Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

großen Mannes, aus die nachfolgende Entwicklung schädlich einwirken können,
und vor welchen daher die Jugend gewarnt werden muß. "Die Mängel in
seinen spätern Werken sind lediglich den widerwärtigen Umständen seiner Ju¬
gend zuzuschreiben; es fehlte ihm die geistige und materielle Unterstützung, und
es gehört sein bewundernswürdiges Genie dazu, welches ihm bei so mangel¬
haften Kenntnissen schon damals so außerordentliches schaffen ließ . . . Der
Ruf zu den Werken, welche König Ludwig in München ausführen ließ, brachte
seine Thätigkeit auf ein Feld, welches die wahren Verehrer seines Genies ihm
einige Jahre später gewünscht hätten, weil auch die größten Anlagen eine ge¬
raume Zeit zu ihrer technischen Ausbildung bedürfen. Damals- wäre es mög¬
lich gewesen, die unverschuldeten Mängel seiner künstlerischen Erziehung aus¬
zugleichen. München war aber einem Treibhause zu vergleichen, dessen Gärtner
durch übermäßige Heizung mancher Pflanze nicht die nöthige Zeit gönnte, sich
so vollkommen auszubilden, als es ihrer ursprünglichen Natur nach möglich
gewesen wäre . . . Ein Genie seiner Art wirkt so mächtig auf seine Umgebung,
reißt diese so gewaltig in seinen Jdeenkreis und seine Methode hinein, daß
geringere Talente leicht in den Dünkel verfallen, ähnliches schaffen zu wollen,
und dies hat zuweilen unbequeme Caricaturen zur Erscheinung gebracht, welche
sich nur deshalb groß dünkten, weil ihr Meister groß war. Denn wir haben
junge Künstler aus seiner Schule gesehen, welche mit frecher Naivetät falsche
Conturen figurenreicher Compositionen zeichneten und dasjenige Stil nannten,
was Manier war." --

Die äußere Ausstattung ist glänzend: eine Rücksicht auf die Bedeutung
des Verfassers, die der Buchhandlung umsomehr zur Ehre gereicht, je seltner
sie ist. Eine Reihe vortrefflicher Bildnisse berühmter Künstler, nach Zeichnun¬
gen von Julius Hübner, in Holz geschnitten von Bürkner, verzieren das
schöne Werk.

Es ist uns vor einiger Zeit mitgetheilt worden, daß Herr von Schadow
seine Memorabilien vorbereite. Schon aus den vorliegenden Skizzen können
wir die große Bedeutung entnehmen, welche dieselbe für die Einsicht in die
Kunstgeschichte haben werden. --




Neue historische Schriften.
Ili.<it,oil'0 <>u In I'vvolliu01, l>!>M.?iU"<!. -1789. K o II ü l i >, " u n I, 8. t'ni' >> v I. i> -
msrlinv. IZiliciou "ulorisöo >>!"' lo" "?!>ni" ni'vit, lie l'ittllvui'. 'I'uno III.
vnixliltv!" Le Kely/.ig, KiossIinK Le Komp. --

Der Hehler, der sich bei den frühern historischen Werken des Herrn
v. Lamartine jedem unbefangenem Auge aufdrängt, daß er nämlich seiner


großen Mannes, aus die nachfolgende Entwicklung schädlich einwirken können,
und vor welchen daher die Jugend gewarnt werden muß. „Die Mängel in
seinen spätern Werken sind lediglich den widerwärtigen Umständen seiner Ju¬
gend zuzuschreiben; es fehlte ihm die geistige und materielle Unterstützung, und
es gehört sein bewundernswürdiges Genie dazu, welches ihm bei so mangel¬
haften Kenntnissen schon damals so außerordentliches schaffen ließ . . . Der
Ruf zu den Werken, welche König Ludwig in München ausführen ließ, brachte
seine Thätigkeit auf ein Feld, welches die wahren Verehrer seines Genies ihm
einige Jahre später gewünscht hätten, weil auch die größten Anlagen eine ge¬
raume Zeit zu ihrer technischen Ausbildung bedürfen. Damals- wäre es mög¬
lich gewesen, die unverschuldeten Mängel seiner künstlerischen Erziehung aus¬
zugleichen. München war aber einem Treibhause zu vergleichen, dessen Gärtner
durch übermäßige Heizung mancher Pflanze nicht die nöthige Zeit gönnte, sich
so vollkommen auszubilden, als es ihrer ursprünglichen Natur nach möglich
gewesen wäre . . . Ein Genie seiner Art wirkt so mächtig auf seine Umgebung,
reißt diese so gewaltig in seinen Jdeenkreis und seine Methode hinein, daß
geringere Talente leicht in den Dünkel verfallen, ähnliches schaffen zu wollen,
und dies hat zuweilen unbequeme Caricaturen zur Erscheinung gebracht, welche
sich nur deshalb groß dünkten, weil ihr Meister groß war. Denn wir haben
junge Künstler aus seiner Schule gesehen, welche mit frecher Naivetät falsche
Conturen figurenreicher Compositionen zeichneten und dasjenige Stil nannten,
was Manier war." —

