Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

der eigentlichen Politik die culturhistorische Grundlage der Geschichte zu ^sehr
vernachlässigt; selbst nützlicher alö die geistvollen Untersuchungen Tvcqucvilles,
in denen wir über der Reflexion doch nicht zur rechten Anschauung kommen. --


Deutsche Geschick) tsbiblioth et oder Darstellungen aus der Weltgeschichte für
Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausgegeben
von Dr. O. Klopp. Dritter Band. Hannover, Nmuplcr. --

Das Werk verändert mit dem vorliegenden Heft einigermaßen seine Ge¬
stalt, aber nur, um dem ursprüglichen Plane strenger nachzukommen als bis¬
her geschehen ist. Die beiden ersten Bände des Unternehmens, die uns jetzt'voll¬
ständig vorliegen, entkalten nämlich außer den kleinern Aufsätzen eine fortlau¬
fende Geschichte deö ersten Kreuzzuges, die sich durch sämmtliche Hefte durchzieht-
Schon bei der ursprünglichen Erscheinung in Heften hatte das den Uebelstand,
daß man niemals zu einem rechten Abschluß kam, und noch wunderlicher sieht
eS jetzt aus, wo mitten im Bande die fortlaufende Geschichte durch anderweitige
kleine Aufsätze unterbrochen wird. Wir billigen daher die Absicht der Redaction,
von jetzt an nicht mehr eine längere Arbeit zu geben, sondern nur kleine Auf¬
sätze. Die mittlere Stellung, die das Werk zwischen einer Zeitschrift und eine'"
Buch einnimmt, und damit auch die Popularität des Unternehmens wird da¬
durch nur gefördert werden. -- Bekanntlich erscheint der Band von 2i Bogen
in i Heften zum Preise eines Thalers.

Wir haben uns bereits früher dahin ausgesprochen, daß wir mit der Aus¬
wahl der dargestellten Begebenheiten, vorzüglich aber ,mit dem Ton und der
Haltung einverstanden sind. Es ist den Herausgebern, soweit man über¬
haupt bei einer solchen Tendenz auf Befriedigung rechnen kann, gelungen,
Anschaulichkeit und Gedrängtheit auf zweckmäßige Weise zu verbinden. Der
Zweck der Sammlung verbietet allen gelehrten Apparat; es versteht sich ab"'
von selbst, daß er nur dann erreicht werden kann, wenn die Aufsätze von McW-
nern geschrieben werden, die diesen Apparat für sich bereits vollständig über¬
wältigt haben. Zwar muß sich das für den Kenner aus der Darstellung selbst
ergeben, indessen wäre doch die Frage, ob die Redaction nicht zweckmäßig"
daran thäte, die Verfasser der einzelnen Artikel zu nennen.

- Das gegenwärtige Heft enthält drei Artikel: eine Biographie von Leibn-dz,
natürlich ohne alles Eingehen auf seine philosophischen und eigentlich gelehrte"
Bestrebungen; die Thronbesteigung der Kaiserin Katharina It. von Rußland
und die Reunionen Ludwigs XIV. Alle drei sind gut erzählt und erregen sah""
durch ihren Inhalt das Interesse auch des größeren Publicums.

Da die Sammlung von Unternehmungen ähnlicher Art, die meist "o"
einer bestimmten Tendenz ausgehen, wesentlich verschieden ist, und mit ih^
Haltung einem lebhaft gefühlten Bedürfniß entspricht; da ferner Werke äh>"


der eigentlichen Politik die culturhistorische Grundlage der Geschichte zu ^sehr
vernachlässigt; selbst nützlicher alö die geistvollen Untersuchungen Tvcqucvilles,
in denen wir über der Reflexion doch nicht zur rechten Anschauung kommen. —


Deutsche Geschick) tsbiblioth et oder Darstellungen aus der Weltgeschichte für
Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausgegeben
von Dr. O. Klopp. Dritter Band. Hannover, Nmuplcr. —

Das Werk verändert mit dem vorliegenden Heft einigermaßen seine Ge¬
stalt, aber nur, um dem ursprüglichen Plane strenger nachzukommen als bis¬
her geschehen ist. Die beiden ersten Bände des Unternehmens, die uns jetzt'voll¬
ständig vorliegen, entkalten nämlich außer den kleinern Aufsätzen eine fortlau¬
fende Geschichte deö ersten Kreuzzuges, die sich durch sämmtliche Hefte durchzieht-
Schon bei der ursprünglichen Erscheinung in Heften hatte das den Uebelstand,
daß man niemals zu einem rechten Abschluß kam, und noch wunderlicher sieht
eS jetzt aus, wo mitten im Bande die fortlaufende Geschichte durch anderweitige
kleine Aufsätze unterbrochen wird. Wir billigen daher die Absicht der Redaction,
von jetzt an nicht mehr eine längere Arbeit zu geben, sondern nur kleine Auf¬
sätze. Die mittlere Stellung, die das Werk zwischen einer Zeitschrift und eine'»
Buch einnimmt, und damit auch die Popularität des Unternehmens wird da¬
durch nur gefördert werden. — Bekanntlich erscheint der Band von 2i Bogen
in i Heften zum Preise eines Thalers.

