würde. Vielleicht hätte es der Würde des Directoriums keinen Eintrag
gethan, wenn es hätte merken-lassen, daß das ehrwürdige Alter der Concerte
weder der Einsicht in eigne Mängel und Gebrechen noch der Kraft vorwärts
zu streben geschadet habe. Indessen mag es darum sein, wenn nur die Concerte
zeigen, daß man es besser macht.

Wichtig allerdings und dankenswert!) ist die kurze Notiz, daß die musi¬
kalische Leitung der Concerte Herrn Kapellmeister Julius Rietz als Mustk-
director und Herrn Ferdinand David als Concertmeister übertragen worden


"Krcnzbvicii. IV. 183^. 1
Die Leipziger Abonnementconeerre in» Winter
— ».».
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Seit einiger Zeit circulirte die in üblicher Weise vom Directorium erlassene
Einladung zu den im Lauf des nächsten Winters zu gebenden 2V Abonnement-
concerten. Obgleich der seines Erfolges beim Publicum sichere Laconismuö
dieses Documents nicht viel davon verräth, wieweit das Directorium sich
seiner Aufgabe bewußt ist, das unter seiner Leitung stehende Institut einem
höheren Ziel entgegenzuführen, so wird doch dem, welchem es Ernst mit der
Kunst ist, der diese Concerte dienen, von neuem die Pflicht auferlegt, zu
prüfen was geboten wird und zu mahnen, was erreicht werden soll. Das
Directorium sieht in dem Festhalten der „bisherigen Grundsätze" und den „be¬
währten Leistungen unsres Orchesters" die Bürgschaft dafür, daß die Concerte
auch dieses Mal den Erwartungen des kunstsinnigen Publicums entsprechen werden.
Es ist ein schönes Ding um die Tradition guter Grundsätze und bewährter
Leistungen: für den, der mil Einsicht in die Anforderungen der Gegenwart und
mit dem ernsten Willen, das Bessere zu erreichen, rüstig vorwärts strebt, ist sie
der sicherste Halt und die kräftigste Stütze; für den, der an den bisherigen Grund¬
sätzen und den bereits bewährten Leistungen festklebt, wird sie ein hemmendes
Bleigewicht und eine drückende Fessel, ein Adel ohne Leistungen, ein Patent
ohne Würde. Vielleicht hätte es der Würde des Directoriums keinen Eintrag
gethan, wenn es hätte merken-lassen, daß das ehrwürdige Alter der Concerte
weder der Einsicht in eigne Mängel und Gebrechen noch der Kraft vorwärts
zu streben geschadet habe. Indessen mag es darum sein, wenn nur die Concerte
zeigen, daß man es besser macht.

Wichtig allerdings und dankenswert!) ist die kurze Notiz, daß die musi¬
kalische Leitung der Concerte Herrn Kapellmeister Julius Rietz als Mustk-
director und Herrn Ferdinand David als Concertmeister übertragen worden


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[0009] Die Leipziger Abonnementconeerre in» Winter — ».». 1. Seit einiger Zeit circulirte die in üblicher Weise vom Directorium erlassene Einladung zu den im Lauf des nächsten Winters zu gebenden 2V Abonnement- concerten. Obgleich der seines Erfolges beim Publicum sichere Laconismuö dieses Documents nicht viel davon verräth, wieweit das Directorium sich seiner Aufgabe bewußt ist, das unter seiner Leitung stehende Institut einem höheren Ziel entgegenzuführen, so wird doch dem, welchem es Ernst mit der Kunst ist, der diese Concerte dienen, von neuem die Pflicht auferlegt, zu prüfen was geboten wird und zu mahnen, was erreicht werden soll. Das Directorium sieht in dem Festhalten der „bisherigen Grundsätze" und den „be¬ währten Leistungen unsres Orchesters" die Bürgschaft dafür, daß die Concerte auch dieses Mal den Erwartungen des kunstsinnigen Publicums entsprechen werden. Es ist ein schönes Ding um die Tradition guter Grundsätze und bewährter Leistungen: für den, der mil Einsicht in die Anforderungen der Gegenwart und mit dem ernsten Willen, das Bessere zu erreichen, rüstig vorwärts strebt, ist sie der sicherste Halt und die kräftigste Stütze; für den, der an den bisherigen Grund¬ sätzen und den bereits bewährten Leistungen festklebt, wird sie ein hemmendes Bleigewicht und eine drückende Fessel, ein Adel ohne Leistungen, ein Patent ohne Würde. Vielleicht hätte es der Würde des Directoriums keinen Eintrag gethan, wenn es hätte merken-lassen, daß das ehrwürdige Alter der Concerte weder der Einsicht in eigne Mängel und Gebrechen noch der Kraft vorwärts zu streben geschadet habe. Indessen mag es darum sein, wenn nur die Concerte zeigen, daß man es besser macht. Wichtig allerdings und dankenswert!) ist die kurze Notiz, daß die musi¬ kalische Leitung der Concerte Herrn Kapellmeister Julius Rietz als Mustk- director und Herrn Ferdinand David als Concertmeister übertragen worden «Krcnzbvicii. IV. 183^. 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/9>, abgerufen am 28.12.2024.