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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Priester, die Verdüsterung des schwachen Vvlksgemüthcs durch die plötzliche
Aenderung des ganzen innern und außer" Lebens und die Gefahren, welche aus
so schnell veränderten Culturverhältnisse" für das Gedeihen, ja für die Existenz
der australischen Menschen hervorgehen. Auch wir halten die Ausbreitung des
protestantischen Christenthums für nothwendiger und besser, als die Jesmteu-
missioneu in Tahiti, aber wir fordern vou dem Geschichtschreiber, das; er die
Händel der einzelnen Missivnsgesellschafteu nicht so darstelle, daß aus der einen
Seite nur frommes Licht, auf der andern nur düsterer Schatte" sei. Die an¬
maßende Herrschsucht der evangelischen Missionaire unter Pritchard auf Otaheiti
hätte wohl einige" Tadel verdient, statt eines besonderen fanatischen Lobes. --
Das Werk ist eingeleitet dnrch ein Vorwort Heinrich's v. Schubert, der den
Verfasser darin als GesinnungSgcuosse" begrüßt. Da wir zwar über das Festland
vou Australien mehrere sehr brauchbare Handbücher haben, über den ganzen
Kontinent aber uoch keines, in dem die neuesten politischen Verhältnisse dargestellt
wären, so hat das Werk Aussicht, auch vou Anderen als den Parteigenossen des
Verfassers als ein sehr brauchbares Handbuch, in dem Vieles zu finden ist, benutzt
zu werde".




W o es e n b e r i es t.

-- Die Sündfluth, welche Lord Derby als die einzig mög¬
liche Folge des Sturzes seines conservativen Eabiucts prophezeihte, ist nicht eingetreten,
im Gegentheil stiegen auf die Nachricht vou dem Rücktritt des Torycabincts die Consols
ein der Londoner Börse um ein halb Procent, und sind in dem Maße wcitcrgestiegen,
als sich die Aussichten aus das Zustandekommen eines durch Einigkeit starken liberalen
Eabiucts verbesserten. Genau eine Woche hat der Bildungsprvceß gedauert, aus dem
eines der stärksten und an Talenten reichsten Ministerien, welche England seit langer
Zeit gehabt hat, hervorgegangen ist. Als Lord Derby am Sonnabend der Königin
seine Entlassung überbrachte, sah er sich nicht veranlaßt, einen Nachfolger zu empfehlen.
Lord John Russell wieder zur Bildung eines neuen Whigministeriums zu berufen,
wäre verlorene Mühe gewesen; Sir I. Graham oder einer der Führer der Pecliten
konnte mit seiner Partei, die nur Kapacitäten, aber keinen Anhang im Unterhause be¬
sitzt, ebenfalls kein Cabinet zusammenbringen. Beide zu vereinigen, war trotz mehr¬
maliger Versuche bis dahin nicht gelungen. Das Verdienst, dies indirect bewerkstelligt
zu haben, gebührt Lord Derby, und so sind die beiden ruhmwürdigstcn Thaten, die er
während seines zehnmonatlichen Ministeriums vollbracht hat, gerade diejenige", welche
seiner Partei die entscheidendsten Schläge gegeben haben. Erst mußte er, nämlich die
eigene protectivnistischc Partei mit List und Gewalt in das ftcihändlcrische Lager hin¬
überführen, um überhaupt vor das Parlament treten zu können, und dann durch eigene
Harttövsigkcit und die giftige Zunge seines SchatzkanzlcrS den Bruch mit den Pecliten
so unheilbar mache", daß sie sich einer Vereinigung mit den Whigs und den Liberale"


Priester, die Verdüsterung des schwachen Vvlksgemüthcs durch die plötzliche
Aenderung des ganzen innern und außer» Lebens und die Gefahren, welche aus
so schnell veränderten Culturverhältnisse» für das Gedeihen, ja für die Existenz
der australischen Menschen hervorgehen. Auch wir halten die Ausbreitung des
protestantischen Christenthums für nothwendiger und besser, als die Jesmteu-
missioneu in Tahiti, aber wir fordern vou dem Geschichtschreiber, das; er die
Händel der einzelnen Missivnsgesellschafteu nicht so darstelle, daß aus der einen
Seite nur frommes Licht, auf der andern nur düsterer Schatte» sei. Die an¬
maßende Herrschsucht der evangelischen Missionaire unter Pritchard auf Otaheiti
hätte wohl einige» Tadel verdient, statt eines besonderen fanatischen Lobes. —
Das Werk ist eingeleitet dnrch ein Vorwort Heinrich's v. Schubert, der den
Verfasser darin als GesinnungSgcuosse» begrüßt. Da wir zwar über das Festland
vou Australien mehrere sehr brauchbare Handbücher haben, über den ganzen
Kontinent aber uoch keines, in dem die neuesten politischen Verhältnisse dargestellt
wären, so hat das Werk Aussicht, auch vou Anderen als den Parteigenossen des
Verfassers als ein sehr brauchbares Handbuch, in dem Vieles zu finden ist, benutzt
zu werde».




W o es e n b e r i es t.

— Die Sündfluth, welche Lord Derby als die einzig mög¬
liche Folge des Sturzes seines conservativen Eabiucts prophezeihte, ist nicht eingetreten,
im Gegentheil stiegen auf die Nachricht vou dem Rücktritt des Torycabincts die Consols
ein der Londoner Börse um ein halb Procent, und sind in dem Maße wcitcrgestiegen,
als sich die Aussichten aus das Zustandekommen eines durch Einigkeit starken liberalen
Eabiucts verbesserten. Genau eine Woche hat der Bildungsprvceß gedauert, aus dem
eines der stärksten und an Talenten reichsten Ministerien, welche England seit langer
Zeit gehabt hat, hervorgegangen ist. Als Lord Derby am Sonnabend der Königin
seine Entlassung überbrachte, sah er sich nicht veranlaßt, einen Nachfolger zu empfehlen.
Lord John Russell wieder zur Bildung eines neuen Whigministeriums zu berufen,
wäre verlorene Mühe gewesen; Sir I. Graham oder einer der Führer der Pecliten
konnte mit seiner Partei, die nur Kapacitäten, aber keinen Anhang im Unterhause be¬
sitzt, ebenfalls kein Cabinet zusammenbringen. Beide zu vereinigen, war trotz mehr¬
maliger Versuche bis dahin nicht gelungen. Das Verdienst, dies indirect bewerkstelligt
zu haben, gebührt Lord Derby, und so sind die beiden ruhmwürdigstcn Thaten, die er
während seines zehnmonatlichen Ministeriums vollbracht hat, gerade diejenige», welche
seiner Partei die entscheidendsten Schläge gegeben haben. Erst mußte er, nämlich die
eigene protectivnistischc Partei mit List und Gewalt in das ftcihändlcrische Lager hin¬
überführen, um überhaupt vor das Parlament treten zu können, und dann durch eigene
Harttövsigkcit und die giftige Zunge seines SchatzkanzlcrS den Bruch mit den Pecliten
so unheilbar mache», daß sie sich einer Vereinigung mit den Whigs und den Liberale»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/77>, abgerufen am 26.12.2024.