Wir haben uns bereits früher dahin ausgesprochen, daß wir mit der Aus¬
wahl der dargestellten Begebenheiten, vorzüglich aber ,mit dem Ton und der
Haltung einverstanden sind. Es ist den Herausgebern, soweit man über¬
haupt bei einer solchen Tendenz auf Befriedigung rechnen kann, gelungen,
Anschaulichkeit und Gedrängtheit auf zweckmäßige Weise zu verbinden. Der
Zweck der Sammlung verbietet allen gelehrten Apparat; es versteht sich ab"'
von selbst, daß er nur dann erreicht werden kann, wenn die Aufsätze von McW-
nern geschrieben werden, die diesen Apparat für sich bereits vollständig über¬
wältigt haben. Zwar muß sich das für den Kenner aus der Darstellung selbst
ergeben, indessen wäre doch die Frage, ob die Redaction nicht zweckmäßig"
daran thäte, die Verfasser der einzelnen Artikel zu nennen.

- Das gegenwärtige Heft enthält drei Artikel: eine Biographie von Leibn-dz,
natürlich ohne alles Eingehen auf seine philosophischen und eigentlich gelehrte»
Bestrebungen; die Thronbesteigung der Kaiserin Katharina It. von Rußland
und die Reunionen Ludwigs XIV. Alle drei sind gut erzählt und erregen sah""
durch ihren Inhalt das Interesse auch des größeren Publicums.

Da die Sammlung von Unternehmungen ähnlicher Art, die meist »o»
einer bestimmten Tendenz ausgehen, wesentlich verschieden ist, und mit ih^
Haltung einem lebhaft gefühlten Bedürfniß entspricht; da ferner Werke äh>"


