Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.für sich ein. Wenn aber Lord Palmerston an der eben beendigten wichtigen Debatte Erfolge der Constirnrionellen in Spanien. -- Das Cabinet Greuzbote", I. >8os.
für sich ein. Wenn aber Lord Palmerston an der eben beendigten wichtigen Debatte Erfolge der Constirnrionellen in Spanien. — Das Cabinet Greuzbote», I. >8os.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0041" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185917"/> <p xml:id="ID_108" prev="#ID_107"> für sich ein. Wenn aber Lord Palmerston an der eben beendigten wichtigen Debatte<lb/> wegen eines ihn an das Zimmer fesselnden Gichtanfalls auch keinen Antheil genommen<lb/> hat, so beweisen doch die Abstimmungen seiner Anhänger genügend, daß er sich nicht<lb/> für das Ministerium Derby erklärt hat, sowol Mr. M. Milnes wie Oberst Frcestnnc,<lb/> seine beiden vertrautesten Anhänger, haben in der Vudgctsdcbattc mit der Opposition<lb/> gestimmt — ein genügender Beweis, daß der Lord, obgleich er sein politisches<lb/> Leben als Tory begonnen hat, noch nicht geneigt ist, zu seiner Jugendliebe zurückzu¬<lb/> kehren, und Lord Derby mit dem Talent zu unterstützen, das derselbe in den Reihen der<lb/> eigenen Anhänger so schmerzlich vermißt.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Erfolge der Constirnrionellen in Spanien.</head> <p xml:id="ID_109" next="#ID_110"> — Das Cabinet<lb/> Bravo Murillo war nach Auflösung der Cortes ans der Bahn schamloser Gewalt<lb/> fortgeschritten; da die vereinigten Fraktionen der prvgressistischen und mvdcrirten<lb/> Opposition sich in Bereitschaft setzten, den Wahlkampf gemeinschaftlich nud mit aller An¬<lb/> strengung aufzunehmen, so wurde die vcrfassungSbrücbige Regierung dnrch die verhäng-<lb/> nißvollen Consequenzen ihrer Politik unaufhaltsam weiter getrieben. Ihr gefährlichster<lb/> Feind war außerdem aus seiner bisherigen Zurückhaltung heranögeireten und hatte sich<lb/> offen an die Spitze der nationalen Opposition gestellt. Umsonst hatte, wie es scheint,<lb/> die Königin alle Mittel der Ueberredung aufgeboten, um den Marschall Narvaez sür<lb/> die Pläne des Gouvernements zu gewinnen, umsonst allerdings anch der Marschall<lb/> seine Souverainin dem Einfluß treuloser und verderblicher Rathschläge abwendig zu<lb/> machen versucht. Der Herzog von Valencia kehrte wenige Tage nach Schließung der<lb/> Cortes-Sitzungen aus Aranjuez nach der Hauptstadt zurück, und sofort schaarten sich<lb/> um ihn die Vertheidiger der Verfassung. In einer Versammlung der moderirten Oppo¬<lb/> sition ward ein aus funfzig Mitgliedern bestehendes Comite zur Leitung der Wahlen<lb/> niedergesetzt und Narvaez einstimmig zum Präsidenten erwählt. Dieser Versammlung, die<lb/> beim Bcrmudez de Castro stattfand, wohnten beide Concha's, der Marquis v. Pidal, der<lb/> Graf v. San Luis, Gonzales Bravo, Pacheeo, die Herzöge v. Rivas und Abrcmtcs,<lb/> welche die Zustimmung von -19 Granden überbrachten, nebst vielen Notabilitäten der<lb/> Moderados bei. Mon. Martinez de la Rosa und Mayans durch Unpäßlichkeit behin¬<lb/> dert, schickten ihre schriftliche Adhäsion. Die Progrcssistcn, die sich bei Mcndizalml<lb/> versammelten, und gleichfalls ein Comitü bildeten, traten mit dem von Narvaez präsi-<lb/> dirtcn in Verbindung, »ut sogar die ersten Banquiers und bedeutendsten Wcchselagcnten<lb/> vereinigten sich zur Wahl eines Ausschusses und schlössen sich dem Herzog von Valencia<lb/> an. Der große Name dieses Mannes und sein überwiegender Einfluß wurden zum Ver-<lb/> einigungspunkt der Opposition und zogen auf ihre Seite Viele herüber, die bis dahin<lb/> noch gezögert oder geschwankt hatten. Diesen drohenden Widerstand zu brechen, beschloß<lb/> das Cabinet einen unerhörten Gewaltschritt. Ein Decret des Ministers des Innern<lb/> verbot alle Wahlversammlungen, die nicht von der Regierung auiorisirt seien, „um<lb/> Störungen der öffentlichen Ruhe vorzubeugen und zu verhindern, daß den Wählern<lb/> moralischer Zwang auferlegt werde," fügte man mit jenein Cynismus von Ver¬<lb/> höhnung des Rechts und der gesunden Verminst hinzu, der seit dem zweiten December<lb/> in Gebrauch gekommen ist. Der Herzog von Sotvmayor, bei dem für den folgenden<lb/> Abend die Versammlung der Moderados angesagt war, ließ hierauf bei dem Gouver¬<lb/> neur von Madrid um die Erlaubniß dazu nachsuchen. Sie wurde ihm verweigert. Ein</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Greuzbote», I. >8os.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
für sich ein. Wenn aber Lord Palmerston an der eben beendigten wichtigen Debatte
wegen eines ihn an das Zimmer fesselnden Gichtanfalls auch keinen Antheil genommen
hat, so beweisen doch die Abstimmungen seiner Anhänger genügend, daß er sich nicht
für das Ministerium Derby erklärt hat, sowol Mr. M. Milnes wie Oberst Frcestnnc,
seine beiden vertrautesten Anhänger, haben in der Vudgctsdcbattc mit der Opposition
gestimmt — ein genügender Beweis, daß der Lord, obgleich er sein politisches
Leben als Tory begonnen hat, noch nicht geneigt ist, zu seiner Jugendliebe zurückzu¬
kehren, und Lord Derby mit dem Talent zu unterstützen, das derselbe in den Reihen der
eigenen Anhänger so schmerzlich vermißt.
