Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Gestern früh Morgens langte ein russisches Kriegsschiff hier an (eine Dampf- Mit dieser Ansicht stimmt die Aussage eines Schiffscapitäns überein, der Von der Donamnündnng kehrte jüngst ein östreichisches Dampfboot unver- Was die oben erwähnte Bewegung der russischen Escadre anlangt, so ist Etwa innerhalb vierzehn Tagen werden diese Uebelstände beseitigt sein; 9*
Gestern früh Morgens langte ein russisches Kriegsschiff hier an (eine Dampf- Mit dieser Ansicht stimmt die Aussage eines Schiffscapitäns überein, der Von der Donamnündnng kehrte jüngst ein östreichisches Dampfboot unver- Was die oben erwähnte Bewegung der russischen Escadre anlangt, so ist Etwa innerhalb vierzehn Tagen werden diese Uebelstände beseitigt sein; 9*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0075" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96250"/> </div> <div n="1"> <head> </head><lb/> <p xml:id="ID_217"> Gestern früh Morgens langte ein russisches Kriegsschiff hier an (eine Dampf-<lb/> sloop), an dessen Bord sich Herr Balabine, Secretär der russischen Gesandtschaft,<lb/> befand. Dieser Diplomat war am vergangenen Sonntag (S. Juni) von hier<lb/> aus nach Odessa gereist, und seine Rückkehr ließ kaum daran zweifeln, daß eS<lb/> sich dabei um eine Angelegenheit von höchster Bedeutung, vielleicht gar um die<lb/> Notifikation vom demnächstigen Beginn der Feindseligkeiten handelt. Die Bestür¬<lb/> zung, namentlich in der hiesigen Finanzwelt, ward darum alsbald sehr groß. Man<lb/> wollte wissen, daß alle russischen Unterthanen und desgleichen die hier und in<lb/> anderen osmanischen Seehafen liegenden Handelsfahrzeuge russischer Flagge den<lb/> Befehl erhalten hätten, schleunigst dieses Land zu verlassen. Endlich am Nach¬<lb/> mittag um vier Uhr x. in. begab sich der znrückverbliebene erste Dragoman der<lb/> russischen Legation, ein Herr Emanuel Argyropulos, zu Reschid Pascha, dem<lb/> Pforten-Minister der auswärtigen Angelegenheiten, nach dessen Landhause (ZM)<lb/> zu Balta Liman am Bosporus. Man kennt bis jetzt noch nicht weder Gegenstand<lb/> noch Ausgang der Konferenz. Indeß macht die hiesige Häute finance Miene, sie aufs<lb/> schlimmste zu deuten. -Unter allen Umständen wird diese neue Sendung Ru߬<lb/> lands mit einer derartigen Drohung verbunden sein und sie dürste als die letzte<lb/> angesehen werden, welche hierher gelaugt — kurz ehe das Schwert gezogen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_218"> Mit dieser Ansicht stimmt die Aussage eines Schiffscapitäns überein, der<lb/> gestern Nachts im Haudelsministcrinm vernommen ward, und eidlich versicherte,<lb/> die russische Flotte, in Stärke von 49 Fahrzeugen, im Pontus, unter Dampf<lb/> und Segel gesehen zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_219"> Von der Donamnündnng kehrte jüngst ein östreichisches Dampfboot unver-<lb/> richteter Sache zurück, indem die Sulinamüudung dermaßen versandet ist, daß<lb/> ein Einlaufen in dieselbe, um uach Galatz zu gelangen, sich als unausführbar<lb/> erwies. Hierauf uun mag sich ein jüngst in Umlauf gekommenes Gerücht grün¬<lb/> den, wonach die Mündungen des Stromes bereits blokirt seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_220"> Was die oben erwähnte Bewegung der russischen Escadre anlangt, so ist<lb/> sie nicht wenig beunruhigend. Wie zahlreich auch immerhin die Batterien sein<lb/> mögen und wie groß die Geschütze in ihnen, welche die Meerenge von