Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.Deutschland "ab Preußen. Die Versuche der Nordsecstaatcn, ohne Preußen die deutsche Flotte durch einen Zu Berlin ist am 19. April der Kongreß der Zollvcreinsstaaten mit einer Rede Deutschland «ab Preußen. Die Versuche der Nordsecstaatcn, ohne Preußen die deutsche Flotte durch einen Zu Berlin ist am 19. April der Kongreß der Zollvcreinsstaaten mit einer Rede <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0206" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94107"/> </div> <div n="2"> <head> Deutschland «ab Preußen.</head><lb/> <p xml:id="ID_564"> Die Versuche der Nordsecstaatcn, ohne Preußen die deutsche Flotte durch einen<lb/> Verein zu conserviren, sind fehlgeschlagen, wie zu erwarten war; die Auslösung der Flotte<lb/> ist von der Bundesversammlung beschlossen, die deutsche Flagge aus Eckernförde und<lb/> dem Barbarossa, der SegeMcgatte und dem Kriegsdampfer, ist verschwunden und die<lb/> preußische Flagge durch den Commodore Schröder aufgehißt worden. Aus der Anrede<lb/> des preußischen Commodore an seine Leute bei Uebernahme des Schiffes scheint zu<lb/> folgen, daß das Project im Werke ist, die Scgclfregatte Eckernförde zur Uebung und<lb/> für Handelsinteressen des neuen Zollvereins aus Reisen zu schicken. Wie bitter auch<lb/> der Schmerz ist, mit welchem der Deutsche die Auflösung der Flotte ansieht, es nützt<lb/> Nichts, darüber zu klagen, denn diese Auslösung ist" nur die nothwendige Konsequenz<lb/> von allem dem, was in den letzten Jahren gegen Centralisation der deutschen Interessen<lb/> von den Fürsten und im Volke geschehen ist. Den bescheidenen Wunsch aber theilt Jeder,<lb/> daß die aus Mangel an Geld in kürzester Frist nothwendige Zertheilung des noch<lb/> übrigen Bestandes der deutschen Flotte wenigstens in so würdiger Form als möglich<lb/> vor sich gehen möge, und daß uns das widrige Schauspiel erspart werde, die Schisse<lb/> nach langem Feilschen und öffentlichem Aufbieten in den Besitz Fremder übergehen zu<lb/> sehen. Zu bestimmen ist noch über die Zukunft folgender Schiffe: über zwei Dampf-<lb/> frcgattcn, die große'Hansa, einen der größten Kriegsdampfcr, welche überhaupt existi-<lb/> ren, 730 Pferdekraft und 41 Bomben-Kanonen, und die kleinere Erzherzog Jo¬<lb/> hann. Zweitens über eine Segclfrcgatte Deutschland, welche früher ein Hamburger<lb/> Kauffahrer gewesen ist und zu den am wenigsten brauchbaren Schiffen der Flotte ge¬<lb/> hören soll. Ferner über 6 Dampfcorvettcn: Ernst August, Gro'ßh erzog von<lb/> Oldenburg, Frankfurt, Hamburg, Lübeck, Bremen, von 270 —160 Pferde-<lb/> kraft, und endlich über 26 Kanonenböte. Der Capitalwerth dieser Fahrzeuge be¬<lb/> trägt zusammen va. 2 Millionen Thaler. Noch verlautet nichts Sicheres über die<lb/> Disposition, welche die Staaten über diesen -ansehnlichen Bestand treffen werden. Die<lb/> kleine preußische Flotte besteht dagegen jetzt aus drei Segelschiffen: der Fregatte Eckern¬<lb/> förde mit i>6,. der Corvette Amazone mit 12, und einem Transportschiff mit i> Ka¬<lb/> nonen; serner.aus S Dampfschiffen: der Fregatte Barbarossa, von i-40 Pferdekraft<lb/> mit 9 Kanonen, einer Corvette mit 3ö0 Pferdekraft und 12 Kanonen, 2 Aviso-<lb/> schiffcn von 180 Pferdekraft mit zusammen 12 Kanonen und einem Transportschiffe<lb/> von 3at) Pferdekraft mit i> Kanonen; endlich aus 42 Nuderfcchrzcugen, 36 Kanoncn-<lb/> schaluppen mit zusammen 72, und 6 Kcmoncnjollen mit zusammen 6 Kanonen.</p><lb/> <p xml:id="ID_565" next="#ID_566"> Zu Berlin ist am 19. April der Kongreß der Zollvcreinsstaaten mit einer Rede<lb/> des Ministerpräsidenten von Manteuffel eröffnet worden, worin derselbe sehr bestimmt<lb/> ausspricht, daß dieser Congreß als eine Berathung über die fernere Fortsetzung des<lb/> Zollvereins unter Zutritt derjenigen neuen Mitglieder, welche sich bereits vertragsmäßig zum<lb/> Eintritt verpflichtet haben, anzusehen sei, und daß ein Handelsvertrag mit Oest¬<lb/> reich erst n a es neu geschlossener Vereinigung der Zollvcreinsstaaten zu suchen sein werde,<lb/> worauf Bayern in der üblichen höflichen Antwort auf die Anrede als Sprecher der<lb/> Opposition seinerseits die Zolleinigung mit Oestreich, und die Bewahrung der<lb/> Schutzzölle als das wünschenswerte Ziel dieses Kongresses hinstellte. So stehen die<lb/> Parteien einander bereits kriegerisch gegenüber, und hinter der diplomatischen Form ist<lb/> auf allen Seiten eine ungewöhnliche Erregtheit sichtbar, welche bei den einzelnen Staaten<lb/> der Opposition allerdings verschiedene Ursachen zu haben scheint. In den Verhand¬<lb/> lungen der sächsischen Kammern hat sich das Ministerium mit großer Wärme für Fort¬<lb/> setzung des Zollvereins ausgesprochen, dessen Nothwendigkeit für Sachsen durchaus<lb/> nicht verkannt wurde. Es steht zu erwarten, daß die sächsische Regierung am ersten<lb/> den Mißmuth überwinden wird, welchen die Diplomatie aller Oppositionsstaaten dar¬<lb/> über fühlt, daß Preußen den Vertrag mit Hannover schloß, ohne sie vorher befragt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0206]
Deutschland «ab Preußen.
