Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.auch zu verstehen, dieses übrigens sehr lesbar geschriebene Buch ein unentbehr¬ Wochenbericht. Die Amerikaner und die Pforte. -- Die vorsichtige Politik Was als Gerücht bereits durch die Zeitungen ging, daß Amerika entschlossen ist, Grenzboten, IV. ->8SZ. KS
auch zu verstehen, dieses übrigens sehr lesbar geschriebene Buch ein unentbehr¬ Wochenbericht. Die Amerikaner und die Pforte. — Die vorsichtige Politik Was als Gerücht bereits durch die Zeitungen ging, daß Amerika entschlossen ist, Grenzboten, IV. ->8SZ. KS
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0521" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97226"/> <p xml:id="ID_1512" prev="#ID_1511"> auch zu verstehen, dieses übrigens sehr lesbar geschriebene Buch ein unentbehr¬<lb/> liches Handbuch sein wird. Anspruch ans höhere historische Bedeutung macht der<lb/> Verfasser nicht, aber da er seit einer Reihe von Jahren der spanischen Geschichte<lb/> die unausgesetzteste Aufmerksamkeit gewidmet hat und daher seines Stoffes voll¬<lb/> ständig Herr ist, so ist es ihm leicht geworden, das Wesentliche von dem Un¬<lb/> wesentlichen zu scheiden und uns ein zwar leicht entworfenes, aber verständig<lb/> gruppirtcs und in allen Theilen wohl zusammenhängendes Bild zu geben. Auch<lb/> die Einleitung, die bis in die Napoleonische Zeit zurückgreift, um in den Vor¬<lb/> aussetzungen, ans die man bei den spätern Ereignissen nothwendig zurückkommen<lb/> muß, eine gewisse Vollständigkeit zu erreichen, gibt eine vortreffliche Uebersicht<lb/> der 36 Jahre, die dem eigentlichen Anfange der Geschichte vorausgehen. Noch<lb/> ein anderes und in unserer Zeit sehr anerkennenswertheö Verdienst hat das Buch,<lb/> es vertritt nämlich mit ehrlicher und wohlthuender Wärme das constitutionelle<lb/> Princip., das von den Modeschriftstellern unserer Tage, sowol von den Demo¬<lb/> kraten als von den Absolutisten, so gern zum Gegenstand wohlfeiler, aberwitziger<lb/> Spöttereien genommen wird. Der Verfasser ist keineswegs ein Doctrinär, son¬<lb/> dern er geht überall von praktischen Gesichtspunkten ans, er kommt aber, wie<lb/> jeder verständige Praktiker, zu dem Resultat, daß die richtige Theorie und die<lb/> richtige Praxis immer Hand in Hand gehen müssen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Wochenbericht.</head><lb/> <div n="2"> <head> </head> <p xml:id="ID_1513"> Die Amerikaner und die Pforte. — Die vorsichtige Politik<lb/> des englischen Cabinets, die orientalische Verwickelung durch gemeinsame Verhandlungen<lb/> der europäischen Cabinete zu lösen, Preußen und Oestreich zu Theilnehmern einer diplo¬<lb/> matischen Operation zu machen und dadurch sowol eine» europäischen Krieg zu ver¬<lb/> meiden als Rußland zu isoliren, ist durch deu Zufall aus eine Weise gefördert worden,<lb/> welche gleichwol selbst der englischen Negierung unwillkommen ist, so sehr'dieser Zufall<lb/> zu einem schnelle» Einvernehmen der vermittelnden Mächte beigetragen habe» mag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1514" next="#ID_1515"> Was als Gerücht bereits durch die Zeitungen ging, daß Amerika entschlossen ist,<lb/> seine Rolle in den europäische!, Wirren zu spielen, berichte ich Ihnen als ein sicheres<lb/> Factum. Die Diplomatie der Vereinigten Staaten hat in der kurzen geschäftlichen Weise<lb/> der amerikaiiische» Politik der Pforte die Aussicht eröffnet, ihr als KriegSsnbsidie die<lb/> ganze Summe, die sie durch eine Anleihe in Paris und London ohne große Hoffnung<lb/> aus glückliche» Erfolg zu erlangen sucht, zur Disposition zu stellen. Ja noch mehr als<lb/> diese