Die äußere Ausstattung ist glänzend: eine Rücksicht auf die Bedeutung
des Verfassers, die der Buchhandlung umsomehr zur Ehre gereicht, je seltner
sie ist. Eine Reihe vortrefflicher Bildnisse berühmter Künstler, nach Zeichnun¬
gen von Julius Hübner, in Holz geschnitten von Bürkner, verzieren das
schöne Werk.

Es ist uns vor einiger Zeit mitgetheilt worden, daß Herr von Schadow
seine Memorabilien vorbereite. Schon aus den vorliegenden Skizzen können
wir die große Bedeutung entnehmen, welche dieselbe für die Einsicht in die
Kunstgeschichte haben werden. —




Neue historische Schriften.
Ili.<it,oil'0 <>u In I'vvolliu01, l>!>M.?iU»<!. -1789. K o II ü l i >, » u n I, 8. t'ni' >> v I. i> -
msrlinv. IZiliciou «ulorisöo >>!»' lo» »?!>ni« ni'vit, lie l'ittllvui'. 'I'uno III.
vnixliltv!« Le Kely/.ig, KiossIinK Le Komp. —

Der Hehler, der sich bei den frühern historischen Werken des Herrn
v. Lamartine jedem unbefangenem Auge aufdrängt, daß er nämlich seiner