Die Versuche der Nordsecstaatcn, ohne Preußen die deutsche Flotte durch einen
Verein zu conserviren, sind fehlgeschlagen, wie zu erwarten war; die Auslösung der Flotte
ist von der Bundesversammlung beschlossen, die deutsche Flagge aus Eckernförde und
dem Barbarossa, der SegeMcgatte und dem Kriegsdampfer, ist verschwunden und die
preußische Flagge durch den Commodore Schröder aufgehißt worden. Aus der Anrede
des preußischen Commodore an seine Leute bei Uebernahme des Schiffes scheint zu
folgen, daß das Project im Werke ist, die Scgclfregatte Eckernförde zur Uebung und
für Handelsinteressen des neuen Zollvereins aus Reisen zu schicken. Wie bitter auch
der Schmerz ist, mit welchem der Deutsche die Auflösung der Flotte ansieht, es nützt
Nichts, darüber zu klagen, denn diese Auslösung ist" nur die nothwendige Konsequenz
von allem dem, was in den letzten Jahren gegen Centralisation der deutschen Interessen
von den Fürsten und im Volke geschehen ist. Den bescheidenen Wunsch aber theilt Jeder,
daß die aus Mangel an Geld in kürzester Frist nothwendige Zertheilung des noch
übrigen Bestandes der deutschen Flotte wenigstens in so würdiger Form als möglich
vor sich gehen möge, und daß uns das widrige Schauspiel erspart werde, die Schisse
nach langem Feilschen und öffentlichem Aufbieten in den Besitz Fremder übergehen zu
sehen. Zu bestimmen ist noch über die Zukunft folgender Schiffe: über zwei Dampf-
frcgattcn, die große'Hansa, einen der größten Kriegsdampfcr, welche überhaupt existi-
ren, 730 Pferdekraft und 41 Bomben-Kanonen, und die kleinere Erzherzog Jo¬
hann. Zweitens über eine Segclfrcgatte Deutschland, welche früher ein Hamburger
Kauffahrer gewesen ist und zu den am wenigsten brauchbaren Schiffen der Flotte ge¬
hören soll. Ferner über 6 Dampfcorvettcn: Ernst August, Gro'ßh erzog von
Oldenburg, Frankfurt, Hamburg, Lübeck, Bremen, von 270 —160 Pferde-
kraft, und endlich über 26 Kanonenböte. Der Capitalwerth dieser Fahrzeuge be¬
trägt zusammen va. 2 Millionen Thaler. Noch verlautet nichts Sicheres über die
Disposition, welche die Staaten über diesen -ansehnlichen Bestand treffen werden. Die
kleine preußische Flotte besteht dagegen jetzt aus drei Segelschiffen: der Fregatte Eckern¬
förde mit i>6,. der Corvette Amazone mit 12, und einem Transportschiff mit i> Ka¬
nonen; serner.aus S Dampfschiffen: der Fregatte Barbarossa, von i-40 Pferdekraft
mit 9 Kanonen, einer Corvette mit 3ö0 Pferdekraft und 12 Kanonen, 2 Aviso-
schiffcn von 180 Pferdekraft mit zusammen 12 Kanonen und einem Transportschiffe
von 3at) Pferdekraft mit i> Kanonen; endlich aus 42 Nuderfcchrzcugen, 36 Kanoncn-
schaluppen mit zusammen 72, und 6 Kcmoncnjollen mit zusammen 6 Kanonen.
Zu Berlin ist am 19. April der Kongreß der Zollvcreinsstaaten mit einer Rede
des Ministerpräsidenten von Manteuffel eröffnet worden, worin derselbe sehr bestimmt
ausspricht, daß dieser Congreß als eine Berathung über die fernere Fortsetzung des
Zollvereins unter Zutritt derjenigen neuen Mitglieder, welche sich bereits vertragsmäßig zum
Eintritt verpflichtet haben, anzusehen sei, und daß ein Handelsvertrag mit Oest¬
reich erst n a es neu geschlossener Vereinigung der Zollvcreinsstaaten zu suchen sein werde,
worauf Bayern in der üblichen höflichen Antwort auf die Anrede als Sprecher der
Opposition seinerseits die Zolleinigung mit Oestreich, und die Bewahrung der
Schutzzölle als das wünschenswerte Ziel dieses Kongresses hinstellte. So stehen die
Parteien einander bereits kriegerisch gegenüber, und hinter der diplomatischen Form ist
auf allen Seiten eine ungewöhnliche Erregtheit sichtbar, welche bei den einzelnen Staaten
der Opposition allerdings verschiedene Ursachen zu haben scheint. In den Verhand¬
lungen der sächsischen Kammern hat sich das Ministerium mit großer Wärme für Fort¬
setzung des Zollvereins ausgesprochen, dessen Nothwendigkeit für Sachsen durchaus
nicht verkannt wurde. Es steht zu erwarten, daß die sächsische Regierung am ersten
den Mißmuth überwinden wird, welchen die Diplomatie aller Oppositionsstaaten dar¬
über fühlt, daß Preußen den Vertrag mit Hannover schloß, ohne sie vorher befragt
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