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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Besprechung seines vorletzten Romans auszuführen gesucht, daß die neue Richtung,
die Bulwer seinem Talent gegeben hat, mehr ans der herrschenden Stimmung
des Publicums, alö aus eineni innern Trieb entspringt. Diese Manier ist in
dem neuen Roman "och übertrieben. Bulwer bemüht sich unausgesetzt, humoristisch
zu sein, er macht eine Reihe ""nöthiger Exciirsc, und läßt sich in diesen gerade
so gehen, wie Dickens und Thackeray; aber um in dieser bequemen und nach¬
lässigen Weise zu schreiben, muß man eine unerschöpfliche Ader von guter Laune
und vou phantastischen Einfällen haben. Diese besitzt Bulwer keineswegs. Seine
Excnrse sind daher nicht unterhaltend, sondern nnr langweilig und störend. Es
ist das eigentlich sehr schade, den" wenn der Roman etwa ans ein Drittel seines
gegenwärtigen Umfangs eingeschränkt wäre, so bliebe sehr vieles Gute darin. In
den Sarkasmen gegen das heuchlerische Wesen weltlich gesinnter Menschen, so
wie in der Nachbildung wirklicher Züge ans dem Leben überhaupt ist Bulwer
noch immer zuweilen sehr glücklich; an Scharfsinn und Beobachtungsgabe fehlt es
ihm uicht im Mindesten; und wenn das auch noch nicht ausreichen würde, ein
wirkliches Kunstwerk hervorzubringen, so könnte doch bei seiner in der That sehr
umfassenden Bildung immer ein sehr interessantes Buch daraus hervorgehen, wenn
er es verstände, sich einzuschränken und sich einer bestimmten Form zu unterwerfen.
Die ewigen leeren Dialoge, mit denen das Buch gegenwärtig überfüllt ist, macheu
es dem Leser schwer, sich durch die starken vier Bände durchzuarbeiten, obgleich
man häufig durch einen sehr treffenden Zug überrascht wird. Die Darstellung
der politischen Verhältnisse, die Bulwer auch diesmal, wie er es sonst zu thun
pflegte, in den Roman verwebt hat, leidet zwar an einer ziemlich starken Ein¬
seitigkeit, allein es ist damit doch uicht so schlimm, als man es nach den Mani¬
festen, die er nach seinem Uebertritt zur Torypartei schrieb, erwarten sollte.




Die bildende Kunst in München.
2.
Cornelius.

Das Herz geht mir weit auf, wenn ich von beiden Schwesterkünsten endlich
ans mein Juwel, die kostbarste culturhistorische Errungenschaft komme, die dem
geliebten Vaterland nach seiner großen Literaturperiode geworden, die deutsche
Malerei. -- Haben wir uns in der Architektur uur erst des Ansatzes z" be¬
deutende" Ergebnisse" zu rühmen, sind die misgczeichuetste" Resultate unsrer
Sculptur, ans die ich später zurückkomme" werde, nicht i" Mimche" z" suche",


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Besprechung seines vorletzten Romans auszuführen gesucht, daß die neue Richtung,
die Bulwer seinem Talent gegeben hat, mehr ans der herrschenden Stimmung
des Publicums, alö aus eineni innern Trieb entspringt. Diese Manier ist in
dem neuen Roman »och übertrieben. Bulwer bemüht sich unausgesetzt, humoristisch
zu sein, er macht eine Reihe «»nöthiger Exciirsc, und läßt sich in diesen gerade
so gehen, wie Dickens und Thackeray; aber um in dieser bequemen und nach¬
lässigen Weise zu schreiben, muß man eine unerschöpfliche Ader von guter Laune
und vou phantastischen Einfällen haben. Diese besitzt Bulwer keineswegs. Seine
Excnrse sind daher nicht unterhaltend, sondern nnr langweilig und störend. Es
ist das eigentlich sehr schade, den» wenn der Roman etwa ans ein Drittel seines
gegenwärtigen Umfangs eingeschränkt wäre, so bliebe sehr vieles Gute darin. In
den Sarkasmen gegen das heuchlerische Wesen weltlich gesinnter Menschen, so
wie in der Nachbildung wirklicher Züge ans dem Leben überhaupt ist Bulwer
noch immer zuweilen sehr glücklich; an Scharfsinn und Beobachtungsgabe fehlt es
ihm uicht im Mindesten; und wenn das auch noch nicht ausreichen würde, ein
wirkliches Kunstwerk hervorzubringen, so könnte doch bei seiner in der That sehr
umfassenden Bildung immer ein sehr interessantes Buch daraus hervorgehen, wenn
er es verstände, sich einzuschränken und sich einer bestimmten Form zu unterwerfen.
Die ewigen leeren Dialoge, mit denen das Buch gegenwärtig überfüllt ist, macheu
es dem Leser schwer, sich durch die starken vier Bände durchzuarbeiten, obgleich
man häufig durch einen sehr treffenden Zug überrascht wird. Die Darstellung
der politischen Verhältnisse, die Bulwer auch diesmal, wie er es sonst zu thun
pflegte, in den Roman verwebt hat, leidet zwar an einer ziemlich starken Ein¬
seitigkeit, allein es ist damit doch uicht so schlimm, als man es nach den Mani¬
festen, die er nach seinem Uebertritt zur Torypartei schrieb, erwarten sollte.