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281577"/>
            <p xml:id="ID_1277" prev="#ID_1276"> der eigentlichen Politik die culturhistorische Grundlage der Geschichte zu ^sehr<lb/>
vernachlässigt; selbst nützlicher alö die geistvollen Untersuchungen Tvcqucvilles,<lb/>
in denen wir über der Reflexion doch nicht zur rechten Anschauung kommen. &#x2014;</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Deutsche Geschick) tsbiblioth et oder Darstellungen aus der Weltgeschichte für<lb/>
Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausgegeben<lb/>
von Dr. O. Klopp.  Dritter Band.  Hannover, Nmuplcr. &#x2014;</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1278"> Das Werk verändert mit dem vorliegenden Heft einigermaßen seine Ge¬<lb/>
stalt, aber nur, um dem ursprüglichen Plane strenger nachzukommen als bis¬<lb/>
her geschehen ist. Die beiden ersten Bände des Unternehmens, die uns jetzt'voll¬<lb/>
ständig vorliegen, entkalten nämlich außer den kleinern Aufsätzen eine fortlau¬<lb/>
fende Geschichte deö ersten Kreuzzuges, die sich durch sämmtliche Hefte durchzieht-<lb/>
Schon bei der ursprünglichen Erscheinung in Heften hatte das den Uebelstand,<lb/>
daß man niemals zu einem rechten Abschluß kam, und noch wunderlicher sieht<lb/>
eS jetzt aus, wo mitten im Bande die fortlaufende Geschichte durch anderweitige<lb/>
kleine Aufsätze unterbrochen wird. Wir billigen daher die Absicht der Redaction,<lb/>
von jetzt an nicht mehr eine längere Arbeit zu geben, sondern nur kleine Auf¬<lb/>
sätze. Die mittlere Stellung, die das Werk zwischen einer Zeitschrift und eine'»<lb/>
Buch einnimmt, und damit auch die Popularität des Unternehmens wird da¬<lb/>
durch nur gefördert werden. &#x2014; Bekanntlich erscheint der Band von 2i Bogen<lb/>
in i Heften zum Preise eines Thalers.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1279"> Wir haben uns bereits früher dahin ausgesprochen, daß wir mit der Aus¬<lb/>
wahl der dargestellten Begebenheiten, vorzüglich aber ,mit dem Ton und der<lb/>
Haltung einverstanden sind. Es ist den Herausgebern, soweit man über¬<lb/>
haupt bei einer solchen Tendenz auf Befriedigung rechnen kann, gelungen,<lb/>
Anschaulichkeit und Gedrängtheit auf zweckmäßige Weise zu verbinden. Der<lb/>
Zweck der Sammlung verbietet allen gelehrten Apparat; es versteht sich ab"'<lb/>
von selbst, daß er nur dann erreicht werden kann, wenn die Aufsätze von McW-<lb/>
nern geschrieben werden, die diesen Apparat für sich bereits vollständig über¬<lb/>
wältigt haben. Zwar muß sich das für den Kenner aus der Darstellung selbst<lb/>
ergeben, indessen wäre doch die Frage, ob die Redaction nicht zweckmäßig"<lb/>
daran thäte, die Verfasser der einzelnen Artikel zu nennen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1280"> - Das gegenwärtige Heft enthält drei Artikel: eine Biographie von Leibn-dz,<lb/>
natürlich ohne alles Eingehen auf seine philosophischen und eigentlich gelehrte»<lb/>
Bestrebungen; die Thronbesteigung der Kaiserin Katharina It. von Rußland<lb/>
und die Reunionen Ludwigs XIV. Alle drei sind gut erzählt und erregen sah""<lb/>
durch ihren Inhalt das Interesse auch des größeren Publicums.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1281" next="#ID_1282"> Da die Sammlung von Unternehmungen ähnlicher Art, die meist »o»<lb/>
einer bestimmten Tendenz ausgehen, wesentlich verschieden ist, und mit ih^<lb/>
Haltung einem lebhaft gefühlten Bedürfniß entspricht; da ferner Werke äh&gt;"</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0426] der eigentlichen Politik die culturhistorische Grundlage der Geschichte zu ^sehr vernachlässigt; selbst nützlicher alö die geistvollen Untersuchungen Tvcqucvilles, in denen wir über der Reflexion doch nicht zur rechten Anschauung kommen. — Deutsche Geschick) tsbiblioth et oder Darstellungen aus der Weltgeschichte für Leser aller Stände. Unter Mitwirkung verschiedener Gelehrten herausgegeben von Dr. O. Klopp. Dritter Band. Hannover, Nmuplcr. — Das Werk verändert mit dem vorliegenden Heft einigermaßen seine Ge¬ stalt, aber nur, um dem ursprüglichen Plane strenger nachzukommen als bis¬ her geschehen ist. Die beiden ersten Bände des Unternehmens, die uns jetzt'voll¬ ständig vorliegen, entkalten nämlich außer den kleinern Aufsätzen eine fortlau¬ fende Geschichte deö ersten Kreuzzuges, die sich durch sämmtliche Hefte durchzieht- Schon bei der ursprünglichen Erscheinung in Heften hatte das den Uebelstand, daß man niemals zu einem rechten Abschluß kam, und noch wunderlicher sieht eS jetzt aus, wo mitten im Bande die fortlaufende Geschichte durch anderweitige kleine Aufsätze unterbrochen wird. Wir billigen daher die Absicht der Redaction, von jetzt an nicht mehr eine längere Arbeit zu geben, sondern nur kleine Auf¬ sätze. Die mittlere Stellung, die das Werk zwischen einer Zeitschrift und eine'» Buch einnimmt, und damit auch die Popularität des Unternehmens wird da¬ durch nur gefördert werden. — Bekanntlich erscheint der Band von 2i Bogen in i Heften zum Preise eines Thalers. Wir haben uns bereits früher dahin ausgesprochen, daß wir mit der Aus¬ wahl der dargestellten Begebenheiten, vorzüglich aber ,mit dem Ton und der Haltung einverstanden sind. Es ist den Herausgebern, soweit man über¬ haupt bei einer solchen Tendenz auf Befriedigung rechnen kann, gelungen, Anschaulichkeit und Gedrängtheit auf zweckmäßige Weise zu verbinden. Der Zweck der Sammlung verbietet allen gelehrten Apparat; es versteht sich ab"' von selbst, daß er nur dann erreicht werden kann, wenn die Aufsätze von McW- nern geschrieben werden, die diesen Apparat für sich bereits vollständig über¬ wältigt haben. Zwar muß sich das für den Kenner aus der Darstellung selbst ergeben, indessen wäre doch die Frage, ob die Redaction nicht zweckmäßig" daran thäte, die Verfasser der einzelnen Artikel zu nennen. - Das gegenwärtige Heft enthält drei Artikel: eine Biographie von Leibn-dz, natürlich ohne alles Eingehen auf seine philosophischen und eigentlich gelehrte» Bestrebungen; die Thronbesteigung der Kaiserin Katharina It. von Rußland und die Reunionen Ludwigs XIV. Alle drei sind gut erzählt und erregen sah"" durch ihren Inhalt das Interesse auch des größeren Publicums. Da die Sammlung von Unternehmungen ähnlicher Art, die meist »o» einer bestimmten Tendenz ausgehen, wesentlich verschieden ist, und mit ih^ Haltung einem lebhaft gefühlten Bedürfniß entspricht; da ferner Werke äh>"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/426
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/426>, abgerufen am 27.07.2024.