Erfolge der Constirnrionellen in Spanien. — Das Cabinet
Bravo Murillo war nach Auflösung der Cortes ans der Bahn schamloser Gewalt
fortgeschritten; da die vereinigten Fraktionen der prvgressistischen und mvdcrirten
Opposition sich in Bereitschaft setzten, den Wahlkampf gemeinschaftlich nud mit aller An¬
strengung aufzunehmen, so wurde die vcrfassungSbrücbige Regierung dnrch die verhäng-
nißvollen Consequenzen ihrer Politik unaufhaltsam weiter getrieben. Ihr gefährlichster
Feind war außerdem aus seiner bisherigen Zurückhaltung heranögeireten und hatte sich
offen an die Spitze der nationalen Opposition gestellt. Umsonst hatte, wie es scheint,
die Königin alle Mittel der Ueberredung aufgeboten, um den Marschall Narvaez sür
die Pläne des Gouvernements zu gewinnen, umsonst allerdings anch der Marschall
seine Souverainin dem Einfluß treuloser und verderblicher Rathschläge abwendig zu
machen versucht. Der Herzog von Valencia kehrte wenige Tage nach Schließung der
Cortes-Sitzungen aus Aranjuez nach der Hauptstadt zurück, und sofort schaarten sich
um ihn die Vertheidiger der Verfassung. In einer Versammlung der moderirten Oppo¬
sition ward ein aus funfzig Mitgliedern bestehendes Comite zur Leitung der Wahlen
niedergesetzt und Narvaez einstimmig zum Präsidenten erwählt. Dieser Versammlung, die
beim Bcrmudez de Castro stattfand, wohnten beide Concha's, der Marquis v. Pidal, der
Graf v. San Luis, Gonzales Bravo, Pacheeo, die Herzöge v. Rivas und Abrcmtcs,
welche die Zustimmung von -19 Granden überbrachten, nebst vielen Notabilitäten der
Moderados bei. Mon. Martinez de la Rosa und Mayans durch Unpäßlichkeit behin¬
dert, schickten ihre schriftliche Adhäsion. Die Progrcssistcn, die sich bei Mcndizalml
versammelten, und gleichfalls ein Comitü bildeten, traten mit dem von Narvaez präsi-
dirtcn in Verbindung, »ut sogar die ersten Banquiers und bedeutendsten Wcchselagcnten
vereinigten sich zur Wahl eines Ausschusses und schlössen sich dem Herzog von Valencia
an. Der große Name dieses Mannes und sein überwiegender Einfluß wurden zum Ver-
einigungspunkt der Opposition und zogen auf ihre Seite Viele herüber, die bis dahin
noch gezögert oder geschwankt hatten. Diesen drohenden Widerstand zu brechen, beschloß
das Cabinet einen unerhörten Gewaltschritt. Ein Decret des Ministers des Innern
verbot alle Wahlversammlungen, die nicht von der Regierung auiorisirt seien, „um
Störungen der öffentlichen Ruhe vorzubeugen und zu verhindern, daß den Wählern
moralischer Zwang auferlegt werde," fügte man mit jenein Cynismus von Ver¬
höhnung des Rechts und der gesunden Verminst hinzu, der seit dem zweiten December
in Gebrauch gekommen ist. Der Herzog von Sotvmayor, bei dem für den folgenden
Abend die Versammlung der Moderados angesagt war, ließ hierauf bei dem Gouver¬
neur von Madrid um die Erlaubniß dazu nachsuchen. Sie wurde ihm verweigert. Ein
Greuzbote», I. >8os.
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