Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.im Bunde mit dem Herzog v. Newcastle wird dem Aufschrei des Landes nicht Nachtrag der Redaction. -- Man kann alle Achtung vor dem Talent und Aus Wien. --Die Verständigung zwischen Oestreich und im Bunde mit dem Herzog v. Newcastle wird dem Aufschrei des Landes nicht Nachtrag der Redaction. — Man kann alle Achtung vor dem Talent und Aus Wien. --Die Verständigung zwischen Oestreich und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98761"/> <p xml:id="ID_1413" prev="#ID_1412"> im Bunde mit dem Herzog v. Newcastle wird dem Aufschrei des Landes nicht<lb/> widerstehen können. Solange es in der Krim nicht zum Aeußersten kommt, ists<lb/> immerhin möglich, daß sich das Cabinet in seiner jetzigen Gestaltung behauptet.<lb/> Das Zustandekommen eines Bündnisses mit Oestreich, von dem seit gestern aller¬<lb/> hand Gerüchte aufgetaucht sind, würde ihm Festigkeit geben. Fällt Aberdeen, so<lb/> hat das Land nur Sinn für einen Mann, der seine Stelle einnehmen soll. Aller<lb/> Augen sehen auf Palmerston. Er ist gestern aus Paris zurückgekommen und über¬<lb/> raschte seine College», die ihn schon vorgestern erwartet hatten, inmitten ihrer Be¬<lb/> rathung. Alle sprangen von ihren Sitzen auf und liefen ihm entgegen. „Nun<lb/> Palmerston, was bringen Sie neues aus Paris? Wie stehts? Wie gehts? Was<lb/> sagt der Kaiser?" — Meine Herren, antwortete der edle Lord, Paris ist aus<lb/> einer argen Täuschung erwacht. Es sieht jetzt ein, daß — die Cruvelli des Lärms<lb/> nicht werth war, den man von ihrem Verschwinden gemacht hat. Und dann er¬<lb/> zählte der edle Lord viel Schönes von der Oper und Chateau rouge und der Kai¬<lb/> serin Eugenie. Das dauerte zwei Stunden und die Sitzung war zu Ende. So<lb/> erzählt einer der aristokratischen Eingeweihten der „Preß", Lord Maidstone oder<lb/> sonst ein disraelitischer Spaßmacher. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1414"> Nachtrag der Redaction. — Man kann alle Achtung vor dem Talent und<lb/> dem — wenn auch etwas theatralisch ausgeputzten — Idealismus des ungarischen<lb/> Agitators haben, und doch wünschen, er möchte in diesem Augenblick seine Rhetorik<lb/> lieber in einem andern Welttheil ausüben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Aus Wien. </head> <p xml:id="ID_1415" next="#ID_1416"> --Die Verständigung zwischen Oestreich und<lb/> Preußen über Zusatzartikel und Bundesbeschluß in der orientalischen Angelegenheit<lb/> dürste wahrscheinlich auch dazu führen, daß das vollständige Einverständniß der<lb/> vier Großmächte der Wiener Conserenz bald neuerdings hergestellt sein wird.<lb/> Bekanntlich war es die Ausstellung der vier Präliminarpunkte, welche nicht sowol<lb/> eine Sonderung Preußens von den drei andern Großmächten, als ein minder ge¬<lb/> naues Anschließen desselben an sie veranlaßt hat. Jetzt ist diese Veranlassung dadurch<lb/> gehoben, daß Preußen nicht mehr sich darauf beschränkt, die vier Punkte blos<lb/> moralisch zu unterstützen, sondern sich dieselben angeeignet und eingewilligt hat,<lb/> daß auch der deutsche Bund sie sich aneigne. Es wird also zur Wiederaufnahme<lb/> der Wiener Konferenzen wol nur erforderlich fein, daß die Westmächte noch bereit<lb/> sind zu Friedensverhandlungen aus Grundlage der vier Pnnkte, wenn Nußland sie<lb/> ganz und wahrhaft annimmt. Und wie wir hören haben die Westmächte ihre<lb/> Bereitwilligkeit dazu erklärt, ja es soll eine solche Erklärung in den Allianztractat<lb/> zwischen ihnen und Oestreich aufgenommen sein, der demnächst unterzeichnet wird,<lb/> und in welchem sich ein Artikel befindet, der Preußen ausdrücklich den Beitritt<lb/> offen hält. Allerdings sollen die Westmächte keineswegs gegen Oestreich die Ver¬<lb/> pflichtung eingegangen sein, gar keine neuen Bedingungen aufzustellen, aber sie<lb/> haben dem mäßigenden Einfluß Oestreichs Raum gelassen, indem dje drei Mächte<lb/> sich gegeneinander verbindlich machen, neue Bedingungen nur infolge gemeinsamer<lb/> Berathung zu stellen. Hieraus ergibt sich auch das Verhältniß der Allianz —<lb/> von der wir aus das innigste wünschen, daß sie bald eine Quadrupelallianz sein<lb/> möge — zu dem zu erwartenden Bnndesbcschlusse. Sie tritt den in demselben</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
im Bunde mit dem Herzog v. Newcastle wird dem Aufschrei des Landes nicht
widerstehen können. Solange es in der Krim nicht zum Aeußersten kommt, ists
immerhin möglich, daß sich das Cabinet in seiner jetzigen Gestaltung behauptet.
