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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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dacteur haben. Ob aber unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen das neuig¬
keitsüchtige Publicum überhaupt für eine ausgiebigere Kost empfänglich,sein wird,
steht noch in Frage. -- Von kleinerem literarischen Klatsch will ich noch eines
Zweikampfes erwähnen, der natürlich auf dem Papier zwischen dem Herausgeber
der kleinen "Morgenpost", Namens Landsteiner und dem Altmeister des Wiener
Witzes -- wie empfehlenswert!) dieser Titri, mögen Sie selbst entscheiden --
M. G. Saphir, seit einiger Zeit das große Publicum amüsirt. Ueber den
Thatbestand kann Ihr Corresondent nichts melden; aus dem einfachen Grunde,
weil er nie einen Blick in die "Morgenpost" oder in den "Humoristen" wirft.
Die Nachwelt wird mir diese Unterlassungssünde wol verzeihen. Daß es an
Schimpfworten und breitgeschlagenem Wiener Witz bei diesem illustren Kampfe
nicht fehlen wird, läßt sich erwarten, da M. G. Saphir in dieser Art literari¬
scher Thätigkeit sich einen wohlverdienten Namen erworben hat. Wie ich höre,
wird nun die Sache den Weg alles Fleisches vor die gewöhnlichen Gerichte
einschlagen und der alte Humorist seine letzten Fechtstückchen dem Actuar des
Bezirksgerichts ins Protokoll dictiren. Was die deutsche Leserwelt aber mehr
als diese literarische Klopffechtern interessiren dürfte, ist die sonderbare Nach¬
richt, welche ich auch nur avec toute rsservE mittheilen möchte, daß M. G. Sa¬
phir von einer hiesigen hohen Stelle, welche die Handels- und Finanzinteressen
des Landes zu leiten hat, nach Paris gesendet wird, um daselbst -- Berichte
über die Pariser Industrieausstellung abzufassen! Sie Werdensich erinnern, daß
der Humorist hu-rud wöms schon einmal eine officiöse.Mission bei Gelegenheit
der Vermählung einer kaiserlichen Prinzessin mit dem Kronprinzen von Belgien
übernommen und dieselbe auch in seiner Weise recht befriedigend gelöst hat.
Ob nun ein königliches Beilager mit einer Weltindustrieausstellung soviel Gleich¬
artiges in der Idee und Ausführung haben, daß ein und derselbe Mann, ein
Mann wie M. G. Saphir, zur Beurtheilung und Verherrlichung der beiden
Ereignisse gleich befähigt sein sollte? .... Wie man sagt, beabsichtigt auch der
Allerweltshumorist ein deutsches Journal für die Zeit der Ausstellung in Paris
herauszugeben- Ein deutsches Journal in Paris! Auch kein schlechter Geoanke,
zwar nicht neu, aber schon oft dagewesen, stets mit gleichem, trostlosen Erfolg
zu Grabe gegangen. --

(Die Fortsetzung im Feuilleton.)




Spanien und Nordamerika.

Spanische Blätter behaupten, daß bei den Unruhen, welche in Madrid
nach der Abreise der Königin Christine ausbrachen, der nordamerikanische Ge¬
sandte nicht ganz unbetheiligt gewesen wäre, und seine plötzliche Abreise aus


dacteur haben. Ob aber unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen das neuig¬
keitsüchtige Publicum überhaupt für eine ausgiebigere Kost empfänglich,sein wird,
steht noch in Frage. — Von kleinerem literarischen Klatsch will ich noch eines
Zweikampfes erwähnen, der natürlich auf dem Papier zwischen dem Herausgeber
der kleinen „Morgenpost", Namens Landsteiner und dem Altmeister des Wiener
Witzes — wie empfehlenswert!) dieser Titri, mögen Sie selbst entscheiden —
M. G. Saphir, seit einiger Zeit das große Publicum amüsirt. Ueber den
Thatbestand kann Ihr Corresondent nichts melden; aus dem einfachen Grunde,
weil er nie einen Blick in die „Morgenpost" oder in den „Humoristen" wirft.
Die Nachwelt wird mir diese Unterlassungssünde wol verzeihen. Daß es an
Schimpfworten und breitgeschlagenem Wiener Witz bei diesem illustren Kampfe
nicht fehlen wird, läßt sich erwarten, da M. G. Saphir in dieser Art literari¬
scher Thätigkeit sich einen wohlverdienten Namen erworben hat. Wie ich höre,
wird nun die Sache den Weg alles Fleisches vor die gewöhnlichen Gerichte
einschlagen und der alte Humorist seine letzten Fechtstückchen dem Actuar des
Bezirksgerichts ins Protokoll dictiren. Was die deutsche Leserwelt aber mehr
als diese literarische Klopffechtern interessiren dürfte, ist die sonderbare Nach¬
richt, welche ich auch nur avec toute rsservE mittheilen möchte, daß M. G. Sa¬
phir von einer hiesigen hohen Stelle, welche die Handels- und Finanzinteressen
des Landes zu leiten hat, nach Paris gesendet wird, um daselbst — Berichte
über die Pariser Industrieausstellung abzufassen! Sie Werdensich erinnern, daß
der Humorist hu-rud wöms schon einmal eine officiöse.Mission bei Gelegenheit
der Vermählung einer kaiserlichen Prinzessin mit dem Kronprinzen von Belgien
übernommen und dieselbe auch in seiner Weise recht befriedigend gelöst hat.
Ob nun ein königliches Beilager mit einer Weltindustrieausstellung soviel Gleich¬
artiges in der Idee und Ausführung haben, daß ein und derselbe Mann, ein
Mann wie M. G. Saphir, zur Beurtheilung und Verherrlichung der beiden
Ereignisse gleich befähigt sein sollte? .... Wie man sagt, beabsichtigt auch der
Allerweltshumorist ein deutsches Journal für die Zeit der Ausstellung in Paris
herauszugeben- Ein deutsches Journal in Paris! Auch kein schlechter Geoanke,
zwar nicht neu, aber schon oft dagewesen, stets mit gleichem, trostlosen Erfolg
zu Grabe gegangen. —

