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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Aeußeres Genüge geleistet. Im übrigen wünsche ich, daß meine Porträtmaler
sich aus meinen Paß beschränken. Er lautet folgendermaßen: Augen schwarz,
Haare schwarz, Stirn gewöhnlich, Gesichlsfm-be blaß, Nase wohlgeformt, Kinn
rund, Mund Mittelgröße, Höhe 4 Fuß 4 0 Zoll, besondere Kennzeichen:
keine." --

Wir sehen der Fortsetzung dieser liebenswürdigen Beschreibungen mit
großer Theilnahme entgegen.




Reisebilder.
Federzeichnungen aus den Feldlagern bei Boulogne und Krakau im Jahre 18l>i.
Von Julius Gundling. Stuttgart, Hallberger, --
Bilder aus Italien. -- Von Gisbcrt Freiherrn Vincke. -- Dessau, Kotz. --

Die Federzeichnungen geben uns in leichter, ansprechender, mannigfal¬
tig belebter Schilderung die militärischen Zustände der Gegenwart aus den
entlegensten Ländern, die großes Interesse verdienen und die Theilnahme des
Publicums noch mehr anregen würden,- wenn der Verfasser sich etwas einfa¬
cher gehalten und seinen Gegenstand nicht gar zu novellistisch behandelt hätte.
Denn in solchen Dingen strebt auch das durch die französischen Belletristen
verwöhnte Publicum nach objectiver Wahrheit und daS glänzendste Darstellungs¬
talent kann nicht für jenes Gepräge schlichter historischer Treue entschädigen,
dessen Preis um so höher steigen wird, je seltener eS geworden ist. ---

Die Bilder aus Italien find leichte, nnmuthige Unterhaltungen, die, ohne
sich streng an die gewöhnliche Form einer Reisebeschreibung zu binden, das¬
jenige hervorheben, was die Phantasie des Verfassers aus irgendeinem Grunde
lebhafter beschäftigt hat. --




W o es e n b e r i es t.
Ans Konfttittti'ilvpel

-- Konstantinopel war in den
letzten Tagen kein angenehmerer Aufenthalt als in den vorangegangenen Wochen.
Sturm und Regen wechselten miteinander ab, und so unberechenbar zeigten sich
die Launen des Wetters, daß man bei Sonnenschein aus seiner Wohnung treten
konnte, um nach zehn Minuten bis auf die Haut durchnäßt zu sein. In der Krim
ist die Witterung nicht anders gewesen und die alliirten Truppen, jedenfalls aber
anch die Russen, litten unbeschreiblich darunter. Zu mehren Malen wurden wiederum
vom Sturmwind die Zelte in den verschiedenen Lagern umgestürzt und in Balaklava
stürzten ganze Hänser zusammen. Den meisten Schaden veranlaßten die Orkane,


Aeußeres Genüge geleistet. Im übrigen wünsche ich, daß meine Porträtmaler
sich aus meinen Paß beschränken. Er lautet folgendermaßen: Augen schwarz,
Haare schwarz, Stirn gewöhnlich, Gesichlsfm-be blaß, Nase wohlgeformt, Kinn
rund, Mund Mittelgröße, Höhe 4 Fuß 4 0 Zoll, besondere Kennzeichen:
keine." —

Wir sehen der Fortsetzung dieser liebenswürdigen Beschreibungen mit
großer Theilnahme entgegen.




Reisebilder.
Federzeichnungen aus den Feldlagern bei Boulogne und Krakau im Jahre 18l>i.
Von Julius Gundling. Stuttgart, Hallberger, —
Bilder aus Italien. — Von Gisbcrt Freiherrn Vincke. — Dessau, Kotz. —

Die Federzeichnungen geben uns in leichter, ansprechender, mannigfal¬
tig belebter Schilderung die militärischen Zustände der Gegenwart aus den
entlegensten Ländern, die großes Interesse verdienen und die Theilnahme des
Publicums noch mehr anregen würden,- wenn der Verfasser sich etwas einfa¬
cher gehalten und seinen Gegenstand nicht gar zu novellistisch behandelt hätte.
Denn in solchen Dingen strebt auch das durch die französischen Belletristen
verwöhnte Publicum nach objectiver Wahrheit und daS glänzendste Darstellungs¬
talent kann nicht für jenes Gepräge schlichter historischer Treue entschädigen,
dessen Preis um so höher steigen wird, je seltener eS geworden ist. —-

Die Bilder aus Italien find leichte, nnmuthige Unterhaltungen, die, ohne
sich streng an die gewöhnliche Form einer Reisebeschreibung zu binden, das¬
jenige hervorheben, was die Phantasie des Verfassers aus irgendeinem Grunde
lebhafter beschäftigt hat. —




W o es e n b e r i es t.
Ans Konfttittti'ilvpel

— Konstantinopel war in den
letzten Tagen kein angenehmerer Aufenthalt als in den vorangegangenen Wochen.
Sturm und Regen wechselten miteinander ab, und so unberechenbar zeigten sich
die Launen des Wetters, daß man bei Sonnenschein aus seiner Wohnung treten
konnte, um nach zehn Minuten bis auf die Haut durchnäßt zu sein. In der Krim
ist die Witterung nicht anders gewesen und die alliirten Truppen, jedenfalls aber
anch die Russen, litten unbeschreiblich darunter. Zu mehren Malen wurden wiederum
vom Sturmwind die Zelte in den verschiedenen Lagern umgestürzt und in Balaklava
stürzten ganze Hänser zusammen. Den meisten Schaden veranlaßten die Orkane,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/516>, abgerufen am 28.12.2024.