Die bildende Kunst in München.
2.
Cornelius.

Das Herz geht mir weit auf, wenn ich von beiden Schwesterkünsten endlich
ans mein Juwel, die kostbarste culturhistorische Errungenschaft komme, die dem
geliebten Vaterland nach seiner großen Literaturperiode geworden, die deutsche
Malerei. — Haben wir uns in der Architektur uur erst des Ansatzes z» be¬
deutende» Ergebnisse» zu rühmen, sind die misgczeichuetste» Resultate unsrer
Sculptur, ans die ich später zurückkomme» werde, nicht i» Mimche» z» suche»,


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[0376] on'is>,iLs in Knxlisl^ Ille. Z,v I'isiLt>'A>.u8 (>irxwn. Wir haben schon bei der Besprechung seines vorletzten Romans auszuführen gesucht, daß die neue Richtung, die Bulwer seinem Talent gegeben hat, mehr ans der herrschenden Stimmung des Publicums, alö aus eineni innern Trieb entspringt. Diese Manier ist in dem neuen Roman »och übertrieben. Bulwer bemüht sich unausgesetzt, humoristisch zu sein, er macht eine Reihe «»nöthiger Exciirsc, und läßt sich in diesen gerade so gehen, wie Dickens und Thackeray; aber um in dieser bequemen und nach¬ lässigen Weise zu schreiben, muß man eine unerschöpfliche Ader von guter Laune und vou phantastischen Einfällen haben. Diese besitzt Bulwer keineswegs. Seine Excnrse sind daher nicht unterhaltend, sondern nnr langweilig und störend. Es ist das eigentlich sehr schade, den» wenn der Roman etwa ans ein Drittel seines gegenwärtigen Umfangs eingeschränkt wäre, so bliebe sehr vieles Gute darin. In den Sarkasmen gegen das heuchlerische Wesen weltlich gesinnter Menschen, so wie in der Nachbildung wirklicher Züge ans dem Leben überhaupt ist Bulwer noch immer zuweilen sehr glücklich; an Scharfsinn und Beobachtungsgabe fehlt es ihm uicht im Mindesten; und wenn das auch noch nicht ausreichen würde, ein wirkliches Kunstwerk hervorzubringen, so könnte doch bei seiner in der That sehr umfassenden Bildung immer ein sehr interessantes Buch daraus hervorgehen, wenn er es verstände, sich einzuschränken und sich einer bestimmten Form zu unterwerfen. Die ewigen leeren Dialoge, mit denen das Buch gegenwärtig überfüllt ist, macheu es dem Leser schwer, sich durch die starken vier Bände durchzuarbeiten, obgleich man häufig durch einen sehr treffenden Zug überrascht wird. Die Darstellung der politischen Verhältnisse, die Bulwer auch diesmal, wie er es sonst zu thun pflegte, in den Roman verwebt hat, leidet zwar an einer ziemlich starken Ein¬ seitigkeit, allein es ist damit doch uicht so schlimm, als man es nach den Mani¬ festen, die er nach seinem Uebertritt zur Torypartei schrieb, erwarten sollte. Die bildende Kunst in München. 2. Cornelius. Das Herz geht mir weit auf, wenn ich von beiden Schwesterkünsten endlich ans mein Juwel, die kostbarste culturhistorische Errungenschaft komme, die dem geliebten Vaterland nach seiner großen Literaturperiode geworden, die deutsche Malerei. — Haben wir uns in der Architektur uur erst des Ansatzes z» be¬ deutende» Ergebnisse» zu rühmen, sind die misgczeichuetste» Resultate unsrer Sculptur, ans die ich später zurückkomme» werde, nicht i» Mimche» z» suche»,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/376>, abgerufen am 26.12.2024.