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98378"/>
            <p xml:id="ID_171" prev="#ID_170"> großen Mannes, aus die nachfolgende Entwicklung schädlich einwirken können,<lb/>
und vor welchen daher die Jugend gewarnt werden muß. &#x201E;Die Mängel in<lb/>
seinen spätern Werken sind lediglich den widerwärtigen Umständen seiner Ju¬<lb/>
gend zuzuschreiben; es fehlte ihm die geistige und materielle Unterstützung, und<lb/>
es gehört sein bewundernswürdiges Genie dazu, welches ihm bei so mangel¬<lb/>
haften Kenntnissen schon damals so außerordentliches schaffen ließ . . . Der<lb/>
Ruf zu den Werken, welche König Ludwig in München ausführen ließ, brachte<lb/>
seine Thätigkeit auf ein Feld, welches die wahren Verehrer seines Genies ihm<lb/>
einige Jahre später gewünscht hätten, weil auch die größten Anlagen eine ge¬<lb/>
raume Zeit zu ihrer technischen Ausbildung bedürfen. Damals- wäre es mög¬<lb/>
lich gewesen, die unverschuldeten Mängel seiner künstlerischen Erziehung aus¬<lb/>
zugleichen. München war aber einem Treibhause zu vergleichen, dessen Gärtner<lb/>
durch übermäßige Heizung mancher Pflanze nicht die nöthige Zeit gönnte, sich<lb/>
so vollkommen auszubilden, als es ihrer ursprünglichen Natur nach möglich<lb/>
gewesen wäre . . . Ein Genie seiner Art wirkt so mächtig auf seine Umgebung,<lb/>
reißt diese so gewaltig in seinen Jdeenkreis und seine Methode hinein, daß<lb/>
geringere Talente leicht in den Dünkel verfallen, ähnliches schaffen zu wollen,<lb/>
und dies hat zuweilen unbequeme Caricaturen zur Erscheinung gebracht, welche<lb/>
sich nur deshalb groß dünkten, weil ihr Meister groß war. Denn wir haben<lb/>
junge Künstler aus seiner Schule gesehen, welche mit frecher Naivetät falsche<lb/>
Conturen figurenreicher Compositionen zeichneten und dasjenige Stil nannten,<lb/>
was Manier war." &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_172"> Die äußere Ausstattung ist glänzend: eine Rücksicht auf die Bedeutung<lb/>
des Verfassers, die der Buchhandlung umsomehr zur Ehre gereicht, je seltner<lb/>
sie ist. Eine Reihe vortrefflicher Bildnisse berühmter Künstler, nach Zeichnun¬<lb/>
gen von Julius Hübner, in Holz geschnitten von Bürkner, verzieren das<lb/>
schöne Werk.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_173"> Es ist uns vor einiger Zeit mitgetheilt worden, daß Herr von Schadow<lb/>
seine Memorabilien vorbereite. Schon aus den vorliegenden Skizzen können<lb/>
wir die große Bedeutung entnehmen, welche dieselbe für die Einsicht in die<lb/>
Kunstgeschichte haben werden. &#x2014;</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Neue historische Schriften.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Ili.&lt;it,oil'0  &lt;&gt;u  In  I'vvolliu01,  l&gt;!&gt;M.?iU»&lt;!.  -1789. K o II ü l i &gt;, » u n I, 8.   t'ni' &gt;&gt; v  I. i&gt; -<lb/>
msrlinv. IZiliciou «ulorisöo &gt;&gt;!»' lo» »?!&gt;ni« ni'vit, lie l'ittllvui'. 'I'uno III.<lb/>
vnixliltv!« Le Kely/.ig, KiossIinK Le Komp. &#x2014;</head><lb/>
            <p xml:id="ID_174" next="#ID_175"> Der Hehler, der sich bei den frühern historischen Werken des Herrn<lb/>
v. Lamartine jedem unbefangenem Auge aufdrängt, daß er nämlich seiner</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0064] großen Mannes, aus die nachfolgende Entwicklung schädlich einwirken können, und vor welchen daher die Jugend gewarnt werden muß. „Die Mängel in seinen spätern Werken sind lediglich den widerwärtigen Umständen seiner Ju¬ gend zuzuschreiben; es fehlte ihm die geistige und materielle Unterstützung, und es gehört sein bewundernswürdiges Genie dazu, welches ihm bei so mangel¬ haften Kenntnissen schon damals so außerordentliches schaffen ließ . . . Der Ruf zu den Werken, welche König Ludwig in München ausführen ließ, brachte seine Thätigkeit auf ein Feld, welches die wahren Verehrer seines Genies ihm einige Jahre später gewünscht hätten, weil auch die größten Anlagen eine ge¬ raume Zeit zu ihrer technischen Ausbildung bedürfen. Damals- wäre es mög¬ lich gewesen, die unverschuldeten Mängel seiner künstlerischen Erziehung aus¬ zugleichen. München war aber einem Treibhause zu vergleichen, dessen Gärtner durch übermäßige Heizung mancher Pflanze nicht die nöthige Zeit gönnte, sich so vollkommen auszubilden, als es ihrer ursprünglichen Natur nach möglich gewesen wäre . . . Ein Genie seiner Art wirkt so mächtig auf seine Umgebung, reißt diese so gewaltig in seinen Jdeenkreis und seine Methode hinein, daß geringere Talente leicht in den Dünkel verfallen, ähnliches schaffen zu wollen, und dies hat zuweilen unbequeme Caricaturen zur Erscheinung gebracht, welche sich nur deshalb groß dünkten, weil ihr Meister groß war. Denn wir haben junge Künstler aus seiner Schule gesehen, welche mit frecher Naivetät falsche Conturen figurenreicher Compositionen zeichneten und dasjenige Stil nannten, was Manier war." — Die äußere Ausstattung ist glänzend: eine Rücksicht auf die Bedeutung des Verfassers, die der Buchhandlung umsomehr zur Ehre gereicht, je seltner sie ist. Eine Reihe vortrefflicher Bildnisse berühmter Künstler, nach Zeichnun¬ gen von Julius Hübner, in Holz geschnitten von Bürkner, verzieren das schöne Werk. Es ist uns vor einiger Zeit mitgetheilt worden, daß Herr von Schadow seine Memorabilien vorbereite. Schon aus den vorliegenden Skizzen können wir die große Bedeutung entnehmen, welche dieselbe für die Einsicht in die Kunstgeschichte haben werden. — Neue historische Schriften. Ili.<it,oil'0 <>u In I'vvolliu01, l>!>M.?iU»<!. -1789. K o II ü l i >, » u n I, 8. t'ni' >> v I. i> - msrlinv. IZiliciou «ulorisöo >>!»' lo» »?!>ni« ni'vit, lie l'ittllvui'. 'I'uno III. vnixliltv!« Le Kely/.ig, KiossIinK Le Komp. — Der Hehler, der sich bei den frühern historischen Werken des Herrn v. Lamartine jedem unbefangenem Auge aufdrängt, daß er nämlich seiner

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/64
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/64>, abgerufen am 28.12.2024.