Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.Neue Kalender. Volkskalender für von Carl Steffens. Berlin, Simion. -- Kalender sind zweckmäßig und geschmackvoll ausgestattet. In dem ersten ist unter Disse Geschieht is lügenhaft to vctellcn,, Jungens, swer wvhr is se doch, denn Neue Kalender. Volkskalender für von Carl Steffens. Berlin, Simion. — Kalender sind zweckmäßig und geschmackvoll ausgestattet. In dem ersten ist unter Disse Geschieht is lügenhaft to vctellcn,, Jungens, swer wvhr is se doch, denn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98639"/> </div> <div n="1"> <head> Neue Kalender.</head><lb/> <p xml:id="ID_1047" next="#ID_1048"> Volkskalender für von Carl Steffens. Berlin, Simion. —<lb/> Trewendts Volkskalender für Breslau, Trewendt. — Beide</p><lb/> <p xml:id="ID_1048" prev="#ID_1047"> Kalender sind zweckmäßig und geschmackvoll ausgestattet. In dem ersten ist unter<lb/> anderem die bekannte allerliebste plattdeutsche Geschichte abgedruckt: De Wettloop<lb/> twischen den Hasen un den Swinegel up de Buxdehuder Haide. Die Geschichte<lb/> — wir kennen den Verfasser nicht — ist schon mehrmals abgedruckt,, und gewisser¬<lb/> maßen herrenlos; wir glauben daher, sie auch unsrem Publicum mittheilen zu dürfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1049" next="#ID_1050"> Disse Geschieht is lügenhaft to vctellcn,, Jungens, swer wvhr is se doch, denn<lb/> mien Grootvader, van den ick se dew, pleggte ümmer, wenn he se mie vörtünte,<lb/> babi to Seggen: „wohr noth se doch hier, mien Sohn, anners kürr man se jo nich<lb/> vetcllcn." Dec ^ Geschicht hell stak swer so todragcn. Et wier an eenen Sündag-<lb/> morgen to Harvsttied, just as de Bookwceten bloihd: de Surr »vier heilig upgahn<lb/> an'n Hewen, de Morgenwind gnug parer över de Stoppeln, de Lewarken jungen<lb/> inn'r. Lundt, de Immen fünften in den Bookweeten, un de Lust gnügen in ehren<lb/> Sündagsstaht uahr Karl, un alle Creatur wier vergnögt, un de Swinegel ook.<lb/> De Swinegel vwer stund vor hier Döhr, har de Arm ünnersiagcn, keck babi<lb/> in den Morgenwind sinnt un qniekelicrde en tutt Leedkeu vor sick den, so good<lb/> un so sticht, as un com am lewen Sündagmorgen er Swinegel to singen Pleggt.<lb/> Indem he nu uoch so half liefe vor sick Heu sung, soll em up eenmal in, he kürr<lb/> ook wol, niitticwiel hier Fru de Kiuner wusch un antröck, am decken in't Feld spa¬<lb/> zieren, un tosehn, wie hier Stähkröwen stünden. De Stähkrowen wicren vwer de<lb/> nechsten bi steilen Huus, Lin he pleggte mit hier Familie davon to ater, darum<lb/> habg he se as de sinnigen an. Geseggt gebahr. De Swinegel malte de Huus-<lb/> döor achter sick to, un flog den Weg nah'n Feld in. He wier noch nich<lb/> gaus wind von Huus' un wull just üm den Slähbnsch, de doar vör'in Feld<lb/> liggt, nah den Stähkröwcnacker hinup dreien, as em de Haas bemött, de<lb/> in ähnlichen Geschäften uutgahn wier, nämlich um hielten Kohl to besehn. As<lb/> de Swinegel den Haasen ansichtig our, so dost he em en srnndlichen go'n<lb/> Morgen. Da Haas swer, de up hielte Wies en vornehmer Herr was, un grau¬<lb/> sahm hvchfartig babi, antwovrde nickS up den Swinegel hielten Gruß, sondern<lb/> Seggen ton Swinegel, wohl he en gewaltig höhnische Micr anreden: „wie kümmt<lb/> et denn, dat du hier all bi so frühem Morgen im Feld rnmmlöppst?" „Ick gab<lb/> spazieren/' seggt de Swinegel. „Spazieren?" lacht de Haas, „mi ducht, du kunst<lb/> de Bahn ook wol to betern Dingen gcbruuken!" Disse Antwurd vcrdröt den<lb/> Swinegel ungeheuer, denn alius kürr he vcrdreegcn, swer up sinne Been tact he<lb/> rieth kamen, eben wiel se von Natuhr scheef wieren. „Dn bildst ti wol in," seggt<lb/> un de Swinegel ton n Haasen, „as wenn du mit dire Been mihr utrichtcn kannst?"<lb/> „Dat denk ick," seggt de Haas. „Dat kümmt up'n Vershok an," meent de Swin¬<lb/> egel, „ick parler, wenn wie in de Welt lvopen, ick loop ti vvrbi!" „Dat is tum<lb/> Lachen, du mit diene scheefen Been," seggt de Haas, „swer mientwegcn mach't hier,<lb/> wenn du so öwcrgrvote Lust hest. Wat gelt de Welt?" „En golden Lujedour<lb/> un'n Buttel Branwien," seggt de Swinegel. „Angenahmcn," spröock de Haas,<lb/> „sia in, un denn kannst gliek losgahn." „Nä, so grvote Ist hell et nich," meent</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
Neue Kalender.