Das Zustandekommen eines Bündnisses mit Oestreich, von dem seit gestern aller¬
hand Gerüchte aufgetaucht sind, würde ihm Festigkeit geben. Fällt Aberdeen, so
hat das Land nur Sinn für einen Mann, der seine Stelle einnehmen soll. Aller
Augen sehen auf Palmerston. Er ist gestern aus Paris zurückgekommen und über¬
raschte seine College», die ihn schon vorgestern erwartet hatten, inmitten ihrer Be¬
rathung. Alle sprangen von ihren Sitzen auf und liefen ihm entgegen. „Nun
Palmerston, was bringen Sie neues aus Paris? Wie stehts? Wie gehts? Was
sagt der Kaiser?" — Meine Herren, antwortete der edle Lord, Paris ist aus
einer argen Täuschung erwacht. Es sieht jetzt ein, daß — die Cruvelli des Lärms
nicht werth war, den man von ihrem Verschwinden gemacht hat. Und dann er¬
zählte der edle Lord viel Schönes von der Oper und Chateau rouge und der Kai¬
serin Eugenie. Das dauerte zwei Stunden und die Sitzung war zu Ende. So
erzählt einer der aristokratischen Eingeweihten der „Preß", Lord Maidstone oder
sonst ein disraelitischer Spaßmacher. —
Nachtrag der Redaction. — Man kann alle Achtung vor dem Talent und
dem — wenn auch etwas theatralisch ausgeputzten — Idealismus des ungarischen
Agitators haben, und doch wünschen, er möchte in diesem Augenblick seine Rhetorik
lieber in einem andern Welttheil ausüben.
Aus Wien. --Die Verständigung zwischen Oestreich und
Preußen über Zusatzartikel und Bundesbeschluß in der orientalischen Angelegenheit
dürste wahrscheinlich auch dazu führen, daß das vollständige Einverständniß der
vier Großmächte der Wiener Conserenz bald neuerdings hergestellt sein wird.
Bekanntlich war es die Ausstellung der vier Präliminarpunkte, welche nicht sowol
eine Sonderung Preußens von den drei andern Großmächten, als ein minder ge¬
naues Anschließen desselben an sie veranlaßt hat. Jetzt ist diese Veranlassung dadurch
gehoben, daß Preußen nicht mehr sich darauf beschränkt, die vier Punkte blos
moralisch zu unterstützen, sondern sich dieselben angeeignet und eingewilligt hat,
daß auch der deutsche Bund sie sich aneigne. Es wird also zur Wiederaufnahme
der Wiener Konferenzen wol nur erforderlich fein, daß die Westmächte noch bereit
sind zu Friedensverhandlungen aus Grundlage der vier Pnnkte, wenn Nußland sie
ganz und wahrhaft annimmt. Und wie wir hören haben die Westmächte ihre
Bereitwilligkeit dazu erklärt, ja es soll eine solche Erklärung in den Allianztractat
zwischen ihnen und Oestreich aufgenommen sein, der demnächst unterzeichnet wird,
und in welchem sich ein Artikel befindet, der Preußen ausdrücklich den Beitritt
offen hält. Allerdings sollen die Westmächte keineswegs gegen Oestreich die Ver¬
pflichtung eingegangen sein, gar keine neuen Bedingungen aufzustellen, aber sie
haben dem mäßigenden Einfluß Oestreichs Raum gelassen, indem dje drei Mächte
sich gegeneinander verbindlich machen, neue Bedingungen nur infolge gemeinsamer
Berathung zu stellen. Hieraus ergibt sich auch das Verhältniß der Allianz —
von der wir aus das innigste wünschen, daß sie bald eine Quadrupelallianz sein
möge — zu dem zu erwartenden Bnndesbcschlusse. Sie tritt den in demselben
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