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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Goethe und der Scharfrichter Huf? zu Eger.

Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rath Grüner. Leipzig,
G, Mayer, 1853.

Der hier angezeigte Beitrag zur Goethe-Literatur hat deshalb el" besonderes
Interesse, weil er uns den Dichter im originellen, geselligen und geschäftliche"
Verkehr mit einem böhmischen Gastfreund zeigt. Goethe's großer Sammet
trieb, seine naturwissenschaftlichen und Kunstsammlungen sind Hintergrund der
freundlichen Beziehungen, welche er auf seinen Badereisen mit einem würdigen
"ut unterrichteten Beamte" des Polizciamtö zu Eger angeknüpft hatte. Im
Jahre 1820 wurde der damalige Magistratsrath Grüner mit Goethe bekannt
"ut, durch deu Zauber der mächtigen Persönlichkeit gefesselt, bald der regelmäßige
Begleiter Goethes ans dessen geognostischen Ausflügen im Egerlande, ein freund-
licher Agent "ut Beförderer deö Miueralieucabuiets, e"dlich ein anhänglicher und
werthgeacbtetcr Gastfreund des Dichters, welcher im Jahre 182S zum övjährigen
RegieruugSjubiläum Karl Angust's nach Weimar kam und dort in Goethe'S Hanse
wohnte. Bis zum Tode Goethe's danerte" die freundschaftliche" Beziehungen;
der letzte Brief des große" Mannes an Grüner ist vom 14. März 1832, sieben
Tage vor seinem Ende, datirt. Herr Grüner hat mit großer Pietät "ut Be¬
scheidenheit in dem vorliegenden Buche die Briefe Goethe's und die kleinen Er¬
eignisse ihres persönlichen Verkehrs mitgetheilt. Das Werk' ist der würdigen
Großherzogin von Weimer gewidmet und eine dankenswerthe Arbeit, für welche
der Herausgeber, um Goethe'S Worte zu gebrauchen, belobt sein soll. Der
Biograph Goethe's wird viele interessante Notizen darin finden^), und für alle



') z- B. eine Bestätigung der--wenn wir nicht irren -- bereits aus Müller's und Ecker-
mann'6 Gesprächen bekannten Notiz, daß Napoleon an Goethe die Forderung gestellt hatte,
eine Tragödie ,,Buen>S" zu schreiben. Eine Forderung, aufweiche Goethe sich, wie er sagte,
"icht einlassen wollte, weil ihm der Stoss zu "heickelich" war.
Grenzboten. l. 31
Goethe und der Scharfrichter Huf? zu Eger.

Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rath Grüner. Leipzig,
G, Mayer, 1853.

Der hier angezeigte Beitrag zur Goethe-Literatur hat deshalb el» besonderes
Interesse, weil er uns den Dichter im originellen, geselligen und geschäftliche»
Verkehr mit einem böhmischen Gastfreund zeigt. Goethe's großer Sammet
trieb, seine naturwissenschaftlichen und Kunstsammlungen sind Hintergrund der
freundlichen Beziehungen, welche er auf seinen Badereisen mit einem würdigen
»ut unterrichteten Beamte» des Polizciamtö zu Eger angeknüpft hatte. Im
Jahre 1820 wurde der damalige Magistratsrath Grüner mit Goethe bekannt
»ut, durch deu Zauber der mächtigen Persönlichkeit gefesselt, bald der regelmäßige
Begleiter Goethes ans dessen geognostischen Ausflügen im Egerlande, ein freund-
licher Agent »ut Beförderer deö Miueralieucabuiets, e»dlich ein anhänglicher und
werthgeacbtetcr Gastfreund des Dichters, welcher im Jahre 182S zum övjährigen
RegieruugSjubiläum Karl Angust's nach Weimar kam und dort in Goethe'S Hanse
wohnte. Bis zum Tode Goethe's danerte» die freundschaftliche» Beziehungen;
der letzte Brief des große» Mannes an Grüner ist vom 14. März 1832, sieben
Tage vor seinem Ende, datirt. Herr Grüner hat mit großer Pietät »ut Be¬
scheidenheit in dem vorliegenden Buche die Briefe Goethe's und die kleinen Er¬
eignisse ihres persönlichen Verkehrs mitgetheilt. Das Werk' ist der würdigen
Großherzogin von Weimer gewidmet und eine dankenswerthe Arbeit, für welche
der Herausgeber, um Goethe'S Worte zu gebrauchen, belobt sein soll. Der
Biograph Goethe's wird viele interessante Notizen darin finden^), und für alle



') z- B. eine Bestätigung der--wenn wir nicht irren — bereits aus Müller's und Ecker-
mann'6 Gesprächen bekannten Notiz, daß Napoleon an Goethe die Forderung gestellt hatte,
eine Tragödie ,,Buen>S" zu schreiben. Eine Forderung, aufweiche Goethe sich, wie er sagte,
»icht einlassen wollte, weil ihm der Stoss zu „heickelich" war.
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[0249] Goethe und der Scharfrichter Huf? zu Eger. Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rath Grüner. Leipzig, G, Mayer, 1853. Der hier angezeigte Beitrag zur Goethe-Literatur hat deshalb el» besonderes Interesse, weil er uns den Dichter im originellen, geselligen und geschäftliche» Verkehr mit einem böhmischen Gastfreund zeigt. Goethe's großer Sammet trieb, seine naturwissenschaftlichen und Kunstsammlungen sind Hintergrund der freundlichen Beziehungen, welche er auf seinen Badereisen mit einem würdigen »ut unterrichteten Beamte» des Polizciamtö zu Eger angeknüpft hatte. Im Jahre 1820 wurde der damalige Magistratsrath Grüner mit Goethe bekannt »ut, durch deu Zauber der mächtigen Persönlichkeit gefesselt, bald der regelmäßige Begleiter Goethes ans dessen geognostischen Ausflügen im Egerlande, ein freund- licher Agent »ut Beförderer deö Miueralieucabuiets, e»dlich ein anhänglicher und werthgeacbtetcr Gastfreund des Dichters, welcher im Jahre 182S zum övjährigen RegieruugSjubiläum Karl Angust's nach Weimar kam und dort in Goethe'S Hanse wohnte. Bis zum Tode Goethe's danerte» die freundschaftliche» Beziehungen; der letzte Brief des große» Mannes an Grüner ist vom 14. März 1832, sieben Tage vor seinem Ende, datirt. Herr Grüner hat mit großer Pietät »ut Be¬ scheidenheit in dem vorliegenden Buche die Briefe Goethe's und die kleinen Er¬ eignisse ihres persönlichen Verkehrs mitgetheilt. Das Werk' ist der würdigen Großherzogin von Weimer gewidmet und eine dankenswerthe Arbeit, für welche der Herausgeber, um Goethe'S Worte zu gebrauchen, belobt sein soll. Der Biograph Goethe's wird viele interessante Notizen darin finden^), und für alle ') z- B. eine Bestätigung der--wenn wir nicht irren — bereits aus Müller's und Ecker- mann'6 Gesprächen bekannten Notiz, daß Napoleon an Goethe die Forderung gestellt hatte, eine Tragödie ,,Buen>S" zu schreiben. Eine Forderung, aufweiche Goethe sich, wie er sagte, »icht einlassen wollte, weil ihm der Stoss zu „heickelich" war. Grenzboten. l. 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/249>, abgerufen am 24.07.2024.