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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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nothwendig geworden sein wird. Wir treten dieser Ansicht vollkommen bei und
glauben dem Unternehmen einen günstigen Erfolg verheißen zu können. Die
einzelnen Beiträge haben einen durchaus wissenschaftlichen Charakter und sind
dabei so lesbar geschrieben, daß sie auch das größere Publicum interessiren müssen.
Als einen sehr zweckmäßigen Beitrag zu den eigentlichen Abhandlungen er¬
wähnen wir zunächst die Bibliographie der deutschen Literaturgeschichte für das
Jahr -1833 von Passow. Es sind darin alle Schriften aufgezählt, die in Be¬
ziehung auf die deutsche Literatur im laufenden Jahre erschienen sind, nach der
Folge der Zeiten, die sie behandelt, geordnet und durch eine kurze Recension
eingeführt, die weiter keinen Zweck hat, als den Leser über den Werth der
einzelnen Bücher ganz im allgemeinen zu orientiren. -- Außerdem begegnen wir
folgenden Abhandlungen: zur Literatur des Volksdramas, von Wilhelm von
Plönnies (das Manuscript.eines sehr interessanten, von dem Volke selbst ge¬
dichteten und gespielten Dramas von vorwiegend weltlichem Charakter); die
geschichtliche Grundlage der Dieterichssage, von Wilhelm Müller (sucht das
Verhältniß der Ueberlieferung zu den factischen Verhältnissen der Völkerwan¬
derung festzustellen); ferner drei Monographien deutscher Dichter, Jacob Ayrer,
Simon Dach und Friedrich von Hagedorn, von Held'ig, Kahlert und Karl
Schmitt; endlich zwei Commentare zum Julius von Tarent und zum Goethe-
scher Satyros, von Henneberger und Dünzer. Beide suchen vorzugsweise die
äußere Geschichte des Dramas festzustellen. -- Wie man sieht, ist der Inhalt
des Jahrbuchs sehr mannigfaltig und hat dabei doch einen vorwiegenden Grund¬
charakter. Wir wünschen ihm eine' recht ausgedehnte Theilnahme im Publicum,
damit die Kenntniß unsrer geschichtlichen Zustände, die sich doch immer am
deutlichsten in der Literatur abspiegeln, sich immer gründlicher über unsre Ge¬
genwart ausbreite.


Aus einem Tagebuch. Königsberg, Herbst 1833 bis Frühjahr 1846.
Von Karl Rosenkranz. Leipzig, Brockhaus. --

Wenn uns schon der Titel dieser Schrift überraschte, so war dies noch
weit mehr der Fall, als wir den Inhalt näher ansahen.' Wir hatten im An¬
fang geglaubt, entweder nach Anleitung eines Tagebuchs ausgearbeitete Me¬
moiren darin zu finden, oder kleine literarische Analekten, die in einer losen Form
zusammengestellt wären, weil sie sich nicht grade zur Verarbeitung für ein grö¬
ßeres Ganze eigneten, die aber, abgesehen davon, ebenso zur Literatur gehörten,
wie ein größeres Werk. In dieser letzteren Ansicht bestätigte uns auch die
Vorrede, in welcher sich der Verfasser auf die Fragmentsammlungen von
Lichtenberg, Novalis, Goethe u. s. w. bezieht. Nun glauben wir zwar nicht,
daß die aphoristische Form für Wissenschaft oder für Kunst etwas Ersprießliches
sei, da sie fast immer zur Paradorie verleitet und die epigrammatische Wendung


Grenzboten. IV. 1864. 37

nothwendig geworden sein wird. Wir treten dieser Ansicht vollkommen bei und
glauben dem Unternehmen einen günstigen Erfolg verheißen zu können. Die
einzelnen Beiträge haben einen durchaus wissenschaftlichen Charakter und sind
dabei so lesbar geschrieben, daß sie auch das größere Publicum interessiren müssen.
Als einen sehr zweckmäßigen Beitrag zu den eigentlichen Abhandlungen er¬
wähnen wir zunächst die Bibliographie der deutschen Literaturgeschichte für das
Jahr -1833 von Passow. Es sind darin alle Schriften aufgezählt, die in Be¬
ziehung auf die deutsche Literatur im laufenden Jahre erschienen sind, nach der
Folge der Zeiten, die sie behandelt, geordnet und durch eine kurze Recension
eingeführt, die weiter keinen Zweck hat, als den Leser über den Werth der
einzelnen Bücher ganz im allgemeinen zu orientiren. — Außerdem begegnen wir
folgenden Abhandlungen: zur Literatur des Volksdramas, von Wilhelm von
Plönnies (das Manuscript.eines sehr interessanten, von dem Volke selbst ge¬
dichteten und gespielten Dramas von vorwiegend weltlichem Charakter); die
geschichtliche Grundlage der Dieterichssage, von Wilhelm Müller (sucht das
Verhältniß der Ueberlieferung zu den factischen Verhältnissen der Völkerwan¬
derung festzustellen); ferner drei Monographien deutscher Dichter, Jacob Ayrer,
Simon Dach und Friedrich von Hagedorn, von Held'ig, Kahlert und Karl
Schmitt; endlich zwei Commentare zum Julius von Tarent und zum Goethe-
scher Satyros, von Henneberger und Dünzer. Beide suchen vorzugsweise die
äußere Geschichte des Dramas festzustellen. — Wie man sieht, ist der Inhalt
des Jahrbuchs sehr mannigfaltig und hat dabei doch einen vorwiegenden Grund¬
charakter. Wir wünschen ihm eine' recht ausgedehnte Theilnahme im Publicum,
damit die Kenntniß unsrer geschichtlichen Zustände, die sich doch immer am
deutlichsten in der Literatur abspiegeln, sich immer gründlicher über unsre Ge¬
genwart ausbreite.


Aus einem Tagebuch. Königsberg, Herbst 1833 bis Frühjahr 1846.
Von Karl Rosenkranz. Leipzig, Brockhaus. —

Wenn uns schon der Titel dieser Schrift überraschte, so war dies noch
weit mehr der Fall, als wir den Inhalt näher ansahen.' Wir hatten im An¬
fang geglaubt, entweder nach Anleitung eines Tagebuchs ausgearbeitete Me¬
moiren darin zu finden, oder kleine literarische Analekten, die in einer losen Form
zusammengestellt wären, weil sie sich nicht grade zur Verarbeitung für ein grö¬
ßeres Ganze eigneten, die aber, abgesehen davon, ebenso zur Literatur gehörten,
wie ein größeres Werk. In dieser letzteren Ansicht bestätigte uns auch die
Vorrede, in welcher sich der Verfasser auf die Fragmentsammlungen von
Lichtenberg, Novalis, Goethe u. s. w. bezieht. Nun glauben wir zwar nicht,
daß die aphoristische Form für Wissenschaft oder für Kunst etwas Ersprießliches
sei, da sie fast immer zur Paradorie verleitet und die epigrammatische Wendung


Grenzboten. IV. 1864. 37
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/297>, abgerufen am 28.12.2024.