Konstan-<lb/> tinopel beherrschen, so ist der. Fall einer Forcirung derselben, behufs eines coup<lb/> als eng,in gegen Stambul, dennoch keineswegs unmöglich. Die vorhandenen Ver¬<lb/> theidigungswerke entbehren nämlich eines ausreichenden Rückenschutzes und können<lb/> durch eine russische Landung, wie mau kunstgemäß sich ausdrückt: „von der Kehle<lb/> her" leicht genommen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_221" next="#ID_222"> Etwa innerhalb vierzehn Tagen werden diese Uebelstände beseitigt sein;<lb/> gegenwärtig indeß bestehen sie noch und muß auf Grund dessen wiederholen,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 9*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0075]
Gestern früh Morgens langte ein russisches Kriegsschiff hier an (eine Dampf-
sloop), an dessen Bord sich Herr Balabine, Secretär der russischen Gesandtschaft,
befand. Dieser Diplomat war am vergangenen Sonntag (S. Juni) von hier
aus nach Odessa gereist, und seine Rückkehr ließ kaum daran zweifeln, daß eS
sich dabei um eine Angelegenheit von höchster Bedeutung, vielleicht gar um die
Notifikation vom demnächstigen Beginn der Feindseligkeiten handelt. Die Bestür¬
zung, namentlich in der hiesigen Finanzwelt, ward darum alsbald sehr groß. Man
wollte wissen, daß alle russischen Unterthanen und desgleichen die hier und in
anderen osmanischen Seehafen liegenden Handelsfahrzeuge russischer Flagge den
Befehl erhalten hätten, schleunigst dieses Land zu verlassen. Endlich am Nach¬
mittag um vier Uhr x. in. begab sich der znrückverbliebene erste Dragoman der
russischen Legation, ein Herr Emanuel Argyropulos, zu Reschid Pascha, dem
Pforten-Minister der auswärtigen Angelegenheiten, nach dessen Landhause (ZM)
zu Balta Liman am Bosporus. Man kennt bis jetzt noch nicht weder Gegenstand
noch Ausgang der Konferenz. Indeß macht die hiesige Häute finance Miene, sie aufs
schlimmste zu deuten. -Unter allen Umständen wird diese neue Sendung Ru߬
lands mit einer derartigen Drohung verbunden sein und sie dürste als die letzte
angesehen werden, welche hierher gelaugt — kurz ehe das Schwert gezogen wird.
Mit dieser Ansicht stimmt die Aussage eines Schiffscapitäns überein, der
gestern Nachts im Haudelsministcrinm vernommen ward, und eidlich versicherte,
die russische Flotte, in Stärke von 49 Fahrzeugen, im Pontus, unter Dampf
und Segel gesehen zu haben.
Von der Donamnündnng kehrte jüngst ein östreichisches Dampfboot unver-
richteter Sache zurück, indem die Sulinamüudung dermaßen versandet ist, daß
ein Einlaufen in dieselbe, um uach Galatz zu gelangen, sich als unausführbar
erwies. Hierauf uun mag sich ein jüngst in Umlauf gekommenes Gerücht grün¬
den, wonach die Mündungen des Stromes bereits blokirt seien.
Was die oben erwähnte Bewegung der russischen Escadre anlangt, so ist
sie nicht wenig beunruhigend. Wie zahlreich auch immerhin die Batterien sein
mögen und wie groß die Geschütze in ihnen, welche die Meerenge von Konstan-
tinopel beherrschen, so ist der. Fall einer Forcirung derselben, behufs eines coup
als eng,in gegen Stambul, dennoch keineswegs unmöglich. Die vorhandenen Ver¬
theidigungswerke entbehren nämlich eines ausreichenden Rückenschutzes und können
durch eine russische Landung, wie mau kunstgemäß sich ausdrückt: „von der Kehle
her" leicht genommen werden.
Etwa innerhalb vierzehn Tagen werden diese Uebelstände beseitigt sein;
gegenwärtig indeß bestehen sie noch und muß auf Grund dessen wiederholen,
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