Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Würtemberg; doch schloß er sich enger eigentlich nur an Lenau ein, die andern So können wir das Büchlein, abgesehen von dem menschlichen Interesse, Von der wallachischen Donau. Die Vorbereitungen und Rüstungen dauern auf beiden Seiten fort, und Dieses sind die Hauptvortheile, der kleinere" nicht zu gedenken. Sie sind Würtemberg; doch schloß er sich enger eigentlich nur an Lenau ein, die andern So können wir das Büchlein, abgesehen von dem menschlichen Interesse, Von der wallachischen Donau. Die Vorbereitungen und Rüstungen dauern auf beiden Seiten fort, und Dieses sind die Hauptvortheile, der kleinere« nicht zu gedenken. Sie sind <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0381" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96556"/> <p xml:id="ID_1321" prev="#ID_1320"> Würtemberg; doch schloß er sich enger eigentlich nur an Lenau ein, die andern<lb/> empfanden ihn doch meist als Aristokraten. Auch Anastasius Grün hat sich eine<lb/> Zeitlang in diesem Kreise bewegt. Mit Rückert war durch den politischen Gegen¬<lb/> satz von 1817 eine dauernde Spannung eingetreten. Sehr interessant für unsere<lb/> literarhistorische Anschauung würde es sein, wenn man etwas Näheres über das<lb/> Verhältniß dieser Dichter zu den schwäbischen Philosophen erführe, Strauß,<lb/> Bischer, Schwedler u. s. w. Es hat wol ein lebhaft empfundener Gegensatz<lb/> zwischen ihnen stattgefunden, aber sie haben doch ein sehr reges Interesse anein¬<lb/> ander genommen. Mayer macht darauf aufmerksam, wie der Savanarola eigentlich<lb/> durch das ,,Leben Jesu" von Strauß hervorgerufen sei, und die lebhafte Theil¬<lb/> nahme, mit der sich Strauß in seinen neueren monographischen Schriften seiner<lb/> poetischen Landsleute annimmt, läßt uns gleichfalls darauf schließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1322"> So können wir das Büchlein, abgesehen von dem menschlichen Interesse,<lb/> das es in uns erregt, als einen schätzenswerthen Beitrag zur Kenntniß unserer<lb/> literarhistorischen Zustände willkommen heißen. Der Schluß desselben, die ein¬<lb/> zelnen Schilderungen aus den letzten Jahren Lenaus, ist zu schmerzlich, als daß<lb/> wir hier daraus eingehen sollten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Von der wallachischen Donau.</head><lb/> <p xml:id="ID_1323"> Die Vorbereitungen und Rüstungen dauern auf beiden Seiten fort, und<lb/> zwar werden sie mit einem Eifer und in einem Umfange betrieben, die, wenn sie<lb/> einziger Maßstab zur Bemessung der Situation wären, den Krieg als gewiß<lb/> erscheinen lassen würden. Daß Rußland bei einem Kriege, welcher die europäische<lb/> Türkei zum Schauplatz hätte, sich im Besitz von großen Vortheilen befinden würde,<lb/> welche Macht auch immer ihm entgegentreten möchte, entspringt einfach aus der<lb/> Lage seines Ländergebiets. Kein anderer Staat hat es von seiner Grenze so<lb/> nahe zu deu beiden Hanptvertheidignngslinien des in Rede stehenden Theaters,<lb/> der Donau und dem Balkan, als der moskowitische. Im Besitz der Mündung<lb/> des ersteren Stroms vermag Rußland, je nachdem seine Armeen Fortschritte strom¬<lb/> aufwärts machen, die ungeheure Wasserlinie als Commuuicatiousweg und als Basis<lb/> zugleich zu benutzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1324" next="#ID_1325"> Dieses sind die Hauptvortheile, der kleinere« nicht zu gedenken. Sie sind<lb/> groß; sie geben vor allem es frei in Rußlands Hände, je nach Umständen seine<lb/> Armee über die Donau zu führen oder sogar die Pässe des Balkan zu erreichen,<lb/> ehe noch ein einziger Soldat Westeuropas seine» Fuß auf türkischen Boden gesetzt<lb/> haben könnte. Ja, es gab eine Stunde, in der dem Zaren die Möglichkeit vor-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0381]
Würtemberg; doch schloß er sich enger eigentlich nur an Lenau ein, die andern
empfanden ihn doch meist als Aristokraten. Auch Anastasius Grün hat sich eine
Zeitlang in diesem Kreise bewegt. Mit Rückert war durch den politischen Gegen¬
satz von 1817 eine dauernde Spannung eingetreten. Sehr interessant für unsere
literarhistorische Anschauung würde es sein, wenn man etwas Näheres über das
Verhältniß dieser Dichter zu den schwäbischen Philosophen erführe, Strauß,
Bischer, Schwedler u. s. w. Es hat wol ein lebhaft empfundener Gegensatz
zwischen ihnen stattgefunden, aber sie haben doch ein sehr reges Interesse anein¬
ander genommen. Mayer macht darauf aufmerksam, wie der Savanarola eigentlich
durch das ,,Leben Jesu" von Strauß hervorgerufen sei, und die lebhafte Theil¬
nahme, mit der sich Strauß in seinen neueren monographischen Schriften seiner
poetischen Landsleute annimmt, läßt uns gleichfalls darauf schließen.
So können wir das Büchlein, abgesehen von dem menschlichen Interesse,
das es in uns erregt, als einen schätzenswerthen Beitrag zur Kenntniß unserer
literarhistorischen Zustände willkommen heißen. Der Schluß desselben, die ein¬
zelnen Schilderungen aus den letzten Jahren Lenaus, ist zu schmerzlich, als daß
wir hier daraus eingehen sollten.
Von der wallachischen Donau.
Die Vorbereitungen und Rüstungen dauern auf beiden Seiten fort, und
zwar werden sie mit einem Eifer und in einem Umfange betrieben, die, wenn sie
einziger Maßstab zur Bemessung der Situation wären, den Krieg als gewiß
erscheinen lassen würden. Daß Rußland bei einem Kriege, welcher die europäische
Türkei zum Schauplatz hätte, sich im Besitz von großen Vortheilen befinden würde,
welche Macht auch immer ihm entgegentreten möchte, entspringt einfach aus der
Lage seines Ländergebiets. Kein anderer Staat hat es von seiner Grenze so
nahe zu deu beiden Hanptvertheidignngslinien des in Rede stehenden Theaters,
der Donau und dem Balkan, als der moskowitische. Im Besitz der Mündung
des ersteren Stroms vermag Rußland, je nachdem seine Armeen Fortschritte strom¬
aufwärts machen, die ungeheure Wasserlinie als Commuuicatiousweg und als Basis
zugleich zu benutzen.
Dieses sind die Hauptvortheile, der kleinere« nicht zu gedenken. Sie sind
groß; sie geben vor allem es frei in Rußlands Hände, je nach Umständen seine
Armee über die Donau zu führen oder sogar die Pässe des Balkan zu erreichen,
ehe noch ein einziger Soldat Westeuropas seine» Fuß auf türkischen Boden gesetzt
haben könnte. Ja, es gab eine Stunde, in der dem Zaren die Möglichkeit vor-
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