Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Rolle spielen werden, Preußen unwandelbar mindestens neutral, kühl gegen ES darf übrigens als kein geringer Vortheil betrachtet werden, daß das Cabinet Musik. -- In Berlin ging die neue komische Oper von Taubert: "Joggeli" Literatur. -- In Turin erscheint als Montagsnummer des liberalen Psi-I-"- Rolle spielen werden, Preußen unwandelbar mindestens neutral, kühl gegen ES darf übrigens als kein geringer Vortheil betrachtet werden, daß das Cabinet Musik. — In Berlin ging die neue komische Oper von Taubert: „Joggeli" Literatur. — In Turin erscheint als Montagsnummer des liberalen Psi-I-»- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96912"/> <p xml:id="ID_560" prev="#ID_559"> Rolle spielen werden, Preußen unwandelbar mindestens neutral, kühl gegen<lb/> Rußland, nicht beirrt durch falsche, heuchlerisch conservative Tendenzen, in un¬<lb/> abhängiger Selbstbestimmung sprechen und handeln werde! Das wäre populäre<lb/> Politik und geeignet, jeden böswilligen Zweifel zu lähmen. Die Versicherung müßte natür¬<lb/> lich in beglaubigter Weise, nicht durch irgend eine discreditirte und zehnmal verleugnete<lb/> Offizin erfolgen. Man könnte ja wohl eine neuere Depesche in irgend einem passenden<lb/> Moment veröffentlichen. England, Frankreich, Rußland sind hier mit gutem Beispiel<lb/> vorangegangen. Preußen aber wäre durch ein ähnliches offenes Verfahren angesichts<lb/> seines von russischem Einfluß emancipirten Auftretens eine weit dankbarere Position vor¬<lb/> behalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_561"> ES darf übrigens als kein geringer Vortheil betrachtet werden, daß das Cabinet<lb/> i» seiner gegenwärtigen Zusammensetzung zur Wahrung seines eigenen Interesses auf<lb/> eine möglichst vorsichtige Reserve gegenüber den russischen Forderungen und Verlockungen<lb/> angewiesen ist. Die Krenzzeitungspartei hat sich durch ihre Parteinahme sür die<lb/> Ncsselrodesche Auffassung, zu deren nachträglicher Berichtigung erst in ganz jüngster Zeit<lb/> einige schwache Versuche gemacht wurden, zu sehr mit den russischen Theorieen identi-<lb/> ficirt, als daß nicht ein offenes Hinübcrtretcn der Regierung auf den von Rußland<lb/> eingenommenen Boden ihren intimen Feinden den größten und gefährlichsten Vorschub<lb/> leisten müßte. Und so wird auch auf diesem Gebiete vielleicht der Streit zwischen<lb/> den beiden gegnerischen Parteien der unsrigen und der Sache der Civilisation in eini-<lb/> nigc» bescheidene» negativen Resultaten zu Gute kommen.</p><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> Musik.</head> <p xml:id="ID_562"> — In Berlin ging die neue komische Oper von Taubert: „Joggeli"<lb/> mit glücklichem Erfolg über die Bühne. — Franz Lachner, der bekanntlich seine<lb/> Stelle in München aufgegeben hat. und Kapellmeister in Hamburg geworden ist, hat seine<lb/> Direktion mit dem „Fidelio" eröffnet; sein Vorgänger Barbieri hatte- seine Amtsthä¬<lb/> tigkeit mit Rossini's „Belagerung von Corinth" geschlossen. — In Reichenbach bei Zit-<lb/> tau ist am 29. September ein schönes Musikfest gefeiert, zu Ehren des hochverdienten<lb/> Kirchcncomponisten I. G. Schicht d' -1823 als Cantor an der Thomasschule zu<lb/> Leipzig), der -1733 in Reichenbach geboren war. — In Bezug aus die Ausführung der<lb/> „Stummen" in Berlin, die zuerst von Fräulein Marie Tagliom, dann von Fräulein<lb/> Arms gegeben wurde, behandelt Jul. Schäffer in der „Neuen Berliner Musikzeitung"<lb/> die Frage, ob die Stumme überwiegend eine Spiel- oder eine Tanzpartie sei (Tanz in<lb/> dem von Wagner zuerst aufgestellten erweiterten Sinne genommen, wo es rhytmisch-cha-<lb/> rakteristische Bewegung nach dem Maß der Musik bedeutet), und entscheidet sich für das<lb/> letztere. Wir stimmen ihm im wesentlichen bei, müssen aber hinzusetzen, daß uns eben<lb/> darum der Werth dieser Pariser Erfindung sehr zweifelhaft erscheint. Im Ballet ist<lb/> die conventionelle Voraussetzung, man spreche mit dem Körper, ganz in der Ordnung,<lb/> in der Oper dagegen soll man mit Tönen sprechen, und die rhytmische Körperbewegung<lb/> kann nur etwas secundäres sein. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur.</head> <p xml:id="ID_563" next="#ID_564"> — In Turin erscheint als Montagsnummer des liberalen Psi-I-»-<lb/> mento die Beilage: volle «.Uno c>i seien/e, lettere, urri, Industrie ilslianne e</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
