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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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und frage genau nach der Bedeutung von Schüsseln, deren Wesen oft durch
historische, geographische, artistische oder mythologische Bezeichnungen ver¬
hüllt ist. Und bekäme man auch nur mimische Erklärungen, es ist doch
immer besser, als sich argen Enttäuschungen entgegenzuwagen und Hah¬
nenkämme mit Trüffeln statt einer soliden wirklichen Speise aufgetischt zu
sehen.




Neue Romane.

Wir beginnen mit einer Sammlung, deren frühere Bände wir bereits an¬
gezeigt haben: Album. Bibliothek deutscher Originalromane. Herausgegeben
von Kober. Neunter Jahrgang. Prag, Gerzabeck. Leipzig, Hübner. --
Der zwölfte Band dieser Sammlung enthält von Martini, dem Verfasser
der Bilder aus dem Hvnvedleben, das Stilleben eines Grenzoffiziers, Der
Verfasser hat bereits durch die lebendige Darstellung seines früheren Werks
gerechten Beifall eingeerntet, er wird auch dem gegenwärtigen nicht fehlen.
Wahrscheinlich beruhen diese Schilderungen von den Zuständen eines östrei¬
chischen Grenzdistricts auf eignen Erlebnissen; doch ist durch die novellistische
Form mehr Farbe und Bewegung hineingebracht. Der Stil könnte correcter
sein. -- Bald 13 und 1i enthalten den Roman von Josef Rank: die
Freunde. Die Art und Weise des Dichters ist bereits allgemein bekannt und
hat ,'n einem großen Theil des Publicums Anklang gefunden. Die Kritik
kann diesen Erfolg nur sehr theilweise rechtfenigen, denn die Darstellung ist
überladen und manierirt, obgleich eine gewisse Erfindungskraft nicht zu verkennen
^' ^ Im 18. und 19. Band sind unter dem Titel: Familienbilder, kleine
Zahlungen von LeSin Schücking und Louise von Gall enthalten.
Der Werth derselben ist sehr ungleich, doch haben sie alle das Verdienst, gut
"Zählt zu sein. -

Das illustrirte Familienbuch des östreichischen Lloyd enthält in
5w^'" ^' und 9. Heft außer den kleinern Mittheilungen die Novellen: der
eltnarr von Jeanne Marie und ein Begegniß im Gebirge von Ferdinand
lrnberger. Unter den Illustrationen zeichnen wir aus die Abbildungen
Preßburg und Gastein und das Würfelspiel nach einem bekannten Ge¬
ralde von Murillo. --

Erzählungen des Herrn Kauz. Von I. G. von Quandt. Dreh-
°". Kuntze. - Der Verfasser ist ein Verehrer von Jean Paul; er hat sich nicht
of manches von seiner Darstellung angeeignet, sondern er läßt auch bekannte


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und frage genau nach der Bedeutung von Schüsseln, deren Wesen oft durch
historische, geographische, artistische oder mythologische Bezeichnungen ver¬
hüllt ist. Und bekäme man auch nur mimische Erklärungen, es ist doch
immer besser, als sich argen Enttäuschungen entgegenzuwagen und Hah¬
nenkämme mit Trüffeln statt einer soliden wirklichen Speise aufgetischt zu
sehen.




Neue Romane.

Wir beginnen mit einer Sammlung, deren frühere Bände wir bereits an¬
gezeigt haben: Album. Bibliothek deutscher Originalromane. Herausgegeben
von Kober. Neunter Jahrgang. Prag, Gerzabeck. Leipzig, Hübner. —
Der zwölfte Band dieser Sammlung enthält von Martini, dem Verfasser
der Bilder aus dem Hvnvedleben, das Stilleben eines Grenzoffiziers, Der
Verfasser hat bereits durch die lebendige Darstellung seines früheren Werks
gerechten Beifall eingeerntet, er wird auch dem gegenwärtigen nicht fehlen.
Wahrscheinlich beruhen diese Schilderungen von den Zuständen eines östrei¬
chischen Grenzdistricts auf eignen Erlebnissen; doch ist durch die novellistische
Form mehr Farbe und Bewegung hineingebracht. Der Stil könnte correcter
sein. — Bald 13 und 1i enthalten den Roman von Josef Rank: die
Freunde. Die Art und Weise des Dichters ist bereits allgemein bekannt und
hat ,'n einem großen Theil des Publicums Anklang gefunden. Die Kritik
kann diesen Erfolg nur sehr theilweise rechtfenigen, denn die Darstellung ist
überladen und manierirt, obgleich eine gewisse Erfindungskraft nicht zu verkennen
^' ^ Im 18. und 19. Band sind unter dem Titel: Familienbilder, kleine
Zahlungen von LeSin Schücking und Louise von Gall enthalten.
Der Werth derselben ist sehr ungleich, doch haben sie alle das Verdienst, gut
"Zählt zu sein. -

Das illustrirte Familienbuch des östreichischen Lloyd enthält in
5w^'" ^' und 9. Heft außer den kleinern Mittheilungen die Novellen: der
eltnarr von Jeanne Marie und ein Begegniß im Gebirge von Ferdinand
lrnberger. Unter den Illustrationen zeichnen wir aus die Abbildungen
Preßburg und Gastein und das Würfelspiel nach einem bekannten Ge¬
ralde von Murillo. —

Erzählungen des Herrn Kauz. Von I. G. von Quandt. Dreh-
°". Kuntze. - Der Verfasser ist ein Verehrer von Jean Paul; er hat sich nicht
of manches von seiner Darstellung angeeignet, sondern er läßt auch bekannte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/483>, abgerufen am 27.07.2024.