(Die Fortsetzung im Feuilleton.)




Spanien und Nordamerika.

Spanische Blätter behaupten, daß bei den Unruhen, welche in Madrid
nach der Abreise der Königin Christine ausbrachen, der nordamerikanische Ge¬
sandte nicht ganz unbetheiligt gewesen wäre, und seine plötzliche Abreise aus


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[0349] dacteur haben. Ob aber unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen das neuig¬ keitsüchtige Publicum überhaupt für eine ausgiebigere Kost empfänglich,sein wird, steht noch in Frage. — Von kleinerem literarischen Klatsch will ich noch eines Zweikampfes erwähnen, der natürlich auf dem Papier zwischen dem Herausgeber der kleinen „Morgenpost", Namens Landsteiner und dem Altmeister des Wiener Witzes — wie empfehlenswert!) dieser Titri, mögen Sie selbst entscheiden — M. G. Saphir, seit einiger Zeit das große Publicum amüsirt. Ueber den Thatbestand kann Ihr Corresondent nichts melden; aus dem einfachen Grunde, weil er nie einen Blick in die „Morgenpost" oder in den „Humoristen" wirft. Die Nachwelt wird mir diese Unterlassungssünde wol verzeihen. Daß es an Schimpfworten und breitgeschlagenem Wiener Witz bei diesem illustren Kampfe nicht fehlen wird, läßt sich erwarten, da M. G. Saphir in dieser Art literari¬ scher Thätigkeit sich einen wohlverdienten Namen erworben hat. Wie ich höre, wird nun die Sache den Weg alles Fleisches vor die gewöhnlichen Gerichte einschlagen und der alte Humorist seine letzten Fechtstückchen dem Actuar des Bezirksgerichts ins Protokoll dictiren. Was die deutsche Leserwelt aber mehr als diese literarische Klopffechtern interessiren dürfte, ist die sonderbare Nach¬ richt, welche ich auch nur avec toute rsservE mittheilen möchte, daß M. G. Sa¬ phir von einer hiesigen hohen Stelle, welche die Handels- und Finanzinteressen des Landes zu leiten hat, nach Paris gesendet wird, um daselbst — Berichte über die Pariser Industrieausstellung abzufassen! Sie Werdensich erinnern, daß der Humorist hu-rud wöms schon einmal eine officiöse.Mission bei Gelegenheit der Vermählung einer kaiserlichen Prinzessin mit dem Kronprinzen von Belgien übernommen und dieselbe auch in seiner Weise recht befriedigend gelöst hat. Ob nun ein königliches Beilager mit einer Weltindustrieausstellung soviel Gleich¬ artiges in der Idee und Ausführung haben, daß ein und derselbe Mann, ein Mann wie M. G. Saphir, zur Beurtheilung und Verherrlichung der beiden Ereignisse gleich befähigt sein sollte? .... Wie man sagt, beabsichtigt auch der Allerweltshumorist ein deutsches Journal für die Zeit der Ausstellung in Paris herauszugeben- Ein deutsches Journal in Paris! Auch kein schlechter Geoanke, zwar nicht neu, aber schon oft dagewesen, stets mit gleichem, trostlosen Erfolg zu Grabe gegangen. — (Die Fortsetzung im Feuilleton.) Spanien und Nordamerika. Spanische Blätter behaupten, daß bei den Unruhen, welche in Madrid nach der Abreise der Königin Christine ausbrachen, der nordamerikanische Ge¬ sandte nicht ganz unbetheiligt gewesen wäre, und seine plötzliche Abreise aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/349>, abgerufen am 28.12.2024.