Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.um die sämmtlichen Genossen des Sondcrbundcs der unmittelbaren Oberhoheit des Einige Uebelstände in unsrem Theaterwese". Die nächste Veranlassung zu diesen Bemerkungen, die übrigens keinen Anspruch Eduard Devrient hat in dem erstgenannten Werk, welches wir als wesent¬ Jedem strebsamen und ehrlichen Freund der Kunst uuter den Schauspielern um die sämmtlichen Genossen des Sondcrbundcs der unmittelbaren Oberhoheit des Einige Uebelstände in unsrem Theaterwese«. Die nächste Veranlassung zu diesen Bemerkungen, die übrigens keinen Anspruch Eduard Devrient hat in dem erstgenannten Werk, welches wir als wesent¬ Jedem strebsamen und ehrlichen Freund der Kunst uuter den Schauspielern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94543"/> <p xml:id="ID_250" prev="#ID_249"> um die sämmtlichen Genossen des Sondcrbundcs der unmittelbaren Oberhoheit des<lb/> päpstlichen Stuhles zu übergeben, dessen weltlicher Statthalter natürlich abermals<lb/> Oestreich wurde.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Einige Uebelstände in unsrem Theaterwese«.</head><lb/> <p xml:id="ID_251"> Die nächste Veranlassung zu diesen Bemerkungen, die übrigens keinen Anspruch<lb/> auf Vollständigkeit machen, ist ein so eben erschienener Roman von Emil Walther:<lb/> „Kunst- und Liebesleben" (Dresden, Woldemar Türk.) Der Verfasser, '<lb/> Hofschauspieler in Dresden, hat sich zur Hauptaufgabe gesetzt, das Schauspieler-<lb/> lebeu in seineu Licht- und Schattenseiten darzustellen. Das dramaturgische<lb/> Intermezzo, welches er hinzufügt, ist daher nicht eine gleichgiltige Episode, sondern<lb/> gehört wesentlich in den Organismus des Ganzen. Die Ansichten, die er darin<lb/> ausspricht, stimmen in der Hauptsache mit denen überein, welche Eduard Devrient<lb/> in seiner Geschichte des deutschen Theaters und in seiner Brochure über die<lb/> Theaterschnlcn entwickelt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_252"> Eduard Devrient hat in dem erstgenannten Werk, welches wir als wesent¬<lb/> liches Glied unserer Nationalliteratur ansehen, historisch nachgewiesen, daß die<lb/> gewöhnlichen Vorstellungen von dem idealen Zigeunerleben der Schauspieler ans<lb/> einem schwere» Irrthum beruhen, daß hinter jener anscheinenden Freiheit sich das<lb/> kläglichste Elend versteckt, und daß die Blüthe des Theaters nur da stattfand,<lb/> wo ein geordnetes kleines Gemeindewesen den Schauspieler sowol in das Reich<lb/> der Kunst, als in das Reich der gewöhnlichen bürgerlichen Sittlichkeit einführte,<lb/> daß Unordnung niemals ein Zeichen der Kunst, sondern stets ein Keim uukünstle-<lb/> rischer Verwilderung war. Er hat Versuche gemacht, diese Einführung des Schau¬<lb/> spielers in den Kreis der Studien und des sittlichen Lebens ans eine systematische<lb/> Weise zu betreiben. Wir müssen hier davon absehu, was sich in den zufälligen<lb/> äußeren Umständen diesem Vorhaben entgegenstellt, und zunächst nur die allgemei¬<lb/> nen Gesichtspunkte ins Auge fassen, die für diese Sache maßgebend sind. Wir<lb/> betrachten zunächst das Theaterwescn von seiner künstlerischen, dann von seiner sitt¬<lb/> lichen Seite.</p><lb/> <p xml:id="ID_253" next="#ID_254"> Jedem strebsamen und ehrlichen Freund der Kunst uuter den Schauspielern<lb/> wird es häufig drückend' gewesen sein, daß seine Kunst nicht, wie z. B. Musik<lb/> und Malerei, auf bestimmten technischen Voraussetzungen beruht, über die sich<lb/> nicht weiter streiten läßt. Daher erklärt sich, abgesehen von den natürlichen Wir¬<lb/> kungen gekränkter Eigenliebe, die lebhafte Abneigung, welche gerade unter den<lb/> besseren Schauspielern gegen die gewöhnliche Theaterkritik herrscht, und die sich auch<lb/> in dem vorliegenden Roman auf eine etwas übertriebene Weise Lust macht. Aller-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0102]
um die sämmtlichen Genossen des Sondcrbundcs der unmittelbaren Oberhoheit des
päpstlichen Stuhles zu übergeben, dessen weltlicher Statthalter natürlich abermals
Oestreich wurde.
Einige Uebelstände in unsrem Theaterwese«.
Die nächste Veranlassung zu diesen Bemerkungen, die übrigens keinen Anspruch
auf Vollständigkeit machen, ist ein so eben erschienener Roman von Emil Walther:
„Kunst- und Liebesleben" (Dresden, Woldemar Türk.) Der Verfasser, '
Hofschauspieler in Dresden, hat sich zur Hauptaufgabe gesetzt, das Schauspieler-
lebeu in seineu Licht- und Schattenseiten darzustellen. Das dramaturgische
Intermezzo, welches er hinzufügt, ist daher nicht eine gleichgiltige Episode, sondern
gehört wesentlich in den Organismus des Ganzen. Die Ansichten, die er darin
ausspricht, stimmen in der Hauptsache mit denen überein, welche Eduard Devrient
in seiner Geschichte des deutschen Theaters und in seiner Brochure über die
Theaterschnlcn entwickelt hat.
Eduard Devrient hat in dem erstgenannten Werk, welches wir als wesent¬
liches Glied unserer Nationalliteratur ansehen, historisch nachgewiesen, daß die
gewöhnlichen Vorstellungen von dem idealen Zigeunerleben der Schauspieler ans
einem schwere» Irrthum beruhen, daß hinter jener anscheinenden Freiheit sich das
kläglichste Elend versteckt, und daß die Blüthe des Theaters nur da stattfand,
wo ein geordnetes kleines Gemeindewesen den Schauspieler sowol in das Reich
der Kunst, als in das Reich der gewöhnlichen bürgerlichen Sittlichkeit einführte,
daß Unordnung niemals ein Zeichen der Kunst, sondern stets ein Keim uukünstle-
rischer Verwilderung war. Er hat Versuche gemacht, diese Einführung des Schau¬
spielers in den Kreis der Studien und des sittlichen Lebens ans eine systematische
Weise zu betreiben. Wir müssen hier davon absehu, was sich in den zufälligen
äußeren Umständen diesem Vorhaben entgegenstellt, und zunächst nur die allgemei¬
nen Gesichtspunkte ins Auge fassen, die für diese Sache maßgebend sind. Wir
betrachten zunächst das Theaterwescn von seiner künstlerischen, dann von seiner sitt¬
lichen Seite.
Jedem strebsamen und ehrlichen Freund der Kunst uuter den Schauspielern
wird es häufig drückend' gewesen sein, daß seine Kunst nicht, wie z. B. Musik
und Malerei, auf bestimmten technischen Voraussetzungen beruht, über die sich
nicht weiter streiten läßt. Daher erklärt sich, abgesehen von den natürlichen Wir¬
kungen gekränkter Eigenliebe, die lebhafte Abneigung, welche gerade unter den
besseren Schauspielern gegen die gewöhnliche Theaterkritik herrscht, und die sich auch
in dem vorliegenden Roman auf eine etwas übertriebene Weise Lust macht. Aller-
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