Rolle spielen werden, Preußen unwandelbar mindestens neutral, kühl gegen
Rußland, nicht beirrt durch falsche, heuchlerisch conservative Tendenzen, in un¬
abhängiger Selbstbestimmung sprechen und handeln werde! Das wäre populäre
Politik und geeignet, jeden böswilligen Zweifel zu lähmen. Die Versicherung müßte natür¬
lich in beglaubigter Weise, nicht durch irgend eine discreditirte und zehnmal verleugnete
Offizin erfolgen. Man könnte ja wohl eine neuere Depesche in irgend einem passenden
Moment veröffentlichen. England, Frankreich, Rußland sind hier mit gutem Beispiel
vorangegangen. Preußen aber wäre durch ein ähnliches offenes Verfahren angesichts
seines von russischem Einfluß emancipirten Auftretens eine weit dankbarere Position vor¬
behalten.
ES darf übrigens als kein geringer Vortheil betrachtet werden, daß das Cabinet
i» seiner gegenwärtigen Zusammensetzung zur Wahrung seines eigenen Interesses auf
eine möglichst vorsichtige Reserve gegenüber den russischen Forderungen und Verlockungen
angewiesen ist. Die Krenzzeitungspartei hat sich durch ihre Parteinahme sür die
Ncsselrodesche Auffassung, zu deren nachträglicher Berichtigung erst in ganz jüngster Zeit
einige schwache Versuche gemacht wurden, zu sehr mit den russischen Theorieen identi-
ficirt, als daß nicht ein offenes Hinübcrtretcn der Regierung auf den von Rußland
eingenommenen Boden ihren intimen Feinden den größten und gefährlichsten Vorschub
leisten müßte. Und so wird auch auf diesem Gebiete vielleicht der Streit zwischen
den beiden gegnerischen Parteien der unsrigen und der Sache der Civilisation in eini-
nigc» bescheidene» negativen Resultaten zu Gute kommen.
Musik. — In Berlin ging die neue komische Oper von Taubert: „Joggeli"
mit glücklichem Erfolg über die Bühne. — Franz Lachner, der bekanntlich seine
Stelle in München aufgegeben hat. und Kapellmeister in Hamburg geworden ist, hat seine
Direktion mit dem „Fidelio" eröffnet; sein Vorgänger Barbieri hatte- seine Amtsthä¬
tigkeit mit Rossini's „Belagerung von Corinth" geschlossen. — In Reichenbach bei Zit-
tau ist am 29. September ein schönes Musikfest gefeiert, zu Ehren des hochverdienten
Kirchcncomponisten I. G. Schicht d' -1823 als Cantor an der Thomasschule zu
Leipzig), der -1733 in Reichenbach geboren war. — In Bezug aus die Ausführung der
„Stummen" in Berlin, die zuerst von Fräulein Marie Tagliom, dann von Fräulein
Arms gegeben wurde, behandelt Jul. Schäffer in der „Neuen Berliner Musikzeitung"
die Frage, ob die Stumme überwiegend eine Spiel- oder eine Tanzpartie sei (Tanz in
dem von Wagner zuerst aufgestellten erweiterten Sinne genommen, wo es rhytmisch-cha-
rakteristische Bewegung nach dem Maß der Musik bedeutet), und entscheidet sich für das
letztere. Wir stimmen ihm im wesentlichen bei, müssen aber hinzusetzen, daß uns eben
darum der Werth dieser Pariser Erfindung sehr zweifelhaft erscheint. Im Ballet ist
die conventionelle Voraussetzung, man spreche mit dem Körper, ganz in der Ordnung,
in der Oper dagegen soll man mit Tönen sprechen, und die rhytmische Körperbewegung
kann nur etwas secundäres sein. —
Literatur. — In Turin erscheint als Montagsnummer des liberalen Psi-I-»-
mento die Beilage: volle «.Uno c>i seien/e, lettere, urri, Industrie ilslianne e
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |