Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.mung vorlegten, brachte Herr Fortonl unter anderm auch die Ernennung seines Cousins Seit der letzten theilweise" Cabinetsverändcrung sind die mung vorlegten, brachte Herr Fortonl unter anderm auch die Ernennung seines Cousins Seit der letzten theilweise» Cabinetsverändcrung sind die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96419"/> <p xml:id="ID_775" prev="#ID_774"> mung vorlegten, brachte Herr Fortonl unter anderm auch die Ernennung seines Cousins<lb/> zur Professur von Montpellier vor, „Sie sind wol einverstanden mit der Facultät<lb/> von Montpellier?" fragte ihn der Kaiser ganz gleichgiltig. Jawol, Sire, war die<lb/> Autwort. „Der Ernannte befindet sich unter den Candidaten?" Zu Ew. Majestät<lb/> Diensten. ni, divn von», von« w'en ri-pnmlreü! rief der Kaiser erzürnt aus, indem er das<lb/> bewußte Slctenstück auf den Boden warf und aus dem Saale hinausging. Die Col¬<lb/> lege» des Herrn Fortoul umgaben diesen theilnehmend, indem sie ihm ihren Schmerz<lb/> ausdrückten, einen so lieben College» verlieren zu müssen. Hierauf bemerkte Hr. Fortoul,<lb/> ich wüßte nicht, daß mir Se. Maj. zugemuthet hätte», mein Portefeuille abzugeben<lb/> und ich bleibe Ihr College, solange ich keinen Befehl hierzu habe. Das Unterrichts¬<lb/> ministerium soll nun unterdrückt werden, damit man anf diese Weise von Fortoul be¬<lb/> freit werde. Persiguy und Fould arbeiten beide beim Kaiser aus Durchführung dieser<lb/> Maßregel hin, weil beide froh sind, ein Mitglied im Ministerium weniger zu zählen.<lb/> Beide wollen es soweit bringe», alle» El»si»ß nnter sich zu vertheilen. Se. Arnaud,<lb/> der an einem Magenkrebse leidet, wird Gesundheit halber austreten und Fortoul wegen<lb/> Mangel eines Mimsteriuins. Der Senat kann also auf ein neues Mitglied gefaßt<lb/> sein. Doch werden diese Veränderungen erst stattfinden, wenn es mit der orientalischen<lb/> Frage ganz alle geworden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> </head> <p xml:id="ID_776" next="#ID_777"> Seit der letzten theilweise» Cabinetsverändcrung sind die<lb/> Dinge in derselben unerquickliche» Schwebe wie bisher geblieben; eine Politik, wie sie,<lb/> seit Bravo Murillo mit seine» auticvnstitntionelle» Gelüste» hervortrat, also seit bald<lb/> zwei Jahre» in Spanien geführt wird, geht nicht allein stets am Abhang der gefahr¬<lb/> vollste» Eventualitäten, sie hemmt auch die materielle Entwickelung des Landes und<lb/> lähmt die so dringend nöthigen, energische» Maßregeln zur Ordnung des Staats¬<lb/> haushaltes. Die Hoffnungen, die sich an die Eutfemuug der Kö»igi»-Mutter knüpfte»,<lb/> die vor ein paar Wochen mit ihrem Gemahl, dem Herzog von Nianzarcs, nach Paris<lb/> gereist ist, haben sich gleichfalls nicht erfüllt. Das Ministerium hat über keine der<lb/> wichtigen Fragen, die seit Monaten der Erledigung harren, und deren Vertagung die<lb/> Fortdauer eines verfassungswidrigen Zustandes ist, entschieden; noch viel weniger ist<lb/> eine nahe Aussicht vorhanden, daß die constitutionelle Opposition das Nuder des<lb/> Staates ergreifen werde, das einzige Mittel, die öffentliche Ruhe zu sichern und die<lb/> Geschäfte der Verwaltung mit Nachdruck und Erfolg zu führen. Marie Christine hält<lb/> sich indeß in Frankreich ans ihrem Landsitze Malmaison auf, tauscht Complimente und<lb/> Höflichkeiten mit dem Kaiser der Franzosen aus, der dem ihr so nahe verwandten Fürsten¬<lb/> haus der Orleans, ja ihrem eigenen Schwiegersohn! dem Herzog von Montpensier, den<lb/> größten Theil seines Vermögens genommen hat, und wird nächstens, wie es heißt, selt¬<lb/> samerweise zu». Besuche nach Claremvnt gehen. Es ist zu befürchte», daß sie in<lb/> kurzem wieder in Spanien zurück sein dürste. >—> Der neue Finanzmimstcr Herr Luis<lb/> Pastor hat für 300 Millionen Schatzbons zur Deckung der schwebenden Schuld aus¬<lb/> gegeben, um dadurch einige Ersparnis? an der jetzt den Staat sehr drückenden Verzinsung<lb/> dieser Summe zu erzielen, welche 10 Pret. beträgt, während für die Bons nur 6 Pret.<lb/> entrichtet werden. Da sie aber bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres in</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