Summe, wenn die Pforte den Vereinigten Staaten als Gegenleistung eine Jusel<lb/> im Archipel mit geeignetem Hafenplatz als Station sür Kriegsschiffe abtreten<lb/> wolle. Für die türkische Regierung hat dieses Anerbieten vieles Lockende. Unter all<lb/> den eigennützigen Freunden, welche sie umgeben, ist keiner, der nicht im Stille» seine<lb/> Speculation auf de» Untergang seines Clienten einrichtete und sich nicht als sein Erbe</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten, IV. ->8SZ. KS</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0521]
auch zu verstehen, dieses übrigens sehr lesbar geschriebene Buch ein unentbehr¬
liches Handbuch sein wird. Anspruch ans höhere historische Bedeutung macht der
Verfasser nicht, aber da er seit einer Reihe von Jahren der spanischen Geschichte
die unausgesetzteste Aufmerksamkeit gewidmet hat und daher seines Stoffes voll¬
ständig Herr ist, so ist es ihm leicht geworden, das Wesentliche von dem Un¬
wesentlichen zu scheiden und uns ein zwar leicht entworfenes, aber verständig
gruppirtcs und in allen Theilen wohl zusammenhängendes Bild zu geben. Auch
die Einleitung, die bis in die Napoleonische Zeit zurückgreift, um in den Vor¬
aussetzungen, ans die man bei den spätern Ereignissen nothwendig zurückkommen
muß, eine gewisse Vollständigkeit zu erreichen, gibt eine vortreffliche Uebersicht
der 36 Jahre, die dem eigentlichen Anfange der Geschichte vorausgehen. Noch
ein anderes und in unserer Zeit sehr anerkennenswertheö Verdienst hat das Buch,
es vertritt nämlich mit ehrlicher und wohlthuender Wärme das constitutionelle
Princip., das von den Modeschriftstellern unserer Tage, sowol von den Demo¬
kraten als von den Absolutisten, so gern zum Gegenstand wohlfeiler, aberwitziger
Spöttereien genommen wird. Der Verfasser ist keineswegs ein Doctrinär, son¬
dern er geht überall von praktischen Gesichtspunkten ans, er kommt aber, wie
jeder verständige Praktiker, zu dem Resultat, daß die richtige Theorie und die
richtige Praxis immer Hand in Hand gehen müssen. —
Wochenbericht.
Die Amerikaner und die Pforte. — Die vorsichtige Politik
des englischen Cabinets, die orientalische Verwickelung durch gemeinsame Verhandlungen
der europäischen Cabinete zu lösen, Preußen und Oestreich zu Theilnehmern einer diplo¬
matischen Operation zu machen und dadurch sowol eine» europäischen Krieg zu ver¬
meiden als Rußland zu isoliren, ist durch deu Zufall aus eine Weise gefördert worden,
welche gleichwol selbst der englischen Negierung unwillkommen ist, so sehr'dieser Zufall
zu einem schnelle» Einvernehmen der vermittelnden Mächte beigetragen habe» mag.
Was als Gerücht bereits durch die Zeitungen ging, daß Amerika entschlossen ist,
seine Rolle in den europäische!, Wirren zu spielen, berichte ich Ihnen als ein sicheres
Factum. Die Diplomatie der Vereinigten Staaten hat in der kurzen geschäftlichen Weise
der amerikaiiische» Politik der Pforte die Aussicht eröffnet, ihr als KriegSsnbsidie die
ganze Summe, die sie durch eine Anleihe in Paris und London ohne große Hoffnung
aus glückliche» Erfolg zu erlangen sucht, zur Disposition zu stellen. Ja noch mehr als
diese Summe, wenn die Pforte den Vereinigten Staaten als Gegenleistung eine Jusel
im Archipel mit geeignetem Hafenplatz als Station sür Kriegsschiffe abtreten
wolle. Für die türkische Regierung hat dieses Anerbieten vieles Lockende. Unter all
den eigennützigen Freunden, welche sie umgeben, ist keiner, der nicht im Stille» seine
Speculation auf de» Untergang seines Clienten einrichtete und sich nicht als sein Erbe
Grenzboten, IV. ->8SZ. KS
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