Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Worten die Ueberzeugung aus, daß es mit dem Katholicismus in dem Geist Italiens ^ Auch in der englischen Theologie erkennen wir den'deutschen Geist mehr und Zur Abwechselung tritt in Amerika eine Schule conservativer, gewissermaßen Literatur. " Bei Sauerlättdcr in Frankfurt erschien in höchst eleganter Aus¬ Unsere Kalenderliteratur steht ebenso ans dem Punkte, in die wilden Blätter zu Worten die Ueberzeugung aus, daß es mit dem Katholicismus in dem Geist Italiens ^ Auch in der englischen Theologie erkennen wir den'deutschen Geist mehr und Zur Abwechselung tritt in Amerika eine Schule conservativer, gewissermaßen Literatur. " Bei Sauerlättdcr in Frankfurt erschien in höchst eleganter Aus¬ Unsere Kalenderliteratur steht ebenso ans dem Punkte, in die wilden Blätter zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97032"/> <p xml:id="ID_970" prev="#ID_969"> Worten die Ueberzeugung aus, daß es mit dem Katholicismus in dem Geist Italiens<lb/> vorbei ist. Diese Ueberzeugung konnte sehr fruchtbar auf die allgemeine Entwickelung<lb/> Europas einwirken, wenn sie nicht i» der Negative stehen bliebe, wenn sie namentlich<lb/> nicht zu dem Napoleonischen Staatsmechanismus, der in Italien noch sehr deutliche<lb/> Spuren hinterlassen hat, zurückkehrte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_971"> ^ Auch in der englischen Theologie erkennen wir den'deutschen Geist mehr und<lb/> mehr heraus, was keine Kleinigkeit ist, wenn wir an die alte, verknöcherte Staatskirche<lb/> und an das fanatische Sektcnwcscn zurückdenken. Francis Newmcni, ein geist-<lb/> und gemüthvoller Priester, auf den wir bereits hingewiesen haben, erinnert uns fort¬<lb/> während an unser eigenes Denken, namentlich an Schleiermacher; nicht in der apho¬<lb/> ristisch formlosen Weise CarlyleS, sondern in der hergebrachten nationalen Form des<lb/> Ausdrucks. Seine I'Kusvs ol ?-.ilIi (Phasen des Glaubens) und seine Geschichte der<lb/> Juden von Samuel bis zur babylonische» Gefangenschaft haben soeben die i. Auflage<lb/> erlebt; in seiner neuesten Schrift: Krime« ok Uio Ilouse ok II-ipsKui-F i>g»lust it8 mon<lb/> I.i(!go 8ni>,jeel8 tritt er als liberaler politischer Schriftsteller aus. — Alle englischen Journale<lb/> sind angefüllt mit Untersuchungen über die deutsche Philosophie, und wenn sie auch mit¬<lb/> unter in sonderbare Mißverständnisse verfallen, z. B. über die Kantsche Auffassung von<lb/> „Raum" und „Zeit" als Gcdankcnbcstimmungcn, so darf uns das nicht Wunder neh¬<lb/> men, denn es geht damit bei uns nicht besser. — Sehr bedeutend breitet sich auch<lb/> die Bewegung gegen die ausschließliche Anwendung der classischen Studien im Er-<lb/> ziehungssystem aus, zu Gunsten der neuern Sprachen, namentlich der deutschen, und<lb/> es läßt sich auch in dieser Richtung eine allmälige Umgestaltung der öffentlichen Mei¬<lb/> nung erwarten. —</p><lb/> <p xml:id="ID_972"> Zur Abwechselung tritt in Amerika eine Schule conservativer, gewissermaßen<lb/> torystischcr Politiker auf, an deren Spitze sich der Geschichtschreiber der Vereinigten<lb/> Staaten, Richard Hildrcth, in seinem neuen Werk: 'I'Keoi^ ol I>oliues, gestellt hat.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur.</head> <p xml:id="ID_973"> " Bei Sauerlättdcr in Frankfurt erschien in höchst eleganter Aus¬<lb/> stattung „die Sommernacht" von Ludwig Tieck als Supplement zu dessen Wer¬<lb/> ken. Es ist eine mehr literarhistorisch merkwürdige, als sonstwie ausgezeichnete drama¬<lb/> tische Arbeit des 1 jährigen Dichters. Der Knabe Shakespeare entschlummert im Walde<lb/> und wird von den Elsengcstalten seines „Sommernachtstraumes" mit den Gaben des<lb/> Dichters ausgerüstet; erwachend sühlt er sich als Dichter. Dies der trockne Inhalt.