Volkskalender für von Carl Steffens. Berlin, Simion. —
Trewendts Volkskalender für Breslau, Trewendt. — Beide
Kalender sind zweckmäßig und geschmackvoll ausgestattet. In dem ersten ist unter
anderem die bekannte allerliebste plattdeutsche Geschichte abgedruckt: De Wettloop
twischen den Hasen un den Swinegel up de Buxdehuder Haide. Die Geschichte
— wir kennen den Verfasser nicht — ist schon mehrmals abgedruckt,, und gewisser¬
maßen herrenlos; wir glauben daher, sie auch unsrem Publicum mittheilen zu dürfen.
Disse Geschieht is lügenhaft to vctellcn,, Jungens, swer wvhr is se doch, denn
mien Grootvader, van den ick se dew, pleggte ümmer, wenn he se mie vörtünte,
babi to Seggen: „wohr noth se doch hier, mien Sohn, anners kürr man se jo nich
vetcllcn." Dec ^ Geschicht hell stak swer so todragcn. Et wier an eenen Sündag-
morgen to Harvsttied, just as de Bookwceten bloihd: de Surr »vier heilig upgahn
an'n Hewen, de Morgenwind gnug parer över de Stoppeln, de Lewarken jungen
inn'r. Lundt, de Immen fünften in den Bookweeten, un de Lust gnügen in ehren
Sündagsstaht uahr Karl, un alle Creatur wier vergnögt, un de Swinegel ook.
De Swinegel vwer stund vor hier Döhr, har de Arm ünnersiagcn, keck babi
in den Morgenwind sinnt un qniekelicrde en tutt Leedkeu vor sick den, so good
un so sticht, as un com am lewen Sündagmorgen er Swinegel to singen Pleggt.
Indem he nu uoch so half liefe vor sick Heu sung, soll em up eenmal in, he kürr
ook wol, niitticwiel hier Fru de Kiuner wusch un antröck, am decken in't Feld spa¬
zieren, un tosehn, wie hier Stähkröwen stünden. De Stähkrowen wicren vwer de
nechsten bi steilen Huus, Lin he pleggte mit hier Familie davon to ater, darum
habg he se as de sinnigen an. Geseggt gebahr. De Swinegel malte de Huus-
döor achter sick to, un flog den Weg nah'n Feld in. He wier noch nich
gaus wind von Huus' un wull just üm den Slähbnsch, de doar vör'in Feld
liggt, nah den Stähkröwcnacker hinup dreien, as em de Haas bemött, de
in ähnlichen Geschäften uutgahn wier, nämlich um hielten Kohl to besehn. As
de Swinegel den Haasen ansichtig our, so dost he em en srnndlichen go'n
Morgen. Da Haas swer, de up hielte Wies en vornehmer Herr was, un grau¬
sahm hvchfartig babi, antwovrde nickS up den Swinegel hielten Gruß, sondern
Seggen ton Swinegel, wohl he en gewaltig höhnische Micr anreden: „wie kümmt
et denn, dat du hier all bi so frühem Morgen im Feld rnmmlöppst?" „Ick gab
spazieren/' seggt de Swinegel. „Spazieren?" lacht de Haas, „mi ducht, du kunst
de Bahn ook wol to betern Dingen gcbruuken!" Disse Antwurd vcrdröt den
Swinegel ungeheuer, denn alius kürr he vcrdreegcn, swer up sinne Been tact he
rieth kamen, eben wiel se von Natuhr scheef wieren. „Dn bildst ti wol in," seggt
un de Swinegel ton n Haasen, „as wenn du mit dire Been mihr utrichtcn kannst?"
„Dat denk ick," seggt de Haas. „Dat kümmt up'n Vershok an," meent de Swin¬
egel, „ick parler, wenn wie in de Welt lvopen, ick loop ti vvrbi!" „Dat is tum
Lachen, du mit diene scheefen Been," seggt de Haas, „swer mientwegcn mach't hier,
wenn du so öwcrgrvote Lust hest. Wat gelt de Welt?" „En golden Lujedour
un'n Buttel Branwien," seggt de Swinegel. „Angenahmcn," spröock de Haas,
„sia in, un denn kannst gliek losgahn." „Nä, so grvote Ist hell et nich," meent
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