mung vorlegten, brachte Herr Fortonl unter anderm auch die Ernennung seines Cousins
zur Professur von Montpellier vor, „Sie sind wol einverstanden mit der Facultät
von Montpellier?" fragte ihn der Kaiser ganz gleichgiltig. Jawol, Sire, war die
Autwort. „Der Ernannte befindet sich unter den Candidaten?" Zu Ew. Majestät
Diensten. ni, divn von», von« w'en ri-pnmlreü! rief der Kaiser erzürnt aus, indem er das
bewußte Slctenstück auf den Boden warf und aus dem Saale hinausging. Die Col¬
lege» des Herrn Fortoul umgaben diesen theilnehmend, indem sie ihm ihren Schmerz
ausdrückten, einen so lieben College» verlieren zu müssen. Hierauf bemerkte Hr. Fortoul,
ich wüßte nicht, daß mir Se. Maj. zugemuthet hätte», mein Portefeuille abzugeben
und ich bleibe Ihr College, solange ich keinen Befehl hierzu habe. Das Unterrichts¬
ministerium soll nun unterdrückt werden, damit man anf diese Weise von Fortoul be¬
freit werde. Persiguy und Fould arbeiten beide beim Kaiser aus Durchführung dieser
Maßregel hin, weil beide froh sind, ein Mitglied im Ministerium weniger zu zählen.
Beide wollen es soweit bringe», alle» El»si»ß nnter sich zu vertheilen. Se. Arnaud,
der an einem Magenkrebse leidet, wird Gesundheit halber austreten und Fortoul wegen
Mangel eines Mimsteriuins. Der Senat kann also auf ein neues Mitglied gefaßt
sein. Doch werden diese Veränderungen erst stattfinden, wenn es mit der orientalischen
Frage ganz alle geworden.
Seit der letzten theilweise» Cabinetsverändcrung sind die
Dinge in derselben unerquickliche» Schwebe wie bisher geblieben; eine Politik, wie sie,
seit Bravo Murillo mit seine» auticvnstitntionelle» Gelüste» hervortrat, also seit bald
zwei Jahre» in Spanien geführt wird, geht nicht allein stets am Abhang der gefahr¬
vollste» Eventualitäten, sie hemmt auch die materielle Entwickelung des Landes und
lähmt die so dringend nöthigen, energische» Maßregeln zur Ordnung des Staats¬
haushaltes. Die Hoffnungen, die sich an die Eutfemuug der Kö»igi»-Mutter knüpfte»,
die vor ein paar Wochen mit ihrem Gemahl, dem Herzog von Nianzarcs, nach Paris
gereist ist, haben sich gleichfalls nicht erfüllt. Das Ministerium hat über keine der
wichtigen Fragen, die seit Monaten der Erledigung harren, und deren Vertagung die
Fortdauer eines verfassungswidrigen Zustandes ist, entschieden; noch viel weniger ist
eine nahe Aussicht vorhanden, daß die constitutionelle Opposition das Nuder des
Staates ergreifen werde, das einzige Mittel, die öffentliche Ruhe zu sichern und die
Geschäfte der Verwaltung mit Nachdruck und Erfolg zu führen. Marie Christine hält
sich indeß in Frankreich ans ihrem Landsitze Malmaison auf, tauscht Complimente und
Höflichkeiten mit dem Kaiser der Franzosen aus, der dem ihr so nahe verwandten Fürsten¬
haus der Orleans, ja ihrem eigenen Schwiegersohn! dem Herzog von Montpensier, den
größten Theil seines Vermögens genommen hat, und wird nächstens, wie es heißt, selt¬
samerweise zu». Besuche nach Claremvnt gehen. Es ist zu befürchte», daß sie in
kurzem wieder in Spanien zurück sein dürste. >—> Der neue Finanzmimstcr Herr Luis
Pastor hat für 300 Millionen Schatzbons zur Deckung der schwebenden Schuld aus¬
gegeben, um dadurch einige Ersparnis? an der jetzt den Staat sehr drückenden Verzinsung
dieser Summe zu erzielen, welche 10 Pret. beträgt, während für die Bons nur 6 Pret.
entrichtet werden. Da sie aber bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres in
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