<lb/> Bülow starb, indem er im Begriff stand, diese zuerst im Rhein. Taschenbuch für -I8ö1<lb/> erschienene, wol früheste poetische Production Tiecks zu veröffentlichen. Ein Herr<lb/> I. D. Walter hat an seiner Stelle die Einleitung geschrieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_974" next="#ID_975"> Unsere Kalenderliteratur steht ebenso ans dem Punkte, in die wilden Blätter zu<lb/> schießen, wie die fade Almanachslitcratur, der sie entstammt. Wenig erfreulich ists über¬<lb/> dies, daß die Parteien particularistischer Beschränkung, hyperorthodoxer Färbung, und<lb/> anderer derartiger, mit unserer Zeit, wie unserem Culturstand in Widerspruch stehenden<lb/> Richtungen sich vorzugsweise der illustrirten, sogenannten volkstümlichen Kalender be¬<lb/> mächtigen konnten, um unter diesem neutralen Schilde Propaganda zu versuchen. Leider<lb/> gehört auch Webers sonst vortrefflicher illustrirter Kalender in seinen tagesgeschichtliche»<lb/> und gemeinnützigen Darstellungen einer specifisch-östreicherndc» Richtung an. Die Ten¬<lb/> denz der nationalen gesetzmäßigen Entwickelung hat keinen Volkskalcnder auszuweisen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
Worten die Ueberzeugung aus, daß es mit dem Katholicismus in dem Geist Italiens
vorbei ist. Diese Ueberzeugung konnte sehr fruchtbar auf die allgemeine Entwickelung
Europas einwirken, wenn sie nicht i» der Negative stehen bliebe, wenn sie namentlich
nicht zu dem Napoleonischen Staatsmechanismus, der in Italien noch sehr deutliche
Spuren hinterlassen hat, zurückkehrte. —
^ Auch in der englischen Theologie erkennen wir den'deutschen Geist mehr und
mehr heraus, was keine Kleinigkeit ist, wenn wir an die alte, verknöcherte Staatskirche
und an das fanatische Sektcnwcscn zurückdenken. Francis Newmcni, ein geist-
und gemüthvoller Priester, auf den wir bereits hingewiesen haben, erinnert uns fort¬
während an unser eigenes Denken, namentlich an Schleiermacher; nicht in der apho¬
ristisch formlosen Weise CarlyleS, sondern in der hergebrachten nationalen Form des
Ausdrucks. Seine I'Kusvs ol ?-.ilIi (Phasen des Glaubens) und seine Geschichte der
Juden von Samuel bis zur babylonische» Gefangenschaft haben soeben die i. Auflage
erlebt; in seiner neuesten Schrift: Krime« ok Uio Ilouse ok II-ipsKui-F i>g»lust it8 mon
I.i(!go 8ni>,jeel8 tritt er als liberaler politischer Schriftsteller aus. — Alle englischen Journale
sind angefüllt mit Untersuchungen über die deutsche Philosophie, und wenn sie auch mit¬
unter in sonderbare Mißverständnisse verfallen, z. B. über die Kantsche Auffassung von
„Raum" und „Zeit" als Gcdankcnbcstimmungcn, so darf uns das nicht Wunder neh¬
men, denn es geht damit bei uns nicht besser. — Sehr bedeutend breitet sich auch
die Bewegung gegen die ausschließliche Anwendung der classischen Studien im Er-
ziehungssystem aus, zu Gunsten der neuern Sprachen, namentlich der deutschen, und
es läßt sich auch in dieser Richtung eine allmälige Umgestaltung der öffentlichen Mei¬
nung erwarten. —
Zur Abwechselung tritt in Amerika eine Schule conservativer, gewissermaßen
torystischcr Politiker auf, an deren Spitze sich der Geschichtschreiber der Vereinigten
Staaten, Richard Hildrcth, in seinem neuen Werk: 'I'Keoi^ ol I>oliues, gestellt hat.
Literatur. " Bei Sauerlättdcr in Frankfurt erschien in höchst eleganter Aus¬
stattung „die Sommernacht" von Ludwig Tieck als Supplement zu dessen Wer¬
ken. Es ist eine mehr literarhistorisch merkwürdige, als sonstwie ausgezeichnete drama¬
tische Arbeit des 1 jährigen Dichters. Der Knabe Shakespeare entschlummert im Walde
und wird von den Elsengcstalten seines „Sommernachtstraumes" mit den Gaben des
Dichters ausgerüstet; erwachend sühlt er sich als Dichter. Dies der trockne Inhalt.
Bülow starb, indem er im Begriff stand, diese zuerst im Rhein. Taschenbuch für -I8ö1
erschienene, wol früheste poetische Production Tiecks zu veröffentlichen. Ein Herr
I. D. Walter hat an seiner Stelle die Einleitung geschrieben.
Unsere Kalenderliteratur steht ebenso ans dem Punkte, in die wilden Blätter zu
schießen, wie die fade Almanachslitcratur, der sie entstammt. Wenig erfreulich ists über¬
dies, daß die Parteien particularistischer Beschränkung, hyperorthodoxer Färbung, und
anderer derartiger, mit unserer Zeit, wie unserem Culturstand in Widerspruch stehenden
Richtungen sich vorzugsweise der illustrirten, sogenannten volkstümlichen Kalender be¬
mächtigen konnten, um unter diesem neutralen Schilde Propaganda zu versuchen. Leider
gehört auch Webers sonst vortrefflicher illustrirter Kalender in seinen tagesgeschichtliche»
und gemeinnützigen Darstellungen einer specifisch-östreicherndc» Richtung an. Die Ten¬
denz der nationalen gesetzmäßigen Entwickelung hat keinen Volkskalcnder auszuweisen.
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